Absehbare "schwarze Schwäne"
ssc Frankfurt – Sinkende Asset-Preise können Banken und den Staaten, die für sie garantieren, größeres Ungemach bereiten als gedacht. Diese Warnung äußerte Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Merton bei einer Gastvorlesung am Frankfurter Center for Financial Studies. Berücksichtige man dies, würden als unwahrscheinlich erachtete Ereignisse, die der Wissenschaftler Nassem Nicholas Taleb als “schwarze Schwäne” bezeichnete, plötzlich “gut nachvollziehbar”, glaubt Merton.Wenn Banken Kredite an Unternehmen oder Hauseigentümer vergäben oder für diese garantierten, dann steige ihr Risiko, sobald die Sicherheiten an Wert verlören, betonte Merton bei der Vorstellung seines Ansatzes zu Analyse und Management makrofinanzieller Risiken. Seiner Meinung nach müssten sich Banken schon für höhere Risiken wappnen, wenn etwa die Häuserpreise oder der Wert von Unternehmens-Assets sinken, und nicht erst dann, wenn Schuldner in Verzug geraten. Wie viel die Sicherheiten noch wert seien, entscheide im Ernstfall darüber, wie schmerzhaft eine Insolvenz für einen Kredit- oder Garantiegeber ausfalle.Auch Staaten müssten sich stärker mit den Gefahren rückläufiger Asset-Preise beschäftigen, so Merton weiter. Sie stünden in der Regel für bedeutende Banken im Land ein – entweder direkt über Einlagensicherungssysteme oder indirekt durch implizite Staatsgarantien, die unter anderem bei den zahlreichen Rettungsprogrammen in der Subprime-Krise zum Tragen kamen. Wenn Vermögenswerte in einem Land auf breiter Basis an Wert verlören, dann steige das Risiko, dass Banken in Schieflage gerieten, und damit wiederum die Gefahr, dass Staaten eingreifen müssten.Von “schwarzen Schwänen” kann Merton aus eigener Erfahrung berichten. Ein solches Ereignis traf den 69-Jährigen 1998 mit dem Kollaps des von ihm mitgegründeten milliardenschweren Hedgefonds Long-Term Capital Management (LTCM), der von der Russland-Krise kalt erwischt wurde.