Abwicklungsregime prägt Europas Banken-Ratings

Fitch: Jedem dritten Institut in der EU droht Downgrade - Staatliche Unterstützung schwindet

Abwicklungsregime prägt Europas Banken-Ratings

bn Frankfurt – Die Einrichtung eines europaweiten Abwicklungsmechanismus wird laut Fitch im laufenden Jahr die Ratings im europäischen Bankensektor prägen. “Dies wird die Ratings-Story für Banken 2015”, erklärte James Longsdon, Managing Director Financial Institutions bei der Ratingagentur, am Mittwoch auf dem “Fitch Credit Outlook 2015”. Nach Einschätzung der Bonitätswächter steht einem Drittel der Banken in der EU eine Herabstufung ihres Ratings bevor, die auf eine schwindende Unterstützung des Staates zurückgeht. Ratingstütze StaatAuf Basis der neuen EU-Abwicklungsrichtlinie BRRD soll Anfang kommenden Jahres eine europäische Abwicklungsbehörde ihre Arbeit aufnehmen. Als deren Chefin wird BaFin-Präsidentin Elke König nach Brüssel wechseln. Das Abwicklungsregime soll verhindern, dass sich Banken und deren Kapitalgeber auf eine staatliche Rettung im Fall einer Schieflage des Instituts verlassen. Longsdon zufolge entscheidet ein Schwinden der staatlichen Unterstützung von Banken schon jetzt so stark wie kein anderer Faktor darüber, ob Fitch der Bonitätsnote eines Finanzinstitut einen negativen Ausblick verpasst. Ein negativer Outlook ist demnach in 81 % der Fälle auf eine Abnahme der staatlichen Unterstützung zurückzuführen und nur in 2 % der Fälle auf eine Verschlechterung des Ausblicks für den jeweiligen Staat, wie es am Mittwoch in Frankfurt hieß.Als belastender Faktor für die Entwicklung der Ratings kommt hinzu, dass gerade in Staaten der Euroland-Peripherie die wirtschaftliche Erholung, sofern sie überhaupt stattfindet, zu schwach ausfällt, um die Effekte der Rezession auszugleichen. Zudem setzt ein niedriges Niveau der Risikovorsorge das Eigenkapital der Banken den Folgen einer weiteren Verschlechterung der Aktiva-Qualität aus, wie Longsdon weiter erläuterte. NPL-Quoten über 30 ProzentIn Griechenland, Slowenien und Zypern liegt die Quote notleidender Kredite Fitch zufolge jeweils über 30 %. In Griechenland haben die Banken dabei für gerade einmal die Hälfte ihrer faulen Ausreichungen Vorsorge getroffen. Im Falle der hellenischen Banken Alpha Bank, Eurobank Ergasias, Hellenic Bank und National Bank of Greece sowie bei der irischen Permanent tsb und Italiens Carige macht das Ausmaß der faulen Kredite, für die noch keine Rückstellungen gebildet worden sind, dabei das Doppelte des Eigenkapitals oder noch mehr aus. Belastungen aus Abschreibungen können diese Banken damit kaum verkraften.Mit dem etwa 1,8-Fachen des Eigenkapitals ist Fitch zufolge auch die HSH Nordbank dabei, allerdings lässt die Betrachtung der Agentur Sicherheiten- sowie staatliche Garantien außen vor (siehe Grafik). Eine Mitte 2013 auf 10 Mrd. Euro wieder aufgestockte Zweitverlustgarantie der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein schützt die HSH vor Verlusten im Bestand der wertgeminderten Vermögensbestände und stärkt zugleich ihre Kapitalquote.Ungeachtet dieses Hintergrunds sind Europas Banken darauf angewiesen, dass sich die Werte der hinter den Krediten stehenden Sicherheiten erholen, wie Fitch ausführt. Sollte es zu einer Deflation kommen, gerieten Banken, die für notleidende Kredite noch keine Risikovorsorge betrieben haben, in Nachteil, meinte Longdons. Schließlich verlören die gestellten Sicherheiten dann an Wert. “Fundamental schwach”Die Ertragskraft der europäischen Banken bezeichnet Longsdon als “fundamental schwach”. Im Median erwartet Fitch im Sektor im laufenden Jahr vor Wertberichtigungen eine operative Eigenkapitalrendite von gut 15 % vor Steuern. Wertminderungen sollten diese Kennzahl demnach auf gut 11 % drücken, was nach Steuern einer Eigenkapitalverzinsung von noch knapp 8 % entspräche.Eine umso größere Bedeutung kommt daher der Kostendisziplin in den Banken zu. Longsdon geht unter anderem davon aus, dass die Institute versuchen werden, ihren Personalaufwand einzudämmen.