Adolf Schmitt-Weigand 80
ski – Es gab Zeiten, da war in der Sparkassen-Finanzgruppe noch richtig was los, da flogen die Fetzen – davon ist man doch heute weit entfernt, oder? Etwa 1995, als einer bass erstaunten Öffentlichkeit ein Thriller vorgeführt wurde, der an Spannung und Dramatik keine Wünsche offen ließ – bis hin zum Showdown, der für die Protagonisten eines beispiellosen Machtkampfes mit dem Verlust ihrer jeweiligen Ämter endete: Adolf Schmitt-Weigand, Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen-Thüringen (SGVHT) und Verwaltungsratsvorsitzender der Helaba, sowie Karl Kauermann, Vorstandsvorsitzender des regionalen Spitzeninstituts der Sparkassen.Beide hatten sich über die Strategie der Helaba zerstritten und ihre Auseinandersetzung coram publico ausgetragen, wobei auch reichlich schmutzige Wäsche gewaschen wurde. Schmitt-Weigand entzog dem von ihm selbst auf den Chefsessel der Landesbank gesetzten, ihm dann aber bald zu eigenmächtig gewordenen Kauermann sogar öffentlich das Vertrauen. Die Ministerpräsidenten von Hessen und Thüringen, Hans Eichel (SPD) und Bernhard Vogel (CDU), hatten vergebens versucht zu vermitteln. Unter anderem kam es zu einer Art konspirativem Treffen zu viert an einer Autobahnraststätte, doch auch davon bekam die Presse Wind. Die tiefen Wunden, die durch die Fehde in der regionalen S-Finanzgruppe und ihren Gremien gerissen wurden, verheilten erst nach Jahren. Der damalige Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) und spätere Bundespräsident Horst Köhler beklagte, dass der Konflikt auch bundesweit für die Sparkassenorganisation Schaden angerichtet habe.Für Schmitt-Weigand überschattete dieses bittere Ende ein berufliches Lebenswerk, das seinerseits ziemlich einzigartig ist. Helmut Geiger gilt ja mit seiner Amtszeit von mehr als 21 Jahren (1972 bis 1993) als der “ewige Präsident” des DSGV. Dann war der promovierte Jurist Schmitt-Weigand freilich noch umso mehr ein ewiger Präsident, stand er doch sogar gut 24 Jahre (1971 bis 1995) an der Spitze erst des Hessischen Sparkassen- und Giroverbandes und dann des nach der deutschen Einheit gemeinsam mit Thüringen aus der Taufe gehobenen SGVHT.In die Amtszeit des machtbewussten und in Teilen der regionalen Gruppe durchaus auch gefürchteten “SW” fiel unter anderem die erfolgreiche Sanierung und Neuausrichtung der in den frühen siebziger Jahren in eine schwere Schieflage geratenen Helaba, die dann in den Achtzigern wie Phönix aus der Asche aufstieg, die Rekommunalisierung der zuvor vom Land Hessen getragenen Nassauischen Sparkasse (Naspa) 1991 und nicht zuletzt der Abschluss des Staatsvertrages zwischen Hessen und Thüringen zur Bildung der gemeinsamen Sparkassen-Finanzgruppe 1992. Am morgigen Freitag vollendet Schmitt-Weigand sein 80. Lebensjahr.