Adyen legt beim Wachstum zu
dpa-afx Frankfurt
Der niederländische Zahlungsdienstleister Adyen hat sein Wachstumstempo dank anziehender Onlinezahlungen im zweiten Halbjahr noch beschleunigt. Umsatz und Ergebnis legten stark zu, weil mehr und mehr Transaktionen über die Plattform der Firma laufen, vor allem im Netz, aber zunehmend auch vor Ort im Ladengeschäft. Vorstandschef Pieter van der Does plant für das Unternehmen auch in den kommenden Jahren vor allem Wachstum aus eigener Kraft.
Aktie steigt kräftig
Die zuletzt stark gebeutelte Aktie legte in Amsterdam nach den Ergebnissen deutlich zu. Das Papier schob sich zur Börseneröffnung mit einem Plus von 10,6% auf 1861 Euro an die Spitze im Eurozonen-Leitindex Euro Stoxx 50. Im November hatte der Kurs noch einen Rekordstand bei 2835 Euro erreicht, war danach aber im Zuge der Skepsis von Investoren rund um Technologietitel abgerauscht. An der Börse ist Adyen mit dem starken Kursplus zur Wochenmitte aktuell mit rund 58 Mrd. Euro dennoch etwa so viel wert wie der deutsche Autobauer BMW. J.-P.-Morgan-Analyst Sandeep Deshpande sprach von starken Resultaten trotz des Gegenwinds, den derzeit einige Wettbewerber und Kunden aus dem US-Onlinehandel zu spüren bekommen hätten. US-Rivale Paypal enttäuschte mit seinem jüngsten Bericht. Sowohl für das abgewickelte Transaktionsvolumen als auch für die operative Marge könnten die Marktschätzungen bei Adyen nun steigen.
Adyen wickelt unter anderem Zahlungen im Netz für Onlineanbieter wie Spotify, Zalando, Booking.com, Uber, Ebay oder Delivery Hero ab. Im vergangenen Jahr liefen Zahlungen von rund 516 Mrd. Euro durch die Systeme der Niederländer, wie sie mitteilten. Das waren 70% mehr als im Vorjahr und auch mehr als von Analysten gemeinhin erwartet. Im zweiten Halbjahr konnte Adyen bei den Transaktionen das Wachstumstempo gegenüber der ersten Jahreshälfte erhöhen.
Von den Zahlungen behält Adyen einen kleinen Teil als Gebühr und verdient auch an Risikoabsicherungen für die Kunden. Der Umsatz kletterte 2021 im Jahresvergleich um 46% auf 1 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um 57% auf 630 Mill. Euro – auch hier hatten Experten weniger auf dem Zettel. Das lag an unterproportional steigenden Kosten, auch weil das Unternehmen nicht so viele Arbeitskräfte fand wie geplant. Adyen will ihre Bemühungen in dieser Hinsicht nun ausweiten und in den kommenden Perioden mehr Stellen schaffen. Der Nettogewinn zog um 80% an auf rund 470 Mill. Euro.
Das Management blieb bei seinen Mittelfristzielen, die ein durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum vom mittleren Zwanziger-Prozentbereich bis in den unteren Dreißiger-Prozentbereich vorsehen. Vorstandschef van der Does erteilte größeren Übernahmen und Fusionen eine Absage. „Wir haben die Ambition, ohne Akquisitionen selbst ein globales Unternehmen zu bauen“, sagte er im Interview mit Bloomberg.