AIM hofft auf deutsche Investoren

Mailänder Kleinstwertesegment steht für fast alle Börsengänge in Italien

AIM hofft auf deutsche Investoren

bl Mailand – Das Kleinstwertesegment AIM stand auch 2020 für fast alle Börsenneunotierungen am Börsenplatz Mailand. Anna Lambiase, Gründerin und CEO des Beratungsunternehmens IR Top Consulting, eines Partnerunternehmens der Borsa Italiana, das darauf spezialisiert ist, Unternehmen beim Börsengang zu unterstützen, ist für 2021 zuversichtlich: “Allein unser Unternehmen hat drei Mandate für eine Börsennotierung. Es sind sicher weitere Projekte in Vorbereitung”, sagte sie der Börsen-Zeitung.Nach einem sehr schwachen ersten Halbjahr gab es von August bis zum Jahresende 20 neue Notierungen. Im Gesamtjahr entfielen auf das AIM-Segment 23 (Vorjahr: 35) von 24 neuen Notierungen am Finanzplatz. AIM wurde 2009 geschaffen, um Mittelständlern mit erleichterten Bedingungen den Zugang zur Börse zu ermöglichen. Das Segment steht inzwischen für 138 börsennotierte Unternehmen mit einer Kapitalisierung von insgesamt 5,8 Mrd. Euro. Im Durchschnitt sammelten sie mit dem Gang an die Börse 6,5 Mill. Euro ein. Ihr durchschnittlicher Umsatz beträgt 21 Mill. Euro, der durchschnittliche Börsenwert 24 Mill. Euro.Neue Impulse erwartet sich Lambiase nicht nur von der erwarteten konjunkturellen Erholung, sondern auch von der steigenden Bedeutung des Mailänder Aktienmarkts:”Die Börse wird bei der Finanzierung des wirtschaftlichen Wiederaufbaus eine noch wichtigere Rolle spielen als bisher, weil die Banken in der Post-Covid-Phase restriktiver bei der Vergabe neuer Kredite vor allem an Mittelständler sein werden.” Das AIM-Segment werde von Wachstumsimpulsen kleiner Unternehmen aus den Bereichen neue Technologien, Umwelt, erneuerbare Energien und Gesundheit profitieren: “Es wird eine größere Nachfrage nach Innovationen geben.”Die Managerin begrüßt, dass die Regierung gerade ein neues 30-Mill.-Euro-Programm für innovative Unternehmen aufgelegt hat, die an die Börse gehen wollen. Die Mittelständler erhalten eine Steuergutschrift von bis zu 50 % der Kosten eines IPO, maximal 500 000 Euro. “Das ist eine sehr positive Nachricht und auch gesamtwirtschaftlich sehr wichtig. Damit werden Innovationen gefördert und Investitionen in diesem Sektor des AIM-Segments vereinfacht.” AIM profitiert auch von weiteren Regelungen, die Börsengänge begünstigen. So wurde kürzlich AIM Professional geschaffen. Unternehmen, die noch nicht alle Voraussetzungen für einen Börsengang erfüllen, sollen allmählich an den Aktienmarkt herangeführt werden: “Damit bestehen gute Voraussetzungen zur Finanzierung von Start-ups nach der Crowdfunding-Phase”, sagt Lambiase. Seit Ende Juli hat es hier drei Börsengänge gegeben. Nach Ansicht der Banca d’Italia beflügeln Maßnahmen dieser Art die Entwicklung des im internationalen Vergleich unterentwickelten italienischen Aktienmarktes. Die Notenbank schätzt das Potenzial börsenfähiger italienischer Mittelständler in der Post-Covid-Phase auf mehr als 2 000 Unternehmen.Unklar ist nach Ansicht Lambiases, welche Folgen die erweiterte Golden-Power-Regelung haben wird, mit der Rom Übernahmen durch Ausländer blockieren kann. “Das wird Auswirkungen haben”, vermutet sie. Von der Übernahme der Borsa Italiana durch Euronext erhofft sich Lambiase mehr Sichtbarkeit für ausländische Investoren vor allem aus Frankreich und Deutschland.