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Airbag gegen hohe Teuerung

Mit ETF auf inflationsgeschützte Bonds können Anleger von steigender Inflation profitieren.

Airbag gegen hohe Teuerung

Von Armin SchmitzUm 0,1 % sind die Preise in Deutschland im April im Vergleich zum Vorjahresmonat gesunken. Die Inflationsrate war damit seit mehr als einem Jahr wieder negativ. Obwohl von hohen Teuerungsraten noch weit und breit nichts zu sehen ist, fürchten viele Experten ein rasches Comeback der Inflation. Dabei ist noch nicht die überaus expansive Geldpolitik der Notenbanken berücksichtigt. So verweisen Experten auf die Erholung des Ölpreises in den vergangenen Wochen. Seit dem Tief von 27,11 Dollar je Barrel ist die Notierung des Öls der Sorte Brent um mehr als 80 % auf zuletzt 50,8 Dollar gestiegen. Auch andere Rohstoffe wie Zink und Kupfer haben sich in den vergangenen Wochen deutlich verteuert. So stieg die Notierung für Zink seit dem Jahresanfang von 1 500 Dollar je Tonne auf etwas mehr als 2 000 Dollar. Kupfer legte von rund 4 300 auf fast 4 600 Dollar je Tonne zu. “Insbesondere die Energiepreise sollten der Inflationsrate ab Herbst spürbaren Auftrieb geben. Denn der dann entfallende Basiseffekt wird dafür sorgen, dass die Energiepreise – gerechnet gegenüber dem Vorjahr – merklich langsamer fallen und dadurch die gesamte Inflationsrate weniger nach unten ziehen werden”, erklärt Marco Wagner, Analyst bei der Commerzbank. “Zusätzlich dürften sich die für Deutschland ordentlichen Lohnsteigerungen in einer tendenziell steigenden Kernteuerungsrate niederschlagen. Insgesamt rechnen wir deshalb mit einer Inflationsrate für Deutschland von 0,5 % in diesem Jahr, die im nächsten Jahr auf 1,9 % steigen dürfte.” In den vergangenen Monaten ist es zu deutlich höheren Tarifabschlüssen gekommen. Fast vier Millionen Beschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie können sich über ein Lohnplus von 4,8 % freuen. Ähnlich hoch fällt der vorher ausgehandelte Tarifabschluss für zwei Millionen öffentlich Bedienstete aus. Durch diese Abschlüsse dürfte sich der Miindestlohn nach oben bewegen. Nahezu VollbeschäftigungAuch für die USA sehen Experten langfristig anziehende Teuerungsraten. Nach Ansicht von Vontobel Asset Management (Vontobel AM) scheint die US-Notenbank das Risiko eines weiteren Anstiegs der Kern- und der Gesamtinflation herunterzuspielen. Auf dem US-Arbeitsmarkt herrscht nahezu Vollbeschäftigung, das Lohnwachstum hat in den vergangenen Quartalen leicht – in Richtung 2,5 % – angezogen, und in bestimmten Wirtschaftssektoren bekunden Unternehmen zunehmend Mühe, die freien Stellen zu besetzen. Zudem verblasst die deflationäre Wirkung eines starken Dollar nach der einjährigen Konsolidierungsphase allmählich, und bei den Rohstoffpreisen zeichnet sich eine Stabilisierung ab, schätzt Vontobel. Sensible Indikatoren sind die Kurse der inflationsgeschützten Anleihen bzw. Inflation Linked Bonds (Linker). Die Zinszahlungen und Rückzahlungswerte von Linkern sind an die Inflation gekoppelt. In der Eurozone orientieren sie sich meist am Verbraucherpreisindex HVPI ohne Tabak. Diese Anleihekategorie hat im laufenden Jahr geringfügige Kurssteigerungen verzeichnet. So legte der S&P Eurozone Sovereign Inflation-Linked Bond Index seit dem Jahresanfang rund 1,8 % zu. Deutlich höhere Inflationserwartungen bestehen in den USA. Der S & P U.S. Tips Index stieg seit dem Jahreswechsel sogar um 5,2 %. Von dieser Entwicklung profitierten auch Exchange Traded Funds (ETF) auf die Inflation Linked Bonds (Linker). Der ETF von iShares auf den Barclays Capital Dollar Tips (IE00B1FZSC47) verbuchte im laufenden Jahr einen Gewinn von etwas mehr als 3 %. Der physisch replizierende Indexfonds bildet die Wertentwicklung des Barclays US Government Inflation Linked Bond (USD) ab. Auf Sicht eines Jahres schlägt ein Gewinn von rund 5,5 % zu Buche. Über drei Jahre konnte der Anleger mit diesem Indexfonds sogar eine jährliche Rendite von 6,7 % jährlich erzielen. Kaum VorteileEinen wesentlichen Mehrgewinn konnten auch die aktiv gemanagten Publikumsfonds nicht bieten. So verbuchte der Legg Mason Western Asset Global Inflation Management Fund Class A (G) USD Acc (IE00B1BXHS14) im Dreijahreszeitraum mit einem jährlichen Wertzuwachs von 6,6 % bei einer Volatilität von 10,9 % die höchste Rendite in der Morningstar-Kategorie “Anleihen USD inflationsgesichert”. Lediglich in den zurückliegenden zwölf Monaten hatte der Fonds mit einem Gewinn von 7,5 % die Nase vorne. Diese Leistung darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Fonds der Morningstar-Kategorie im Einjahreszeitraum im Schnitt zwar auf eine Rendite von 6,6 % gekommen sind. Über drei Jahre sind es jedoch durchschnittlich nur rund 6 % jährlich und damit sogar weniger als ein Investment mit einem passiv gemanagten Indexfonds. Egal, ob der Anleger aktiv gemanagte oder passive Fonds für ein Investment nutzt, das Umfeld scheint günstig. Vontobel hat eine positive Einschätzung gegenüber den inflationsgeschützten US-Anleihen. Nach Ansicht der Experten nehmen die US-Linker derzeit eine Gesamtinflation von nur 1,6 % für die nächsten zehn Jahre vorweg. Nach unten scheinen die inflationsgeschützten US-Treasuries (Tips) daher gut abgesichert. Steigt die Inflationserwartung, bietet diese Anleiheklasse ein lukratives Aufwärtspotenzial. Bei den weltweiten inflationsgeschützten Anleihen ist eine vergleichbare Entwicklung wie bei den US-Linkern zu beobachten. Gemessen am S & P Global Sovereign Inflation Linked Bond Indices verbuchten sie im laufenden Jahr einen Gewinn von 4,4 %. Der DB X-Trackers II iBoxx Global Inflation Linked Ucits ETF (LU0290357929) von Deutsche Asset Management kam im selben Zeitraum auf einen Gewinn von 5 %. Binnen eines Jahres weist der Indexfonds einen leichten Gewinn von 4,5 % auf. Deutlich schlechter als der ETF auf die US-Bonds, die inflationsgeschützt sind, sieht es allerdings im Dreijahreszeitraum aus. Hier liegt die jährliche Rendite bei lediglich 3,2 %. Der abgebildete Index spiegelt die Wertentwicklung von rund 100 Anleihen aus insgesamt neun Ländern wider.Trotz der Deflationszeichen wiesen die auf Euro lautenden inflationsgeschützten Anleihen in den vergangenen sechs Monaten leichte Gewinne auf. Das zeigt der ETF Euro MTS Inflation-Linked von Lyxor (FR0010174292), der die Entwicklung von inflationsgebundenen Staatsanleihen der Mitgliedstaaten der Eurozone abbildet. Im laufenden Jahr beträgt das Plus 2,1 %. Einen großen Anteil daran hatten offenbar die Kursgewinne von italienischen inflationsgeschützten Anleihen. Im Dreijahresbereich wies der Inflation-Linked-ETF einen Ertrag von rund 4 % jährlich auf. Einen passiven Ansatz verfolgt auch der Vanguard Eurozone Inflation Linked Bond Index Fund (IE00B04GQQ17). Er spiegelt die Wertentwicklung des Barclays Global Inflation-Linked: Eurozone – Euro CPI Index wider. Im laufenden Jahr kommt der Indextracker nur auf ein Plus von 1,7 %. Über drei Jahre sind es allerdings 4,4 % jählich. Die laufenden Kosten liegen bei lediglich 0,25 %. Deutlich geringere Erträge wiesen die aktiven Fondsmanager in der Morningstar-Kategorie “Anleihen Euro inflationsgesichert” auf. Im Dreijahreszeitraum liegt die Rendite im Schnitt bei 2,2 % jährlich, die Volatilität beträgt 4,4 %. Im laufenden Jahr beträgt der Zuwachs 1,5 %. In beiden Laufzeitenbereichen zeigt das aktive Management im Schnitt keinen Mehrwert. Kosten der Passivfonds sind niedrigDeutlich besser als der Durchschnitt schnitten allerdings der Parvest Bond Euro Inflation-Linked Privilege-Capitalisation (LU0190306364) oder der KBC Bonds Inflation-Linked Bonds Acc (LU0103555248) ab. Sie kommen auf eine Dreijahresrendite von rund 3,8 % jährlich. Im laufenden Jahr sind es allerdings nur 1,2 % und 1,6 %. Die laufenden Kosten sind allerdings deutlich höher als bei den Passivfonds. Sie belaufen sich bei dem Parvest-Fonds auf 0,78 % und bei dem KBC-Produkt auf 0,73 %. Die vorgestellten ETF bilden quasi eine reine Kaufposition in den inflationsgesicherten Anleihen der Indizes ab. Allerdings wie andere Bonds unterliegen auch die Linker einem Zinsänderungsrisiko. Wegen der Nullzinsphase an den europäischen Rentenmärkten weisen die Anleihen ein renditeloses Risiko auf. Lyxor bietet seit wenigen Wochen zwei neue Produkte mit einem anderen Ansatz an. Mit diesen Indexfonds soll der Anleger an steigenden Inflationserwartungen partizipieren, ohne dabei Zinsänderungsrisiken fürchten zu müssen. Dabei wird der Spread zwischen traditionellen Anleiherenditen und inflationsgeschützten Anleihen genutzt. “Mit beiden ETF lässt sich eine neue Strategie abbilden. Indem auf der einen Seite eine Long-Position in inflationsgeschützten Anleihen eingegangen wird und auf der anderen Seite eine Short-Position in klassischen Staatsanleihen, bilden diese Indexfonds die Entwicklung der reinen Inflationserwartung ab”, sagt Heike Fürpaß-Peter, Lyxor Head of Public Distribution für Deutschland und Österreich. Der Lyxor USD 10Y Inflation Break-even Ucits (LU1390062831) spiegelt den Markit iBoxx USD 10-year Breakeven Inflation Index wider, der Performance einer Long-Position in den letzten sechs Emissionen der zehnjährigen inflationsgeschützten US-Treasuries und eine Short-Position in US-Staatsanleihen mit angrenzenden Fälligkeiten abbildet. Der Renditeunterschied gilt als Maß für die Inflationserwartungen des Marktes über einen bestimmten Zeitraum. Diese Kombination wird über einen Swap abgebildet. Es besteht damit ein geringfügiges Gegenparteirisiko. Der Anteil der Swaps ist gemäß der Fondsrichtlinie für Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (Ucits III/OGAW) allerdings auf maximal 10 % begrenzt. Bei dem Lyxor Euro 2 bis 10Y Inflation Breakeven (LU1390062245) bildet der Markit iBoxx EUR Breakeven Euro-Inflation France & Germany Index ab, der die Performance einer Long-Position in inflationsindexierten Anleihen, die von Deutschland und Frankreich ausgegeben wurden, und eine Short-Position in französischen und deutschen Staatsanleihen mit angrenzenden Fälligkeiten verbrieft. Auch hier wird die Indexperformance synthetisch über einen Swap abgebildet. Die Gesamtkostenquote (TER) für beide ETF beträgt jeweils 0,25 %.—— – 0,1 Prozentbetrug zuletzt die Inflationsrate laut Eurostat im Euroraum. Ökonomen erwarten allerdings, dass die anziehenden Ölpreise, die hohen Lohnabschlüsse und die langsame konjunkturelle Erholung sich vor allem in der zweiten Jahreshälfte in den Preisdaten widerspiegeln.