Aktienanleihen - Klassiker gegen das Niedrigzinsumfeld

Interessant für Anleger, die nach Renditen über dem Sparbuchzins suchen und die Risiken im Vergleich zur Direktanlage reduzieren möchten

Aktienanleihen - Klassiker gegen das Niedrigzinsumfeld

Aktienanleihen sind mit knapp 10 % Marktanteil im November 2014 eine feste Größe im Markt für Zertifikate. Nur strukturierte Anleihen (ca. 46 %) und Kapitalschutz-Zertifikate (ca. 15 %) weisen höhere Marktanteile auf. Während Aktienanleihen jedoch nach wie vor Marktanteile hinzugewinnen, verlieren die beiden anderen großen Anlageklassen konstant, da für sie im aktuellen Niedrigzinsumfeld kaum interessante Konditionen dargestellt werden können. FunktionsweiseAktienanleihen sind in ihrer Rückzahlung von der Entwicklung einer zugrunde liegenden Aktie (Basiswert) abhängig. Sie zahlen einen festen Zins unabhängig von der Entwicklung der Aktie. Am Laufzeitende hängt die Rückzahlung einer Aktienanleihe von ihrem Basispreis ab – ein zu Beginn der Laufzeit festgelegter Aktienkurs. Schließt die Aktie am Bewertungstag auf oder über dem Basispreis, wird die Aktienanleihe zum Nennbetrag zurückgezahlt, üblicherweise 1 000 Euro. Liegt der Aktienkurs darunter, werden Aktien entsprechend dem Bezugsverhältnis geliefert. Dieses wird bei Emission der Aktienanleihe festgelegt und errechnet sich, indem der Nennbetrag durch den Basispreis geteilt wird. Der Anleger wird bei der Lieferung also so gestellt, als hätte er die Aktien zum Basispreis und nicht zum Startwert erworben.Liegt der Basispreis unter dem aktuellen Kurs der zugrunde liegenden Aktie, bietet er einen Puffer gegen Kursverluste. Je tiefer der Basispreis liegt, desto tiefer darf der Aktienkurs fallen, bevor der Anleger bei Fälligkeit Aktien geliefert bekommt. Damit bestimmt der Basispreis das Risiko der Aktienanleihe. Einerseits mindert ein niedriger Basispreis für den Anleger wie beschrieben das Risiko. Allerdings sinken gleichzeitig die Kupons der Aktienanleihen bei tieferen Basispreisen und damit die maximal erzielbare Rendite der Anlage. Der höhere Puffer muss sozusagen mit einer geringeren Rendite erkauft werden.Der Vorteil einer Aktienanleihe liegt darin, dass der Anleger ein Wertpapier erwirbt, das im Gegensatz zur Direktanlage einen Sicherheitspuffer gegen Kursverluste bietet. Außerdem ist die Rendite im Voraus bekannt, sofern die Aktie den Basispreis zum Ende der Laufzeit nicht unterschreitet. Da die Kuponzahlungen im Voraus festgelegt sind, begrenzen sie die Gesamtrendite nach oben hin. Jederzeit zu verkaufenAktienanleihen sind in ihrer rechtlichen Form Inhaberschuldverschreibungen, denen ein Zahlungsversprechen des Emittenten zugrunde liegt. Wird der Emittent während der Laufzeit zahlungsunfähig, ist die Rückzahlung des Wertpapiers in Gefahr. Aktienanleihen sind im Normalfall an einer Börse notiert, und es werden während der Handelszeiten kontinuierlich Preise gestellt, so dass die Wertpapiere während ihrer Laufzeit jederzeit wieder verkauft werden können. Liegt der Verkaufskurs allerdings unter dem ursprünglichen Erwerbspreis, entsteht ein Verlust.Die reine Anzahl von aktuell rund 85 000 verschiedenen Aktienanleihen im deutschen Markt erscheint auf den ersten Blick unübersichtlich. Sie relativiert sich jedoch, sobald man den Aufbau des Markts betrachtet. Da es sich bei Aktienanleihen um Inhaberschuldverschreibungen von Banken handelt, sollte im ersten Schritt durch den Anleger eine Auswahl der relevanten Emittenten erfolgen. Das reduziert die Anzahl der in Frage kommenden Aktienanleihen deutlich. Die meisten größeren Emittenten haben ein im Umfang vergleichbares Angebot. Im Fall der LBBW handelt es sich dabei um rund 3 700 laufende Produkte. Eine solche Größenordnung ist sinnvoll, um dem Anleger eine breite Palette an Basiswerten zu bieten und dabei für jeden Basiswert eine ausreichend große Vielfalt an unterschiedlichen Laufzeiten mit verschiedenen Varianten bei Basispreisen und Zinszahlungen bereitzustellen. Für Erfolg entscheidendFür einen Anlageerfolg bei einem Investment in Aktienanleihen ist neben dem Emittenten die Auswahl der zugrunde liegenden Aktie entscheidend. Hier muss der Anleger eine Aktie finden, zu der er sich über eine gewisse Laufzeit eine Marktmeinung bilden kann und zu der er dann passend die Laufzeit der Aktienanleihe auswählen kann. Für deren Rückzahlung ist hauptsächlich entscheidend, dass der Kurs am Laufzeitende nicht unter dem Basispreis notiert. Gehen Anleger auf der anderen Seite von einem deutlichen Kursanstieg aus, lohnt sich jedoch eher das direkte Investment in die Aktie selbst, denn dort ist die Rendite nach oben hin unbegrenzt. Hat sich der Anleger für einen Emittenten und Basiswert entschieden, kann er die zu ihm und seiner Markteinschätzung passende Konstellation aus Laufzeit und Risikoparametern wie Kupon und Basispreis auswählen. Bei der Auswahl der Produkte lässt sich beobachten, dass Aktienanleihen mit gleicher Restlaufzeit und gleichem Basispreis, aber abweichenden Basiswerten unterschiedlich hohe Kupons bieten. Dies liegt daran, dass die Aktien unterschiedlich volatil sind und unterschiedliche Dividenden zahlen. Beide Parameter gehen in die Preisbildung der Wertpapiere mit ein.Die Volatilität beschreibt die Schwankungsintensität des Aktienkurses der zugrunde liegenden Aktie. Je höher diese ausfällt, desto wahrscheinlicher ist eine Andienung der Aktie am Laufzeitende. Deshalb sollte bei der Wahl des Basiswerts gleichzeitig auch die Höhe des Basispreises bedacht werden. Risikoreiche Basiswerte bieten bei vergleich-baren Basispreisen höhere Zinszahlungen. Anleger haben also, wenn sie nicht von fallenden Kursen während der Laufzeit ausgehen, die Möglichkeit, eine höhere Rendite zu erzielen. Risikoaverse Anleger können außerdem bei der Wahl des risikoreicheren Basiswerts eine Aktienanleihe mit tieferem Basispreis wählen und dafür auf einen Teil der Zinszahlungen verzichten. Sie bestimmen so das Rendite-Risiko-Verhältnis. Beachtenswerte AlternativeEmittenten bieten neben der klassischen noch verschiedene Varianten von Aktienanleihen an. Ein Beispiel sind Express-Aktienanleihen. Sie vereinen, wie im Namen erkenntlich, die Vorteile von Express-Zertifikaten und Aktienanleihen. Der Unterschied zur klassischen Aktienanleihe liegt darin, dass regelmäßig, im Normalfall jährlich, geprüft wird, ob der Kurs der Aktie auf oder über einer im Voraus festgelegten Schwelle liegt, dem Bewertungslevel. Trifft dies zu, wird das Wertpapier vorzeitig zum Nennbetrag zurückgezahlt. Liegt der Kurs der Aktie unter dem vorzeitigen Rückzahlungslevel, läuft die Express-Aktienanleihe weiter und der feste Zinssatz wird weiterhin bezahlt. Der Anleger hat zum nächsten Termin wieder die Möglichkeit einer vorzeitigen Rückzahlung.Die maximale Laufzeit der Express-Aktienanleihe liegt meist deutlich über der von klassischen Aktienanleihen. Der Anleger hat so häufiger die Möglichkeit einer vorzeitigen Rückzahlung zum Nennbetrag und reduziert damit das Risiko einer Lieferung von Aktien. Liegt der Kurs jedoch am letzten Bewertungstag unter dem Basispreis, werden, ebenso wie bei klassischen Aktienanleihen, Aktien entsprechend dem Bezugsverhältnis geliefert. Der Anleger wird damit so gestellt, als hätte er die Aktien zum Basispreis erworben.Für Anleger, die in der aktuellen Marktphase nach Renditen über dem Zins auf Sparbüchern suchen und ihr Risiko im Vergleich zur Direktanlage reduzieren möchten, sind Aktienanleihen eine interessante Alternative.—Fabian Blumer, Zertifikate-Experte der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)