Aktienanleihen - stark in Seitwärtsphasen

Ertrag hängt nicht unbedingt von Kurszuwächsen des Basiswertes ab - Chance auf überdurchschnittliche Renditen

Aktienanleihen - stark in Seitwärtsphasen

Wenn der Aktienmarkt keine klare Richtung kennt, kann es sinnvoll sein, ein Aktienengagement durch eine Aktienanleihe zu ersetzen. Sie liefert auch dann einen Ertrag, wenn der Basiswert keine Kurszuwächse verzeichnet.Beinahe wäre schon in Vergessenheit geraten, dass der Dax nicht nur eine Richtung kennt: Sechs Kalenderjahre in Folge verwöhnte der deutsche Leitindex die Anleger mit teils stattlichen Zuwächsen. Die zunehmend turbulenten Tage des vergangenen Jahres haben viele Anleger dann allerdings eines Besseren belehrt. Ein Minus von gut 18 % auf Jahressicht hat ihnen vor Augen geführt, was passieren kann, wenn Unsicherheit an den Börsen zwischenzeitlich die Oberhand gewinnt.Zwar hat der Dax das schwache Jahr 2018 nun hinter sich gelassen und einen fulminanten Start ins neue Jahr hingelegt; dennoch bleibt ein spürbares Maß an Unsicherheit bestehen. Gerade nach der starken Performance im Januar und Februar steigt das Risiko neuerlicher Rücksetzer, insbesondere wenn bekannte Faktoren wie der Brexit, Handelskonflikte mit den USA oder eine allgemeine wirtschaftliche Abschwächung erneut in den Fokus rücken.Nicht jeder Anleger kann oder möchte sich diesem Risiko uneingeschränkt aussetzen. Eine vollständige Abkehr vom Aktienmarkt ist jedoch keine probate Lösung. Schließlich mangelt es angesichts des zementierten Nullzinses auch im Jahr 2019 an Anlagealternativen. Klassische Zinsanlagen liefern weiterhin nicht einmal einen Inflationsausgleich.Eine Möglichkeit, die weiterhin vorhandenen Chancen am Aktienmarkt zu nutzen, ohne sich dem vollen damit verbundenen Risiko auszusetzen, bieten Aktienanleihen. Mit einem ähnlichen Chance-Risiko-Profil ausgestattet wie Discount-Zertifikate, partizipiert man mit den strukturierten Papieren an der Performance des jeweiligen Basiswerts und hat gleichzeitig einen Risikopuffer. Je nach konkreter Ausstattung sorgt der Risikopuffer dafür, dass Anleger auch im Fall von mäßigen Kursverlusten einen Ertrag erwirtschaften. Zwar ist dieser Ertrag dafür von vornherein begrenzt – meist aber trotzdem noch nennenswert.Konkret bieten Aktienanleihen einen festen Kupon, der deutlich über dem Marktzins liegt. Diesen Kupon erhalten Anleger zum Laufzeitende in jedem Fall. Der Gesamtertrag ergibt sich aus den besonderen Rückzahlungsmodalitäten für Aktienanleihen: Die Rückzahlung ist an die Entwicklung eines Basiswerts gekoppelt. In aller Regel ist das eine einzelne Aktie, seltener auch ein Aktienkorb oder -index. Damit die Aktienanleihe zum Nennwert zurückgezahlt wird, muss dieser Basiswert zum Laufzeitende oberhalb einer bei Emission der Anleihe festgelegten Schwelle, dem Basispreis, notieren. Meist liegt dieser Basispreis in etwa auf dem Kursniveau der Aktie zum Emissionszeitpunkt der Aktienanleihe. Notiert die jeweilige Aktie am Laufzeitende dagegen unterhalb dieser Schwelle, erhalten Anleger statt des Nennwerts eine ebenfalls zuvor festgelegte Zahl der jeweiligen Aktie.Während der feststehenden Laufzeit werden Aktienanleihen dabei wie klassische Anleihen gehandelt: Sie notieren in Prozent und bei einem Kauf bereits emittierter Aktienanleihen werden Stückzinsen in Höhe des bereits aufgelaufenen Kupons fällig. Von der Theorie zur PraxisEine Aktienanleihe auf die Deutsche Telekom mit Laufzeit bis Mitte März 2020 und einem Kupon von 5,8 % verdeutlicht die Funktionsweise: Das Papier hat einen Basispreis von 14,10 Euro und notiert zurzeit bei über 100 %. Schließt die Telekom-Aktie am Bewertungstag oberhalb dieses Basispreises und damit knapp auf aktuellem Niveau, erhalten Anleger den Nennwert von 1.000 Euro sowie den Kupon ausgezahlt. Schließt die Aktie tiefer, bekommen Anleger nach dem festgelegten Bezugsverhältnis 70,9 Telekom-Aktien ins Depot gebucht. Da keine Bruchteile von Aktien geliefert werden, erfolgt in diesem Fall die Lieferung von 70 Aktien sowie die Zahlung eines Ausgleichsbetrags in Höhe von 9/10 des maßgeblichen Aktienkurses.Bei einem Kurs von beispielsweise 13,50 Euro entsprächen Aktienwert und Ausgleichsbetrag zusammen 957,15 Euro. Zusätzlich vereinnahmen Anleger allerdings den Kupon, der den Verlust gegenüber dem Nennwert auffängt. Hier zeigt sich, dass der Kupon einen Risikopuffer bietet, der dafür sorgt, dass Anlegern auch bei mäßigen Korrekturen des Basiswerts und der daraus resultierenden Andienung der Aktien kein Verlust entstehen muss. Vielmehr liegt der Break-Even-Point, der den Kurs des Basiswerts bezeichnet, bis zu dem Anleger keine Verluste entstehen, regelmäßig unter dem Basispreis. Im Vergleich oft überlegenDas Beispiel zeigt, dass sich Aktienanleihen am besten für seitwärts tendierende Märkte eignen. Anleger können unabhängig von der zukünftigen Marktentwicklung einen festen Zinskupon vereinnahmen, durch den auch bei einem leichten Kursrückgang des Basiswerts noch eine positive Rendite generiert wird. Häufig lässt sich zudem auch eine Outperformance gegenüber einem Direktinvestment erzielen, da die Aktie zunächst um den Betrag des Kupons (abzüglich der Dividende) steigen muss, um eine vergleichbar hohe Rendite wie die Aktienanleihe zu erbringen. Im direkten Vergleich ist es in vielen Situationen daher sinnvoll, ein Aktienengagement durch eine Aktienanleihe zu ersetzen. Auf der sicheren SeiteAnleger, die sich auch vor deutlicheren Kursrückgängen schützen möchten, finden in Protect-Aktienanleihen ein geeignetes Instrument. Sie bieten über den klassischen Mechanismus hinaus weiteren Schutz vor Kapitalverlusten aufgrund von Korrekturen des Basiswerts. Dafür verfügen sie über den Basispreis hinaus noch über eine weitere “Sicherheitsschwelle”, die meist deutlich tiefer liegt.Wird sie während der Laufzeit niemals berührt oder unterschritten, erhalten Anleger am Laufzeitende den Nennwert auch dann zurück, wenn der Kurs des Basiswerts unterhalb des Basispreises notiert. Wird die “Sicherheitsschwelle” während der Laufzeit verletzt, erfolgt die Rückzahlung wie bei einer klassischen Aktienanleihe, nämlich in Abhängigkeit des Aktienkurses am Bewertungstag entweder durch Zahlung des Nennwertes oder durch Übertragung von Aktien.Der Preis für den zusätzlichen Schutz ist ein etwas geringerer Kupon. So ist eine Protect-Aktienanleihe auf die Deutsche Telekom mit identischer Laufzeit wie das genannte klassische Papier mit einem Kupon von 5,0 % und einem mit 14,70 Euro etwas höheren Basispreis ausgestattet. Dafür bietet sie die Rückzahlung des Nennwerts – solange der Telekom-Kurs bis Laufzeitende niemals auf oder unter 12,50 Euro rutscht – und damit einen Puffer von immerhin knapp 14 %. Hier notierte die Aktie zuletzt Ende 2014.Grundsätzlich ist es möglich, für Protect-Aktienanleihen den gleichen Basispreis wie bei einer vergleichbaren klassischen Aktienanleihe festzulegen und bei einer geringen Kuponreduzierung eine zusätzliche, tiefer liegende Schwelle auszugestalten, die als erweiterter Risikopuffer dient. Anleger müssen sich allerdings bewusst sein, dass die bei den Protect-Produkten vorhandene Schwelle während der gesamten Laufzeit aktiv ist und bereits eine einmalige Unterschreitung zur Aktienandienung führen kann, wenn die zugrundeliegende Aktie bis zum Bewertungstag den entsprechenden Basispreis nicht zu überschreiten vermag. Passend zur Risikotoleranz Grundsätzlich erlaubt eine Vielzahl unterschiedlicher Kombinationen aus Kupon und Basispreis sowohl bei Classic-Aktienanleihen als auch bei der mit zusätzlicher niedrigerer Barriere ausgestatteten Protect-Variante ein Investment, das sich gut auf die jeweilige Ertragserwartung und Risikotoleranz zuschneiden lässt. So bieten Aktienanleihen die Möglichkeit, mit vergleichsweise geringem Risiko einen akzeptablen Ertrag zu erwirtschaften oder aber stufenweise eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen, sofern man ein höheres Risiko akzeptiert.—-Marcus Landau, Derivate-Sales-Experte, DZ Bank