TITEL

Aktienfonds lohnen langfristig am meisten

Sparpläne zur privaten Altersvorsorge

Aktienfonds lohnen langfristig am meisten

Der renommierte Rentenexperte Bernd Raffelhüschen bringt es im Interview mit rendite (siehe Seite 16) auf den Punkt, worauf es beim Sparen fürs Alter ankommt: “Möglichst frühzeitig beginnen, ratierlich zu sparen, und dies auch über Jahrzehnte durchhalten. Und nicht alle Eier in einen Korb legen.” Dem ist noch hinzuzufügen, dass darüber hinaus natürlich auch wichtig ist, langfristig einen hohen Renditepfad bei der Anlage zu erlangen, damit dann im Alter eine möglichst hohe Summe als zusätzliche private Vorsorge zur Verfügung steht.Die meisten Untersuchungen über langfristige Ansparprozesse kommen zu dem Ergebnisse, dass Aktien sich auf Sicht von 15, 20, 30 oder 40 Jahren im Durchschnitt am meisten lohnen. Dies unterstreichen auch die Statistiken des deutschen Investmentverbands BVI zu Sparplänen. Dabei werden tatsächlich vorhandene Investmentfonds untersucht, so dass die jährlichen Managementgebühren bereits in den Zahlen enthalten sind. Darüber hinaus berücksichtigt die Rechnung auch bereits die Ausgabeaufschläge der Produkte. Summe von 193 000 EuroDie nebenstehende Tabelle belegt eindrucksvoll: Aktienfonds lohnen langfristig und liefern deutlich höhere Renditen als Rentenfonds, Mischfonds und offene Immobilienfonds. Wer zum Beispiel in Deutschland-Aktienfonds über 35 Jahre jeweils monatlich 100 Euro gespart und damit insgesamt 42 000 Euro eingezahlt hat, verfügt im Durchschnitt über eine Summe von gut 193 000 Euro; dies entspricht einer Rendite von 7,5 % im Jahr. Mit globalen Aktienfonds waren immerhin 157 000 Euro drin, die jährliche Performance beträgt hier 6,6 %.Andere, weniger riskante Assetklassen wie Rentenfonds, Mischfonds und offene Immobilienfonds kommen zwar langfristig auch auf gewisse Wertsteigerungen. Doch liegen diese, das zeigt die BVI-Statistik schwarz auf weiß, doch auf lange Sicht deutlich unter denen von Aktien­fonds. So haben offene Immobilienfonds über 35 Jahre eine Rendite von 4,2 % im Jahr erzielt, so dass bei monatlichen Einzahlungen von 100 Euro sich eine Summe von gut 94 000 Euro ergeben hat. Damit liegt der Betrag, der mit Deutschland-Aktienfonds vereinnahmt wurde, mehr als doppelt so hoch. Auch bei der Betrachtung von kürzeren Zeiträumen wie 30, 25, 20 oder 15 Jahren stellt sich dasselbe Ergebnis ein. Insgesamt kostet es also in erheblichem Ausmaß Rendite, bei der privaten Vorsorge auf die lukrative Aktienanlage zu verzichten. Daher meint Christine Bortenlänger, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Aktieninstituts: “Aktien müssen viel stärker in der betrieblichen und privaten Altersvorsorge eingesetzt werden.”Häufig wird den Deutschen attestiert, falsch zu sparen, weil viele Bürger hierzulande weitgehend oder gänzlich auf die Aktienanlage verzichten. Das mag zum einen daran liegen, dass viele Deutsche beim Platzen der Dot.com- und Neuer-Markt-Blase mit Aktien Schiffbruch erlitten. Zum anderen steht bei vielen traditionell möglichst viel Sicherheit im Mittelpunkt, und Dividendentitel weisen, auch bei einem breit gestreuten Engagement, nun einmal auf kurze Sicht erhebliche Rückschlagsrisiken auf. Hinzu kommt, dass bei vielen vom Gefühl her eine Immobilie für Sicherheit steht. Obwohl gerade eine in der ­Regel weitgehend kreditfinanzierte Immobilie erhebliche Risiken birgt. Beispiele wie gescheiterte Bauherrenmodelle zeigen, wohin fehlgeleitete Immobilienengagements führen können. Sparplan mindert RisikenDoch gilt es bei Aktien einige Punkte zu beachten. Bei einer über einen Fonds breit gestreuten Aktienanlage gibt es sowohl ein Einstiegs- als auch ein Ausstiegsrisiko. Das Risiko, beim Einstieg den völlig falschen Zeitpunkt zu erwischen, besteht vor allem bei der Einmalanlage eines größeren Betrags.Der Charme eines monatlichen Sparplans in Aktienfonds ist es indes, praktisch kein größeres Einstiegsrisiko aufzuweisen. Denn bei langfristigen Sparprozessen erfolgt der Einstieg in der Summe zu einem gemittelten Kurs. Vor allem wer jung ist und mit einem Aktienfonds über Jahrzehnte anspart, muss sich bei einer breit gestreuten Aktienanlage über den optimalen Einstieg keine Gedanken machen. Schwieriger fällt bei langfristigen Aktiensparplänen eher der Ausstieg. So empfiehlt es sich, vor Beginn der Rentenphase den angesparten Betrag zumindest zu einem Gutteil von Aktien in kurzfristig weniger schwankende Anlagen umzuschichten. Denn sonst kann ein Kursverfall von Dividendenpapieren einem stetigen, genau planbaren monatlichen Einnahmestrom aus der privaten Altersvorsorge im Wege stehen.Daher macht auch beim Ausstieg ein zeitlich gestaffeltes Vorgehen in mehreren Tranchen Sinn. Natürlich gilt es dabei stets den Einzelfall zu betrachten: Während dem einen ein Ausstieg mit einem genau kalkulierten Betrag wichtig ist, mag ein allenthalben finan­ziell gut versorgter Rentner auch noch einen Teil seines angesparten Aktienportfolios weiter in Dividendentiteln halten.Doch welchen bestimmten Aktienfonds sollten Anleger über einen Sparplan am besten erwerben? Hierzu bieten sich zwei Möglichkeiten: Entweder einen ETF, der niedrige jährliche Managementgebühren aufweist, oder einen aktiven Aktienfonds erwerben, der in der Vergangenheit langfristig erfolgreich war und sich besser als ein ETF entwickelt hat.In der Regel dürfte bei einem erprobten Investmentprozess sich das gute Abschneiden eines aktiven Fonds fortsetzen; doch besteht immer das Risiko, dass der Wechsel des Managements die Performance negativ beeinflusst. Wer einen Mittelweg gehen will, kann auch beide Varianten wählen, indem er zum Beispiel monatlich 50 Euro in einem Dax-ETF und 50 Euro in einem erfogreichen Deutschland-Aktienfonds anspart. Dax-ETF erfolgreichBei den Deutschland-Aktienfonds schnitt der Dax-ETF der BlackRock-Tochter iShares (DE0005933931) auf Sicht von 15 Jahren (längere Zeiträume liegen noch nicht vor) leicht überdurchschnittlich ab: Mit monatlichen Einzahlungen von 100 Euro wurde ein Betrag von 32 869 Euro erreicht, während der Durchschnitt der Aktienfonds nur auf 31 655 Euro kam.Damit bleibt der Dax-ETF aber weit hinter dem DWS Deutschland (DE000847928) zurück, der für einen entsprechenden Sparplan auf satte 46 049 Euro kommt und damit an erster Stelle rangiert. Tim Albrecht, der diesen Erfolgsfonds managt, hat rendite in dieser Ausgabe auf Seite 62 porträtiert. An zweiter Stelle folgt der Concentra (DE0008475005), der bei 100 Euro monatlich über 15 Jahre eine Summe von 36 683 Euro realisiert hat. Auf Sicht von 35 Jahren stehen übrigens bei einer entsprechenden Sparrate der Concentra sowie der DWS Investa (DE0008474008) mit Beträgen von 244 051 Euro sowie 259 468 an der Spitze. Bei solchen Summen wird klar: Die Aktienanlage lohnt langfristig. Und daher ist sie gerade für die private Altersvorsorge wichtig.Nebenwerte haben in der Vergangenheit vielfach besser abgeschnitten als Standardtitel. Daher sind breit gestreute Nebenwertefonds als Beimischung auch für die Altersvorsorge gut geignet. So kommt bei monatlich 100 Euro der Allianz Nebenwerte Deutschland (DE0008481763) auf eine Summe von 46 486 Euro, während der iShares ETF auf den MDax (DE0005933923) mit 47 744 Euro noch besser abschneidet.Auch bei den global ausgerichteten Aktienfonds gibt es erhebliche Unterschiede unter den aktiven Produkten. Hier stehen der DWS Global Value (LU0133414606) mit 36 129 Euro, der Gottlieb Daimler Aktienfonds DWS (DE0009769901) mit 34 263 Euro sowie der UniGlobal mit 33 998 Euro an der Spitze der 100-Euro-Sparplan-Rangliste über 15 Jahre.