Turbulenzen um Regionalbanken

Aktionär klagt gegen angeschlagene New York Community Bancorp

Ein Aktionär von New York Community Bancorp strebt nach den jüngsten Kursturbulenzen eine Sammelklage gegen das angeschlagene Geldhaus an. Analysten fürchten, dass damit nur die erste von zahlreichen Rechtsstreitigkeiten bevorsteht.

Aktionär klagt gegen angeschlagene New York Community Bancorp

Aktionär klagt gegen New York Community Bancorp

xaw New York

Die angeschlagene New York Community Bancorp steuert nach den jüngsten Kursturbulenzen auf einen Rechtsstreit mit Investoren zu. So hat ein Aktionär bei einem Bundesgericht in Brooklyn die notwendigen Dokumente für eine Sammelklage gegen das Geldhaus sowie CEO Thomas Cangemi und Finanzchef John Pinto eingereicht. Diese hätten die Anteilseigner bezüglich der Gesundheit des Immobilienkreditportfolios des auf Long Island ansässigen Instituts getäuscht. Führungskräfte hätten sich öffentlich mehrfach positiv zur Kreditqualität geäußert und potenzielle Verluste dabei als zu niedrig eingeschätzt.

Die Aktie von New York Community ist seit Veröffentlichung der Ergebnisse zum Schlussquartal 2023 in der vergangenen Woche extremer Volatilität ausgesetzt. Die Bank vermeldete einen überraschenden Verlust und strich die vierteljährliche Dividende zusammen, nachdem sie deutlich mehr Mittel als erwartet für Kreditausfälle beiseitelegen musste. Die Bilanzsumme von New York Community ist nach der Akquisition der Flagstar Bank im Jahr 2022 und der Notübernahme des Großteils der Assets der kollabierten Signature Bank im vergangenen Frühling auf über 100 Mrd. Dollar gewachsen. Damit muss das Geldhaus härtere Kapital- und Liquiditätsvorgaben der Regulatoren erfüllen.

Starker Default-Anstieg befürchtet

Zugleich schrieb es im abgelaufenen Jahresviertel zwei große Gewerbeimmobilienkredite ab. Angesichts des gähnenden Leerstands in den Bürogebäuden amerikanischer Metropolen sowie der gestiegenen Zinsniveaus fürchten Analysten einen weiteren starken Anstieg der Defaults. Laut dem Datendienstleister Trepp laufen in den USA bis Ende 2028 Gewerbeimmobilienkredite im Volumen von über 2,8 Bill. Dollar aus, der gewaltige Refinanzierungsbedarf droht den Markt zu überfordern und auch andere Regionalbanken unter Druck zu setzen.

Die Entwicklung bereitet auch der Ratingagentur Moody's Sorgen, die New York Community in den Ramschbereich herabgestuft hat und weitere Downgrades erwägt. Damit verstärkten die Analysten die Nervosität der Investoren: Zwischen der Zahlenvorlage und Dienstag der laufenden Woche radierte die Aktie von New York Community mehr als die Hälfte ihres Wertes aus, auch am Mittwoch stand sie über weite Strecken unter starkem Druck. Im Handelsverlauf an der Wall Street drehte der Kurs aber noch ins Plus, nachdem die Bank mit Updates zur Entwicklung ihrer Einlagen um das Vertrauen der Investoren gerungen hatte.

Management verweist auf robuste Liquidität

Gemäß einer Veröffentlichung vom Dienstag ist das Volumen der Depositen seit Ende 2023 sogar leicht von 81,4 auf 83 Mrd. Dollar gestiegen. Davon seien 72% durch die Einlagensicherung abgedeckt. Die gesamte Liquidität übersteige das Volumen der unbesicherten Depositen deutlich, die Coverage Ratio liege bei 163%. Zudem verweist das Management darauf, dass dem Geldhaus Kreditfazilitäten der Federal Reserve von New York und die Option auf Darlehen der Federal Home Loan Bank von New York zur Verfügung stünden. Durch diese könne das Finanzinstitut 14,2 Mrd. Dollar an Liquidität freisetzen.

Der frisch zum Exekutivchef des Verwaltungsrats gekürte ehemalige Flagstar-CEO Alessandro DiNello bekräftigte in einer Analystenschalte am Mittwoch zudem die Robustheit des Geldhauses. Das Management werde „tun, was auch immer nötig sei“, um die erforderlichen Eigenmittel aufzubauen. Die harte Kernkapitalquote (CET1) von New York Community lag Ende des abgelaufenen Quartals mit 9,1% sowohl deutlich unter der angepeilten Marke von 10% als auch unterhalb des Werts von 9,5%, den Ratingagenturen wie Fitch als kritisch erachteten.

Assetverkäufe in Aussicht

DiNello stellte auch einen Verkauf nicht strategischer Assets als Möglichkeit in Aussicht, die Bilanz zu stärken. Laut Insidern führt die Bank Gespräche mit Investoren, um potenzielle Brandherde im Portfolio der Tochter Flagstar zu entschärfen. Angeblich stehen als Option synthetische Risikotransfers im Raum, die durch Hypotheken auf Wohnimmobilien im Gegenwert von 5 Mrd. Dollar besichert werden könnten. Die wohl betroffenen Kredite vergab Flagstar größtenteils vor den rapiden Zinserhöhungen der Federal Reserve ab dem Frühjahr 2022. Ebenso prüfe die Bank einen Verkauf von zur Finanzierung von Wohnmobilen und Booten begebenen Darlehen im Umfang von rund 1 Mrd. Dollar.

Allerdings befürchten Analysten, dass das Downgrade durch Moody's die Möglichkeiten von New York Community einschränkt, am Kapitalmarkt aktiv zu werden und Investoren anzuziehen. Zudem sei angesichts der Kursturbulenzen mit weiteren Aktionärsklagen zu rechnen.