Virtuelle Hauptversammlung

Aktionäre finden für Deutsche Bank lobende und mahnende Worte

Die Deutsche Bank erhielt bei ihrer Hauptversammlung in diesem Jahr viel Lob für ihren Restrukturierungserfolg – erntete jedoch Kritik für das virtuelle Format.

Aktionäre finden für Deutsche Bank lobende und mahnende Worte

Virtuelle Hauptversammlung erntet Kritik

Aktionäre fordern direkten Dialog mit Deutscher Bank – Restrukturierungserfolg honoriert – Wachstumspläne hinterfragt

phh Frankfurt

Am Mittwoch hielt die Deutsche Bank ihre Hauptversammlung ab – einmal mehr in virtueller Form, was Aktionäre, wie bereits am Vortag bei der Hauptversammlung der Deutschen Börse, deutlich kritisierten und stattdessen ein hybrides Format forderten. Aktionäre sollten selbst entscheiden können, ob sie virtuell oder vor Ort teilnehmen möchten. In der derzeitigen Form komme der direkte Austausch zu kurz. Aktionäre mussten ihre Fragen im Vorfeld der Versammlung einreichen. Die Deutsche Bank beantwortete diese schriftlich in einem 205 Seiten umfassenden Dokument.

Vorstandsmitglied Stefan Simon verteidigte die Entscheidung der Bank, die Hauptversammlung virtuell abgehalten zu haben. Man wisse um die Kritik an dem Format, glaube aber schon, dass dieses Format eine gleichwertige Alternative zur physischen Versammlung sei. Die Kostenersparnis der virtuellen Versammlung bezifferte er auf rund 40%. Die Nachfrage seitens der Aktionäre nach Live-Beiträgen sei in diesem Jahr zwar gestiegen. Mit 16 Wortmeldungen sprachen dieses Jahr dennoch deutlich weniger als bei der letzten Präsenzveranstaltung 2019, als noch 45 Aktionäre das Wort ergriffen.

Deka hinterfragt hohen Zinsüberschuss

Mit Blick auf die Restrukturierungserfolge der vergangenen Jahre zollten Aktionärsvertreter der Bank Respekt. Alexandra Annecke, Senior-Portfoliomanagerin bei Union Investment, sprach in ihrer Rede von einem Comeback wie der Phönix aus der Asche. Und auch Andreas Thomae, Spezialist Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, fand für die Bank ob der 5 Mill. Euro Gewinn im Jahr 2022 und eines sehr guten ersten Quartals 2023 lobende Worte. Die neuen Wachstumsziele hält er für ehrgeizig. Um sie zu erreichen, brauche die Bank „kräftigen Rückenwind von den Märkten“.

Steigende Zinsen sind pures Adrenalin für die Bankbilanz.

Andreas Thomae, Deka Investment

Die steigenden Zinsen seien „pures Adrenalin für die Bankbilanz“. Thomae hinterfragte jedoch, wie nachhaltig diese Zuwächse seien. Wie die Bank mitteilte, soll der Zinsüberschuss bis 2025 um 1,1 Mrd. Euro steigen. Er setze sich zusammen aus der Differenz zwischen Zinseffekten von 2,1 Mrd. Euro und höheren Refinanzierungskosten von rund 1,1 Mrd. Euro. Der Zinsüberschuss übersetze sich in eine um 11 Basispunkte gestiegene Zinsmarge. CEO Christian Sewing ergänzte, dass die prognostizierte Steigerung nahezu vollständig aus den stabilen Geschäftsfeldern kommen soll.

Union Investment kritisiert Investment Banking

Portfoliomanagerin Annecke hatte die weiterhin hohe Abhängigkeit vom Investment Banking kritisiert, die die Aktienbewertung nach unten drücke. Fast die Hälfte des allokierten Kapitals werde in der Investmentbank eingesetzt, deren Eigenkapitalrendite hinter der der anderen Geschäftsbereiche zurückbleibe. Annecke forderte daher eine stärkere Umschichtung hin zu rentableren Geschäftsbereichen und wies darauf hin, dass die Gesamtrendite der Bank mit 8,2% in den vergangenen zwölf Monaten dem europäischen Bankensektor weit hinterherhinkte, der im selben Zeitraum eine Rendite von 22,5% geliefert habe. Deutsche-Bank-Finanzchef James von Moltke verwies darauf, dass der Aktienkurs stark vom makroökonomischen Umfeld und der Nervosität an den Finanzmärkten beeinflusst worden sei. Insgesamt waren rund 43% des stimmberechtigten Grundkapitals vertreten. Der Vorstand wurde mit Zustimmungswerten von rund 95% für das Geschäftsjahr 2022 entlastet.

Wertberichtigt Seite 2
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