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Aktionärspakt bei Generali bröckelt

Der Streit unter den Aktionären um die Macht bei der italienischen Versicherung Generali treibt immer seltsamere Blüten. Der römische Bauunternehmer Francesco Gaetano Caltagirone hat völlig überraschend den Aktionärspakt mit dem Unternehmer...

Aktionärspakt bei Generali bröckelt

bl Mailand

Der Streit unter den Aktionären um die Macht bei der italienischen Versicherung Generali treibt immer seltsamere Blüten. Der römische Bauunternehmer Francesco Gaetano Caltagirone hat völlig überraschend den Aktionärspakt mit dem Unternehmer Leonardo Del Vecchio und der Turiner Sparkassenstiftung CrT verlassen. Die drei Anteilseigner kontrollierten bisher gemeinsam mehr als 16% des Kapitals. Sie waren mit dem von Großaktionär Mediobanca unterstützten Kurs von Generali-CEO Philippe Donnet nicht einverstanden und forderten eine aggressivere Strategie mit großen Akquisitionen. Außerdem lehnten sie eine von der Mehrheit des Verwaltungsrats geplante Bestellung Donnets für eine dritte Amtszeit ab. Der CEO steht seit 2016 an der Spitze der italienischen Versicherung, die zu den Aushängeschildern der italienischen Finanzwelt gehört.

Sowohl Caltagirone, bis vor zwei Wochen Vize-Chairman, als auch der Vertreter Del Vecchios haben das Generali-Aufsichtsgremium verlassen. Bisher war erwartet worden, dass die Vertreter dieses Pakts vor Beginn der Hauptversammlung am 29. April eine eigene Liste für den Verwaltungsrat vorlegen wollen. Nun kündigte Caltagirone an, eigene Kandidaten vorschlagen zu wollen. Damit könnte es sein, dass die Aktionäre über drei Vorschlagslisten abstimmen müssen: Eine der Mehrheit des Verwaltungsrats, die bereits eine long list von etwa 30 Kandidaten für das Gremium erarbeitet hat, eine von Del Vecchio und CrT, die zusammen 8,33% der Anteile kontrollieren, und eine von Caltagirone.

Über die Gründe für den Schritt Caltagirones wird gerätselt. Er de­men­tiert ein Zerwürfnis mit Del Vecchio. Der Bauunternehmer betont sogar das perfekte Einvernehmen mit ihm und behält sich vor, in Fragen gemeinsamen Interesses mit dem Großaktionär des Brillenriesen EssilorLuxottica zusammenarbeiten zu wollen. In den italienischen Medien wird eine andere These vertreten: Durch die Trennung könnten die diversen Aktionäre weitere Anteile erwerben, ohne darüber zu informieren oder gar ein Übernahmeangebot vorlegen zu müssen. Caltagirone und Del Vecchio könnten so jeweils auf insgesamt bis zu 9,99% der Generali-Anteile kommen, CrT auf 2 %. Damit könnten die bisher in dem Pakt vereinten Aktionäre die Mediobanca, die selbst etwa 13 % des Kapitals und durch eine Aktienleihe weitere 4 % der Anteile kontrolliert, übertreffen. Sie hätten damit bessere Chancen, bei der Hauptversammlung eine Mehrheit zu erhalten, heißt es in Finanzkreisen. Auf den Aktienkurs hat der Streit keine größeren Auswirkungen: Das Papier legte am Dienstag um 0,62 % auf 18,695 Euro zu.