Aktionäre fordern Sonderdividende
Auf seiner ersten ordentlichen Hauptversammlung als Allianz-Vorstandsvorsitzender stemmte sich Oliver Bäte gegen Forderungen von Aktionären nach einer Sonderdividende. Er verwies auf die Rekordausschüttung.sck München – Auf der ordentlichen Hauptversammlung der Allianz am Mittwoch haben Aktionäre eine Sonderdividende gefordert. Angesichts des 125-jährigen Firmenjubiläums wäre dies angebracht gewesen, sagte Daniela Bergdolt, Vertreterin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Ähnlich äußerten sich andere Redner in der Generalaussprache.Der neue Vorstandsvorsitzende Oliver Bäte wies darauf hin, dass der Konzern eine “nachhaltige” Dividendenpolitik verfolge. Vor gut zwei Jahren hob die Unternehmensführung die Ausschüttungsquote von 40 auf 50 % an. “Über einen langen Zeitraum ist unsere Dividende zweistellig gewachsen”, sagte er.Nach einem Rekordjahr erhöht Europas größter Erstversicherer die Dividende auf 7,30 (i.V. 6,85) Euro je Aktie. Die Allianz schüttet damit 3,3 (3,1) Mrd. Euro aus. Das entspricht der Hälfte des auf die Anteilseigner entfallenden Überschusses der Allianz SE (vgl. Grafik). Bei einer Präsenz von 34,8 % des Grundkapitals stimmten 99,4 % dem Gewinnverwendungsvorschlag der Verwaltung zu.In seiner frei gehaltenen Rede betonte der seit einem Jahr amtierende CEO, dass der Aktienkurs “signifikant” den europäischen Versicherungsindex “hinter sich gelassen” habe. Auch vom Kursanstieg profitierten die Aktionäre.Als “große Herausforderung” bezeichnete Bäte das Zinstief beziehungsweise die bereits negativen Zinsen infolge der ultralockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Er wies darauf hin, dass die Rendite bei Neuanlagen der Allianz in jüngster Vergangenheit von 3,5 % auf 2,5 % geschrumpft sei. Das dämpfe das Kapitalanlageergebnis. Die erhöhte Volatilität an den Kapitalmärkten und das Zinstief machten die Konzernführung bereits vorsichtiger.Zur Bilanzvorlage im Februar signalisierte der Vorstand, im laufenden Berichtsturnus einen Rückgang des operativen Gewinns einzukalkulieren. Für 2016 rechnet Bäte mit 10 bis 11 Mrd. Euro nach erwirtschafteten 10,7 Mrd. Euro im vergangenen Jahr (vgl. BZ vom 20. Februar). Bislang hat der Konzern aber recht ordentlich durch die turbulenten Zeiten gesteuert. Am Montag überraschte das Unternehmen die Anleger mit guten Eckzahlen zum ersten Quartal (vgl. BZ vom 3. Mai). Lob und TadelDie Allianz-Führung macht sich über das Zinstief keine Illusionen. “Wir befürchten, dass es noch ein paar Jahre so weitergeht”, sagte Bäte. Als Konsequenz daraus zieht sich die Allianz aus dem Geschäft mit herkömmlichen Kapitallebensversicherungen mit Zinsgarantien zurück. Wie der zur Munich Re gehörende Wettbewerber Ergo schaltet der Marktführer in Deutschland in der Lebensparte schrittweise auf Altersvorsorgeprodukte mit Kapitalmarktbezug ohne Garantiezinsen um.Viele Redner bescheinigten dem Vorstand, eine gute Arbeit geleistet zu haben. Ingo Speich, Portfoliomanager von Union Investment, sprach über die Allianz als einem “Muster an Beständigkeit” hinsichtlich Umsatz, Gewinn und Dividende. Die DSW-Sprecherin bezeichnete die erhöhte Dividende als “große Freude”. Beide und weitere Aktionäre wiesen aber auf Mängel in der Akquisitionsstrategie des Unternehmens hin. Mancher fragte, ob die Allianz nach dem beschlossenen Rückzug aus Südkorea auch ihre Aktivitäten unter anderem in Polen, Russland und Brasilien aufgeben wolle. Ebenso scheine die Allianz das Geschäft in den USA “nicht wirklich” zu beherrschen, kritisierte Bergdolt mit Verweis auf die hohen Mittelabflüsse der Vermögensverwaltungstochter Pimco.Bäte entgegnete, dass die Allianz bei der Akquisitionspolitik in jüngster Vergangenheit Erfolge vorzuweisen habe. Er nannte dazu das Geschäft in der Türkei. Einen Rückzug aus Polen und Russland habe die Allianz nicht vor. In den USA falle “das Bild gemischt” aus, räumte der CEO aber ein. “Fireman’s Fund hat uns nicht viel Freude gemacht.” Die Allianz zerlegte zuvor ihre kalifornische US-Tochter. In Bezug auf den Geschäftsausbau über Zukäufe bekräftigte Bäte, Sachversicherungen im Visier zu haben. Zugleich verzichte die Allianz auf ein radikales “Cost Cutting”. Tiefe Einschnitte wie etwa ein umfangreicher Personalabbau schafften “mehr Unruhe als Nutzen”, so der CEO. “Wir starten mit der Umsetzung unserer Erneuerungsagenda”, kündigte er vor rund 3 700 Anteilseignern an. Im Kern will Bäte die eingeschlagene Strategie seines Amtsvorgängers Michael Diekmann fortsetzen und verfeinern. Schwerpunkt DigitalisierungDabei spielt auch für den Dax-Konzern die Digitalisierung eine entscheidende Rolle. Der für den Bereich Operations zuständige Vorstand Christof Mascher kündigte an, dass die Investitionen der IT in die Digitalisierung “kontinuierlich” steigen werden. In diesem Jahr werde die Allianz dafür 750 Mill. Euro budgetieren – rund 100 Mill. Euro mehr als im vergangenen Jahr. In den kommenden zwei Jahren soll der Betrag weiter zulegen.—– Wertberichtigt Seite 8