Aktionäre strafen die Commerzbank ab
bn Frankfurt – Die Aktionäre haben dem Vorstand und Aufsichtsrat der Commerzbank am Ende ihrer ersten virtuellen Hauptversammlung am Mittwoch einen Denkzettel erteilt. Zugleich geriet nach Bekanntgabe des Quartalsergebnisses die Aktie der Bank unter Druck. Nach rund vierstündiger Veranstaltung im Internet entlasteten die Anteilseigner Vorstand und Aufsichtsrat mit jeweils weniger als 90 % der Stimmen. Im Mai 2019 waren sie noch auf Quoten jenseits von 99 % gekommen.Vor der Hauptversammlung hatte die Bank unerwartet schwache Quartalszahlen präsentiert und das Ziel kassiert, im gesamten Jahr einen Gewinn zu erzielen. Angesichts der Corona-Pandemie erwartet das Management für 2020 Risikokosten von 1 Mrd. bis 1,4 Mrd. Euro. Je nach dem Verlauf der Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern würden zudem Restrukturierungskosten das Ergebnis belasten, ist im Zwischenbericht zu lesen: “Unser Ziel, für das Gesamtjahr 2020 einen Gewinn ausweisen zu können, halten wir vor diesem Hintergrund sowie mit Blick auf die Entwicklung im ersten Quartal 2020 für sehr ambitioniert.”Finanzvorständin Bettina Orlopp ließ sich in einer Telefonkonferenz nicht darauf festlegen, ob das Institut, das Ende März auf Drängen der Aufsicht Dividendenzahlungen bis Oktober ausgesetzt hat, im kommenden Jahr eine Ausschüttung für 2020 plant. Die Aktie der Bank brach um 7,1 % auf 2,99 Euro ein und beendete den Handel als zweitschwächster Wert im MDax. Im Startquartal drückten die Auswirkungen der Corona-Pandemie das Institut in die roten Zahlen. Der Nettoverlust belief sich auf 287 Mill. Euro nach einem Gewinn von 136 Mill. vor Jahresfrist. Mit 277 Mill. Euro liegt der operative Fehlbetrag 73 Mill. über der Konsensschätzung. Die Pandemie erhöht den Druck auf die Führung, die im September präsentierte Strategie zu überarbeiten: “Wir haben bereits im Februar angekündigt, dass wir unsere Strategie weiterentwickeln werden”, sagte Konzernchef Martin Zielke. “In diesem sich nochmals verschärfenden und dynamisch entwickelnden Umfeld tun wir es einmal mehr. Denn diese Krise ist eine tiefe Zäsur.” Details zu weiteren Einsparungen sollen im August folgen. – Nebenstehender Kommentar Schwerpunkt Seite 3