Im GesprächSascha Lerchl

Albis Leasing nimmt Zukäufe ins Visier

Die Albis Leasing will nach abgeschlossener Neuausrichtung auch durch Kooperationen und Zukäufe in Deutschland wachsen. Anlegern will das seit 25 Jahren börsennotierte Unternehmen künftig kontinuierlich Dividenden zahlen.

Albis Leasing nimmt Zukäufe ins Visier

Im Gespräch: Sascha Lerchl

Albis Leasing nimmt Zukäufe ins Visier

Vorstandschef hält nach Neuausrichtung Verstärkung im Factoring für möglich und betont 25 Jahre nach Börseneinführung Plan für kontinuierliche Dividenden

Die Albis Leasing nimmt nach abgeschlossener Neuausrichtung Wachstum auch durch Kooperationen und Zukäufe ins Visier. Anlegern will das seit 25 Jahren börsennotierte Unternehmen künftig kontinuierlich Dividenden zahlen.

Von Carsten Steevens, Hamburg

An diesem Freitag, den 30. August, jährt sich die Börseneinführung des in Hamburg ansässigen mittelständischen Leasinganbieters Albis Leasing zum 25. Mal. Zu einer Erfolgsgeschichte ist das Nebenwert-Investment für langjährige Anleger bislang nicht geworden. Das zeigt sich an der Aktie, die mit gut 2,50 Euro aktuell auf dem höchsten Stand seit Juni 2022 liegt, aber lange Jahre ein Penny Stock war. Das wird zudem an den Gewinnausschüttungen deutlich: Geschäftsjahre mit und ohne Dividenden halten sich seit 2000 die Waage. Ungleich stabiler lieferte Grenke Leasing ab, der deutlich größere Albis-Rivale aus Baden-Baden, selbst seit dem 4. April 2000 an der Börse und aktuell im SDax gelistet.

Den Auftritt im Regulierten Markt an den Börsen in Frankfurt und München stellt man bei Albis Leasing keineswegs in Frage. Die Börsennotierung lohne sich für die Albis, auch wenn ein Listing aufwendig sei, sagt Sascha Lerchl, seit September 2021 im Vorstand und Vorstandssprecher, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Der 47 Jahre alte Bank- und Diplom-Kaufmann, der aus dem rheinland-pfälzischen Andernach stammt, verweist unter anderem auf den Zugang zum Kapitalmarkt, der sich durch eine Börsennotierung langfristig biete. Für organisches Wachstum benötige Albis derzeit zwar kein zusätzliches Kapital. Für Zukäufe werde man in den kommenden zwei bis drei Jahren aber möglicherweise weiteres Eigenkapital brauchen. „Die Börsennotierung hat für uns einen Wert, wir sind gerne an der Börse und ich schätze den Dialog mit den Aktionären sehr.“

Aktionäre stützen Strategie

Die neue Ausrichtung der Albis, die neben organischem Wachstum im Kernsegment Handel/Hersteller sowie in den Sparten E-Bike-Vermittler und Edeka-Kaufleute einen Ausbau strategischer Kooperationen und Wachstum durch Zukäufe vorsieht, wird von den Aktionären offenbar auf breiter Ebene getragen. In der Hauptversammlung im Juli habe es nur positive Stimmen zur Entwicklung der Albis gegeben, berichtet Lerchl. Kritik an der Strategie sei ihm nicht bekannt. „Wenn ein Aktionär hier und da etwas lauter auftritt, dann sind das keine negativen Töne zur Strategie.“

Dabei hat Albis Leasing unruhige Phasen hinter sich, so in den Jahren vor dem Rückzug des Gründers Hans Otto Mahn. Seit dem Verkauf des Aktienpakets von Mahn im Jahr 2019 liegen die Albis-Anteile bei dem Investor Rolf Hauschildt (27,6%), dem Nürnberger Autohändler Christoph Zitzmann (25,0%), bei Solventis-Gründer Joachim Schmitt (6,5%) sowie im Streubesitz (40,9%). Diskussionen, die es früher im Aktionärskreis gab, seien ihm bekannt, sagt Lerchl. Von Störgeräuschen lasse er sich bei der Vorstandsarbeit aber nicht beeinflussen.

Näher an die Kunden

Er sei 2021 mit dem Plan angetreten, die Albis Leasing viel stärker auf das Partner- und Kundengeschäft und auf eine effiziente Weiterentwicklung auszurichten, betont der Vorstandssprecher, der während seiner beruflichen Laufbahn in allen drei Bankengruppen der deutschen Kreditwirtschaft tätig war und sich als analytischen Vertriebler und Retailbanker bezeichnet. „Ich bin heute sehr sicher, dass sich die Albis auf einem guten Weg befindet.“ Das Geschäftsmodell funktioniere. Kleinteiliges, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sehr stabiles Gewerbekundengeschäft zu guten Margen führe zu guten Ergebnissen für die Albis.

Im ersten Halbjahr stieg das Neugeschäftsvolumen um knapp 20% auf 51,5 Mill. Euro, wobei 31 Mill. Euro (+48%) auf das Kerngeschäft mit Händlern/Herstellern entfielen. Die Neugeschäftsmarge erreichte knapp 18 (i.V. 15)%. Im Gesamtjahr erwartet Albis ein Neugeschäft von 87,5 bis 97,5 (i.V. 90,7) Mill. Euro, die Marge soll bei 17% landen. Welche Beiträge die Segmente mittelfristig abliefern sollen? Ein solcher Ausblick fehlt derzeit.

Bald Mittelfristprognose?

Lerchl ist bewusst, dass Prognosen für einen längeren Zeitraum Investoren Anlageentscheidungen erleichtern. „Bislang waren wir noch nicht so weit“, sagt der Vorstandssprecher und verweist auf die Umbauten der vergangenen Jahre. „Inzwischen haben wir die Pläne, die mit der 2022 vorgestellten Zukunftsoffensive verbunden waren, umgesetzt.“ Die wesentlichen Ziele seien erreicht. Albis sei wieder auf einem profitablen Wachstumspfad und zahle künftig eine stabile Dividende.

Das Ausschüttungsziel sieht eine Dividendenquote von 50% vor. Wie für 2023 soll künftig eine Basisdividende von 5 Cent je Aktie sowie bei guten Ergebnissen eine Bonusdividende gezahlt werden, die sich für 2023 auf 3 Cent je Aktie belief. Langfristig wird die Sonderausschüttung im Durchschnitt bei 3 bis 5 Cent je Aktie gesehen. Man werde darüber nachdenken, künftig einen Ausblick für einen etwas längeren Zeitraum zu veröffentlichen, teilt der Albis-Chef mit.

Small-Ticket-Markt im Blick

Strategisch setzt Albis Leasing vor allem auf das Händler- und Herstellergeschäft in Deutschland. Eine Internationalisierung, wie sie mal im Raum stand, strebe man „in den kommenden Jahren“ nicht an. Im deutschen Markt gebe es bei über 4 Millionen kleinen und mittleren Gewerbekunden erhebliche Chancen. Und die inzwischen mit Büroflächen nur noch in Hamburg präsente Leasinggesellschaft fokussiert sich auf den Small-Ticket-Leasingmarkt, der „noch gar nicht komplett verteilt“ sei, wie Lerchl sagt.

Viele Banken wollten kleinteiliges Geschäft betreiben, wobei es aber um Finanzierungen gehe, die „weitaus größer sind als unser Sweet-Spot“. In dem Marktsegment, in dem sich Albis mit einem durchschnittlichen Objektwert von 5.000 bis 6.000 Euro bewege, gebe es wenige Teilnehmer, betont Lerchl, der neben Grenke Leasing die mittelständische ABC Finance als Hauptkonkurrenten ansieht. Attraktiv für Investoren könne zudem sein, dass man mit Neuausrichtung und Strategieschärfung die „Hausaufgaben erledigt“ habe. Die Kosten seien gesenkt, die Margen gestärkt worden. „Unsere Ertrags- und Ergebnisseite ist derzeit sehr stabil“. Auch bei der Refinanzierung sei Albis „sehr gut aufgestellt“.

Kein Übernahmekandidat

Langfristig profitables Wachstum sei ein Garant für die Überlebensfähigkeit der Albis Leasing, so Lerchl weiter. Als Übernahmekandidaten sieht er die Gesellschaft nicht an. „Wir sollten aber organisch jedes Jahr um 7 bis 10% in unserem Kernsegment wachsen.“ Wenn das bei den aktuellen Margen gelinge, könne Albis langfristig eigenständig bleiben.

Für den Erhalt der Eigenständigkeit muss Albis Lerchl zufolge nicht durch Zukäufe wachsen. Gleichwohl rückt anorganisches Wachstum auf die Agenda. „Wir stellen uns ein Target idealerweise in der gewerblichen Finanzierung vor, das in Deutschland angesiedelt ist.“ Man werde nicht über eine Bank nachdenken, die regulatorischen Herausforderungen wären zu groß, so der Albis-Chef. „Aber vielleicht könnte es auch ein Thema werden, sich im Factoring-Bereich zu verstärken.“ Das Ziel müsse profitables Wachstum versprechen und dürfe „kulturell“ nicht überfordern. „Insofern wäre ein Target, das höchstens halb so groß ist wie die Albis, naheliegend.“

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