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Alexander Erdland 65

Von Isabel Gomez, Stuttgart Börsen-Zeitung, 7.10.2016 Das letzte Jahr als Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) dürfte für Alexander Erdland noch einmal anstrengend werden. In der Präsidiumssitzung im November...

Alexander Erdland 65

Von Isabel Gomez, StuttgartDas letzte Jahr als Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) dürfte für Alexander Erdland noch einmal anstrengend werden. In der Präsidiumssitzung im November soll er – außerhalb der üblichen Zwei-Jahres-Regel – für ein weiteres Jahr im Amt bestätigt werden. Der Verbandsoberste wird sich dann im Vorfeld der Bundestagswahl vor allem mit den Rentenplänen von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) beschäftigen müssen.Seit 2012 sitzt Erdland, der am Montag seinen 65. Geburtstag feiert, dem Verband vor. In seinem Hauptberuf als Vorstandsvorsitzender des Finanzkonzerns Wüstenrot & Württembergische (W & W) dürfte er den Staffelstab bereits Anfang 2017 an Jürgen Albert Junker übergeben, der per April als Erdlands Nachfolger von der VHV Allgemeine Versicherung und VHV Lebensversicherung geholt worden war.Dass sich der in Oelde geborene Erdland in seiner schwäbischen Wahlheimat ausgesprochen wohlfühlt, hat viel mit seinem Charakter zu tun: Er gilt als bodenständig, verbindlich, gerne auch mal gesellig und vor allem als gänzlich unaufgeregt. Wahrscheinlich konnte es Erdland auch nur so schaffen, aus dem einstigen Flickenteppich W & W einen Finanzkonzern mit Konzept und ohne Hahnenkämpfe an der Spitze zu formen.Als die Bausparkasse Wüstenrot und die Württembergische Versicherung 1999 fusionierten, hatte Erdland gerade den Vorstandsvorsitz des Hauptwettbewerbers Schwäbisch Hall übernommen – und konnte aus dem Kochertal genau beobachten, wie sich W & W entwickelte. Nämlich gar nicht gut, da Bausparkasse, Versicherung und die Töchter weiterhin ein Eigenleben führten, sich gegenseitig misstrauten und niemand in der Konzernspitze für Ordnung sorgte. Die Wende bei W & WAber der Landwirtssprössling Erdland schaffte ab 2006 die Wende. Er schuf lange vernachlässigte Synergien zwischen den Sparten, verschlankte so den gesamten Konzern und setzte eine Strategie über alle Geschäftsfelder hinweg auf. Und er entwickelte W & W strategisch stets weiter, setzte im Vergleich zu anderen Finanzdienstleistern etwa früh auf den Ausbau digitaler Vertriebswege – auch wenn der gesellschaftspolitisch äußerst interessierte Privatmann Erdland kein Digital Native ist und Zeitungen oder Magazine nach wie vor in Papierform bevorzugt. Sein Naturell verbietet ihm eigentlich jedes Eigenlob. Die Erwähnung, dass W & W in seiner Amtszeit das durchschnittliche Jahresergebnis verzwölffacht habe, ist eine seltene Ausnahme.Ausgebildet wurde der vierfache Vater Anfang der siebziger Jahre bei der Spar- und Darlehenskasse Oelde. Es folgte das Studium der Betriebswirtschaftslehre und der Rechtswissenschaften in Münster und Saarbrücken sowie Praktika und Studienaufenthalte in den USA. 1980 promovierte er zum Dr. rer. pol., bis 1984 war Erdland dann bei der Norddeutschen Genossenschaftsbank in Hannover tätig, bevor es ihn über Vorstandsposten bei der Volksbank Elmshorn, den Genossenschaftlichen Zentralbanken Saarbrücken und Hannover über die DG Bank (heute DZ Bank) endgültig in den Südwesten verschlug.