Wenn der Saal gefüllt ist und die Lichter die Bühne erhellen, ist Alexander Schindler in seinem Element. Offiziell war er bis vor kurzem Vorstand von Union Investment und Präsident des deutschen Fondsverbands BVI, doch die Rolle als Moderator wird wohl ebenfalls in Erinnerung bleiben. Souverän und mit einer Prise Witz führte er durch das Programm der Investorenkonferenzen von Union Investment, bis die Pandemie dem Haus ein digitales Format aufzwang und bei der Umstellung eine externe Moderatorin die Aufgabe übernahm.

Während Union-Investment-Chef Hans Joachim Reinke das Geschäft mit den privaten Kunden unter sich weiß, vertrat Schindler, der seit 2004 bis vor wenigen Wochen im Vorstand saß, das Geschäft mit institutionellen Kunden. Früh verband der Jurist, der nun seinen Ruhestand genießt, seine Rolle mit dem heutzutage allgegenwärtigen Ruf nach einer nachhaltigen Kapitalanlage. Die Fondsgesellschaft der Kreditgenossen zählt Kirchenbanken zu ihren Kunden und stieß damit schon früh auf eine entsprechende Nachfrage – Schindler machte sich das Thema zu eigen.

Sein Abgang markiert einen Wandel in der Spitze von Union Investment, weil ausgenommen von Firmenchef Reinke nun eine neue Management-Generation die Gesellschaft führt. Personal- und Rechtsmanagerin Sonja Albers und Schindlers Nachfolger André Haagmann sind erst seit März in der Führungsspitze, IT-Vorstand Alexander Lichtenberg ist seit Anfang 2020 dabei, und der Portfoliomanagement-Chef Jens Wilhelm verlässt mit Mitte 50 die Gesellschaft und macht für seinen Nachfolger Frank Engels Platz.

Schindlers Autorität zeigt sich auch in den Ämtern, die er ausübte. Von 2015 bis 2017 vertrat er den europäischen Fondsverband Efama als Präsident, während er von September 2020 bis zu seinem Ruhestand in dieser Rolle für den deutschen Branchenverband BVI sprach. Auch bei der EU-Wertpapieraufsicht ESMA sprach er zeitweilig als Mitglied einer Stakeholder-Gruppe für die Branche, außerdem gehörte er einer EU-Expertengruppe zum Projekt der Kapitalmarktunion an. Zwar hat Union Investment jenseits von Deutschland und Österreich nur wenig Gewicht, doch als internationaler Fachmann war Schindler gleichwohl gefragt. Am Austausch mit anderen Kulturen soll er ein großes Interesse haben.

Für den Ruhestand hat er noch große Pläne, wie zu hören ist: Hatte ihn einst sogar eine Weltreise mit dem Schulschiff der Bundesmarine geprägt, nimmt er sich jetzt offenbar Segeltouren vor. Aufgewachsen ist er in Syke nahe Bremen, heute lebt der verheiratete Vater von zwei erwachsenen Söhnen in Köln. Am Donnerstag feiert er seinen 65. Geburtstag.