"Algorithmen kann jeder"
bg Frankfurt – Vom Abgesang auf die klassischen Banken will Teambank-Vorstand Christian Polenz angesichts eines gewissen Hypes um den sich vollziehenden digitalen Wandel nichts wissen. Schließlich werde nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Die Branche sei keineswegs chancenlos, müsse Veränderungen aber entschlossen angehen, so der Vertreter des Konsumentenkreditspezialisten im genossenschaftlichen Finanzverbund. Zielbild Banking 4.0Was Polenz als Zielbild vorschwebt, ist ein Banking 4.0. Das sei notwendig, um mit den Veränderungen Schritt zu halten. “Die Fintechs gehen dahin, wo wir vielleicht gepennt haben”, schreibt er der Branche ins Stammbuch. Die neue Konkurrenz gehe “auf Schnittstellen mit hoher Kundenrelevanz” und profitiere davon, dass es zur Firmenkultur gehöre, Produkte und Services gemeinsam mit den Kunden zu entwickeln. Außerdem habe sich eine “Fehlerkultur” entwickelt, sprich eine gewisse Fehlertoleranz beim Management des Wandels. Polenz sagt, sich gegen die Fintechs und den begleitenden digitalen Wandel zu stellen, würde die Banken “grandios scheitern” lassen. Es gelte vielmehr, die eigenen Stärken zu nutzen – deshalb auch Banking 4.0, das für die Teambank als Konzept dafür steht, eine hohe Agilität zu entwickeln, um das Ziel der Kundenbegeisterung (in Abgrenzung zur bloßen Kundenzufriedenheit) zu erreichen.Beweglich sein, um kundenorientierte Lösungswege zu entwickeln, diese Haltung fange bei der Teambank auf Vorstandsebene an, um die digitale Transformation zu bewältigen. Am Ende des Tages müsse sich dann aber das ganze Team an der Zielerreichung “Kundenbegeisterung” messen lassen, daran sei auch für alle Mitarbeiter der Bonustopf gekoppelt.Um Entwicklungen gezielt antizipieren zu können, verfolgt die Teambank aufmerksam, wie andere Branchen mit dem Wandel umgehen. Denn was Kunden dort erlebten, beeinflusse die Erwartungen der Kunden an ihre Bank. Und um darüber mehr zu erfahren, hat der frühere Eishockey-Crack Polenz noch mal ein wenig die Schulbank gedrückt und studiert, was ein Kreditspezialist vom E-Commerce lernen kann und wo er sich dort einfindet.Ein Ergebnis: Heute werden bei der Teambank alle Services zuerst über Mobile entwickelt – was auf diesen Bildschirm passt, muss auch für die anderen gut sein. Dabei gehe es generell nicht darum, etwas zu kopieren, sondern Dinge zu entwickeln, “die zu uns passen”. Grundlage dafür sei eine gewisse “disruptive Denke”. Ein weiteres Ergebnis: Seit Mai hat die Teambank ein passendes Ratenkreditprodukt für den E-Commerce. Den Unterschied zwischen online und offline will Polenz verschwinden lassen; was stattfindet, ist das Verschmelzen in die “No-Line-Welt”. Das beschreibt in der Teambank-Denke das angestrebte einheitliche Kundenerlebnis, worauf die Nürnberger ihre ganze Arbeitswelt ausrichten – es gibt keine geteilten Verantwortungen mehr in der Organisation, berichtet Polenz. 15 % des Verwaltungsaufwands sind für Zukunftsthemen reserviert. Bei den Bankprozessen sei die Standardisierung nach innen besonders wichtig, um bundesweit einen einheitlich definierten Kredit anzubieten. Verzicht im Sinne des KundenUnd was unterscheidet die Teambank von konkurrierenden Fintechs im Konsumentenkredit? “Algorithmen kann jeder, aber für den Kunden die richtige Entscheidung zu treffen, das macht den Unterschied aus.” Deshalb verfolgt die Teambank auch ihr Motto, im Sinne des Kunden punktuell auch mal lieber ein Nein zum gewünschten Kredit auszusprechen, als nachher einen unzufriedenen Kunden zu haben. “Die genossenschaftlichen Werte geben uns den stabilen Rahmen. Das zählt mehr denn je.”