Alison Rose gilt als Favoritin für den RBS-Chefposten
Von Andreas Hippin, LondonDer Posten des Chief Executive Officer der Royal Bank of Scotland (RBS) ist schon einmal begehrter gewesen als in diesen Tagen. Immerhin, die Favoritin Alison Rose (49) ist nicht die einzige Bewerberin. Auch dem Chef des Retailgeschäfts, Les Matheson, wurden schon Ambitionen nachgesagt. Ian Stuart, der Chef von HSBC UK, und Mark Bailie, der Chef der Digitalbank Bó, die von der RBS an den Start gebracht wurde, galten ebenfalls als mögliche Nachfolger von Ross McEwan. Chairman Howard Davies sucht seit April nach geeigneten Kandidaten.Der ehemalige Finanzchef Ewen Stevenson hatte sein Amt im vergangenen Jahr wenige Stunden vor Beginn der Hauptversammlung überraschend hingeschmissen, nachdem McEwan sich doch nicht so schnell verabschieden wollte. Nun ist es aber wohl so weit. McEwan hat sich den Posten des Chief Executive der National Australia Bank (NAB) gesichert. Einem ehrenhaften Abgang steht damit nichts mehr im Wege. Rose wäre die erste Frau an der Spitze einer der vier Großbanken, die den britischen Markt dominieren – Barclays, HSBC, Lloyds Banking Group und RBS. Erfolgreiches EigengewächsDie Mutter zweier Kinder ist bei der Bank, seitdem sie nach ihrem Abschluss an der Durham University 1992 als Trainee zu Natwest kam. Sie stieg Schritt für Schritt auf, während das Institut unter Fred Goodwin die Weltherrschaft anstrebte, und wurde nach dem Zusammenbruch der Allmachtsfantasien und der Rettung durch den Steuerzahler von McEwan gebeten, an einer strategischen Überprüfung der Gruppe mitzuarbeiten. Rose führt die Sparte Commercial & Private Banking und ist seit Dezember stellvertretende Chefin von Natwest Holdings. Zu den zahlreichen Positionen, die sie bereits innehatte, gehören Head of EMEA Corporate Coverage & Client Management, Head of Non-Investment Grade Origination und Head of Leveraged Finance für Großbritannien und Europa.Die öffentliche Hand hält nach wie vor 62 % an der Bank, was – wie schon bei ihren Vorgängern – ihre Entscheidungsfreiheit einschränken dürfte. Im Falle eines Sieges von Labour bei den nächsten Wahlen könnte sich das besonders bemerkbar machen. Zudem lastet der Aktienüberhang auf dem Kurs. Auf den Einstandspreis von 502 Pence, bei dem die Finanzierungskosten der monströsen Bankenrettungsaktion noch nicht berücksichtigt sind, wird die öffentliche Hand nicht mehr kommen. Der mediale Lärm rund um den Brexit bietet aber eine gute Gelegenheit, die Buchverluste aus der Finanzkrise heimlich, still und leise zu realisieren. Der ehemalige Schatzkanzler Philip Hammond hatte die Privatisierung erst einmal auf Eis gelegt. Vielleicht zeigt sich sein Nachfolger Sajid Javid ja risikofreudiger.Ein harter Brexit könnte sich als Problem für die zur RBS gehörende Ulster Bank erweisen. Er würde sich zudem auf das Geschäft der Unternehmenskunden auswirken. Das Institut konzentriert sich auf den britischen Heimatmarkt und ist deshalb anfällig für konjunkturelle Schwankungen dort. Vor diesem Hintergrund stellt sich für Rose die Frage, ob die Bank die Anteilseigner – und damit das Schatzamt – mit Dividenden und Aktienrückkäufen erfreuen oder Kapital für einen möglichen Wirtschaftsabschwung zurückstellen sollte. Auch das Renditeziel stünde dann zur Disposition.