Alle Bankgeschäfte über eine Plattform
Die Sparkassen bündeln ihre digitalen Angebote. Künftig sollen gewöhnliche Privatkunden ihre Geschäfte über einen Kanal abwickeln können. Neben der digitalen Finanzplattform treibt der Verbund Echtzeitzahlungen, den Einsatz von Sprachassistenten und die Vergabe von Onlinekrediten für Firmenkunden voran.fir Frankfurt – Die Sparkassen-Finanzgruppe ist auf dem Weg, sich eine digitale Finanzplattform zu verpassen, über die alle 385 Sparkassen sowie die Landesbanken und Verbundpartner ihre Produkte präsentieren und verkaufen können. Dazu wird das Kernbankensystem OSPlus zur digitalen Finanzplattform für den Verbund ausgebaut, die der Sparkassenwelt neben Skaleneffekten einen gemeinsamen integrierten Datenhaushalt bescheren soll, der zum Beispiel für die Datenanalyse genutzt werden kann. Das berichtete Franz-Theo Brockhoff, Vorsitzender der Geschäftsführung der Finanz Informatik (FI), des IT-Dienstleisters der Sparkassen-Finanzgruppe, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz anlässlich der dreitägigen Messe der FI, die gestern endete.Über die Plattform sollen die Kunden ihre finanziellen Angelegenheiten erledigen können und auch Zugriff auf Produkte Dritter erhalten. Noch sind nicht alle Verbundangebote integriert, so dass ein fester Starttermin nicht existiert. Die persönliche Finanzverwaltung, mit der Kunden ihre Umsätze, Lastschriften, Überweisungen und Daueraufträge überblicken können, soll in der ersten Stufe 2019 starten.Innerhalb der kommenden drei Jahren werde FI mindestens 1 Mrd. Euro in Digitalisierung stecken, mehr als 300 Mill. Euro pro Jahr also. Davon sei aber ein Drittel im weitesten Sinne von Regulierung verursacht, sagte Brockhoff. Jährlich würden also mehr als 200 Mill. Euro in eigentliche Innovationen fließen, also in Software-Entwicklung, technische Infrastruktur und Software-Lizenzen. Joachim Schmalzl zufolge, Vorstandsmitglied des Sparkassenverbandes DSGV, haben derlei hohe Investitionen Tradition, allerdings habe man es nun mit einer Beschleunigung der Digitalisierung zu tun. Abzulesen sei das an der Bedeutung und am Budget der FI, das in den vergangenen Jahren gestiegen sei, ergänzte FI-Chef Brockhoff.Mit Blick auf Echtzeitüberweisungen stellen sich die Sparkassen als Vorreiter dar, sind sie doch nach der HypoVereinsbank die Zweiten in Deutschland, die diese Form der Überweisung anbieten. Seit dem 10. Juli können die Kunden der 385 Sparkassen Geld sofort übersenden. Seitdem seien rund vier Millionen Echtzeit-Überweisungen vorgenommen worden. Den Durchbruch für das Bezahlverfahren hierzulande erwartet Schmalzl für Mitte nächsten Jahres. Dann wollen die Sparkassen Firmenkunden Sammelüberweisungen, also mehrere Überweisungen an verschiedene Empfänger in einer Buchung, in Echtzeit ermöglichen. “Wir glauben, dass Echtzeitzahlungen ,das neue Normal` werden”, so Schmalzl. Geplant ist auch, Firmenkunden im nächsten Jahr Betriebsmittelkredite online rund um die Uhr und binnen Minuten zur Verfügung stellen zu können. Paydirekt weiterentwickelnLichtblicke hat Michael Stollarz, Vorsitzender der Geschäftsführung des Deutschen Sparkassen Verlags, beim Online-Zahlungsanbieter Paydirekt ausgemacht, hinter dem die deutsche Kreditwirtschaft steht. “Die Akzeptanz wird höher. Wir wollen Paydirekt weiterentwickeln und noch intensiver mit Händlern zusammenarbeiten.” Mehr als 2,2 Millionen registrierte Nutzer hätten Paydirekt, für das neuerdings Schauspieler Axel Prahl wirbt, als Zusatzfunktion ihres Girokontos freigeschaltet, die ihnen die Bezahlung in etwa 10 000 Online-Shops erlaube.Potenzial schreibt FI-Chef Brockhoff Sprachassistenten zu. Sparkassenkunden können seit Frühjahr 2018 über Google Home per Sprachbefehl auf ihre Konten zuzugreifen, zum Beispiel Abfragen und Kleinüberweisungen ohne Transaktionsnummer (TAN) tätigen. Für nächstes Jahr sind Erweiterungen vorgesehen, etwa Multibankenfähigkeit und weitere Wertpapierfunktionen.—– Wertberichtigt Seite 8