OPPENHEIM-PROZESS

Alle mal wegducken

Glaubt man Friedrich Carl Janssen und Dieter Pfundt, den früheren Partnern des einst so stolzen und dann so tief gefallenen Bankhauses Sal. Oppenheim, so war die Geschäftsleitung des altehrwürdigen Instituts die reinste Zwei-Klassen-Gesellschaft....

Alle mal wegducken

Glaubt man Friedrich Carl Janssen und Dieter Pfundt, den früheren Partnern des einst so stolzen und dann so tief gefallenen Bankhauses Sal. Oppenheim, so war die Geschäftsleitung des altehrwürdigen Instituts die reinste Zwei-Klassen-Gesellschaft. Auf der einen Seite die adligen Herren Matthias Graf von Krockow und Christopher Freiherr von Oppenheim, bei denen als Vertreter der beiden dominierenden Familienstämme die Fäden zusammenliefen – und auf der anderen Seite zwei Externe, die sich heute vor der 16. Großen Strafkammer des Landgerichts Köln in ihrer vermeintlichen Außenseiterrolle suhlen. Sie wollen zu wenig gewusst und zu viel vertraut haben. An so geballte Unkenntnis und Naivität zu glauben, fällt indes schwer.Vor allem bei Janssen sind alle anderen schuld: Er, der in einem Interview dieser Zeitung noch Mitte 2008 Subventionen verteufelte, ist sich heute nicht zu schade, die ausgebliebene Staatshilfe für den Fall von Arcandor, der auch Sal. Oppenheim mitriss, verantwortlich zu machen. Er, der für das Risikomanagement der Bank verantwortlich zeichnete, will über die Schieflage von Arcandor und damit das größte Risiko des Instituts erst am 26. September 2008 und damit quasi als Letzter informiert worden sein? Um dann übrigens zwei Monate später den Aufsichtsratsvorsitz ebenjenes Konzerns zu übernehmen.Dieter Pfundt hingegen, der bereits seit 1996 dem Kreis der persönlich haftenden Gesellschafter angehörte, will als Investmentbanker der Exot in der Privatbank gewesen sein. Erstaunlich oberflächlich nur hat er sich nach seinen Ausführungen für den geplanten Standort seiner Abteilung, dessen Ankauf und Umbau in der Bockenheimer Landstraße in Frankfurt interessiert. Die merkwürdige Konstruktion einer zwischengeschalteten Grundstücksgesellschaft will er ebenso wenig hinterfragt haben wie die am Ende immens gestiegenen Kosten.Die Verteidigungsstrategie von Janssen und Pfundt ist klar: Beide wälzen die Verantwortung so weit wie möglich auf ihre Mitangeklagten ab. Sie nehmen dafür ein desolates Bild ihrer eigenen Fähigkeiten als Manager in Kauf. Mit einer Anmerkung hat Pfundt allerdings recht: “Warum soll ich meine höchstpersönlichen Vermögensinteressen vorsätzlich geschädigt haben?” Janssen und Pfundt waren bei den Immobiliengeschäften aus der Anklageschrift diejenigen, die am wenigsten oder gar nicht von den zweifelhaften Konstrukten profitiert haben – in der Bank jedoch in persönlicher Haftung standen.