"Allein am deutschen Markt"
Die Konzepte des Plattform-Banking und der nachhaltigen Anlage verbinden will SDG Investments. Mit dieser Idee sieht sich das Frankfurter Start-up “derzeit allein am deutschen Markt”. 2017 gegründet, hat die Gesellschaft eigenen Angaben zufolge vom Start weg schwarze Zahlen geschrieben. Von Bernd Neubacher, FrankfurtEine Verbindung des Plattform-Banking-Konzepts mit dem Trend zu nachhaltigen Investitionen hat sich das Frankfurter Start-up SDG Investments auf die Fahnen geschrieben. Bislang stehen dabei kleinere Anleiheemittenten ohne Rating im Mittelpunkt.Seit Gründung im September 2017 hat die Gesellschaft bei 16 Projekten Emittenten und Investoren zusammengeführt. In den zurückliegenden 14 Monaten summierte sich das Emissionsvolumen auf rund 150 Mill. Euro, wie Lars Hunsche, Geschäftsführender Gesellschafter von SDG Investments, der Börsen-Zeitung erzählt. Die Plattform soll kräftig wachsen. Im kommenden Jahr stehen 27 weitere Projekte an, wie Partner Stefan Bund erklärt. Bis 2021 will Hunsche dann Finanzierungen über 1 Mrd. Euro vermittelt haben. Zuschlag für IlliquiditätPlatziert worden sind über die SDG-Plattform unter anderem eine 25 Mill. Euro schwere Anleihe für die Luxemburger Hylea Group S.A., einen der weltweit bedeutendsten Produzenten von Bio-Paranüssen, ein 30 Mill. schwerer Bond der Deutsche Lichtmiete AG, welche LED-Beleuchtungen für Betriebsstätten von Unternehmen vermietet, oder ein Bond des Fahrradverleihers Nextbike über 7 Mill. Euro. Zu den Investoren zählen neben kleineren Adressen wie das Bankhaus Bauer oder ohnehin nachhaltig angehauchten Häusern wie die GLS Bank laut SDG Family Offices, Pensionskassen und Versicherer.Die bisherigen Emissionen boten etwa bei einer fünfjährigen Laufzeit regelmäßig Kupons um 5 %. Zwar bieten Schuldner wie die Deutsche Lichtmiete stabile Cash-flows, wenn sie etwa bei einem Dax-Konzern energiesparende Lampen installieren, wie Hunsche erklärt. Auf der anderen Seite aber können sie kein externes Ratings bieten und müssen zudem für die Illiquidität ihrer Papiere Zinsaufschläge leisten. 2 bis 5 Prozent ProvisionenAls Provision berechnet die Gesellschaft jeweils 2 % bis 5 % des Emissionsvolumens als Provision und arbeitet damit eigenen Angaben zufolge zwei Jahre nach Gründung bereits hochprofitabel. Finanzinvestoren, mit denen man anfangs gesprochen habe, “vermissten die Cash-Burn-Rate”, berichtet Hunsche. Infolge von Profitabilität benötigt SDG Investments fürs Erste denn auch keinerlei Finanzierungen, wie er erklärt. “Im Gegensatz zu vielen gefeierten Start-ups sind wir von Anfang an profitabel”, ergänzt Bund.Eine Sonderstellung beanspruchen die Manager für SDG auch, weil sie sich mit ihrem Geschäftsmodell einer digitalen Vermittlungsplattform für nachhaltige Finanzierungen allein auf weiter Flur sehen. “Mit unserer Idee sind wir derzeit allein am deutschen Markt. Das überrascht uns schon etwas”, sagt Bund angesichts der beiden Megatrends Plattform-Banking und Nachhaltigkeit.Noch sind die Dimensionen freilich überschaubar: Für 2019 peilt Hunsche einen Umsatz zwischen 2 Mill. und 3 Mill. Euro an. In der Pipeline stecken derweil Finanzierungen über 500 bis 600 Mill. Euro, was den genannten Sätzen gemäß weitere Provisionseinnahmen zwischen 10 Mill. und 30 Mill. Euro verheißt. 2020 will das Unternehmen, das aktuell sechs Mitarbeiter zählt, personell deutlich zulegen. Derzeit geht es einen Umzug in deutlich größere Räume in Frankfurt an.Neben einem schlanken Apparat kommt dem Ergebnis von SDG zugute, dass die Gesellschaft unter dem Haftungsdach des Frankfurter Finanzdienstleisters AHP Capital Management operiert. Diese Gesellschaft, die im Bundesanzeiger für 2018 einen Jahresüberschuss von 80 000 Euro ausgewiesen hat nach 200 000 Euro für 2017, schultert Regulierungs- und Compliance-Aufwand, trägt Bürokosten mit und bringt eine BaFin-Lizenz als Anlagevermittler und -berater sowie ein Netz von 15 gebundenen Anlagevermittlern mit. Expertise vorhandenDie nötige Expertise zur Bewertung der Geschäftsmodelle von Emittenten sowie zur Strukturierung von Finanzierungen dürfte das Management mitbringen. Hunsche war jahrelang als Senior Director bei Moody’s Analytics tätig, und Bund arbeitete in der Vergangenheit als Geschäftsführer von Scope Risk Solutions, bei WestLB, Portigon und LBBW sowie bei Fitch Ratings.Während SDG das Geschäftsmodell eines Emittenten unter die Lupe nimmt, überlässt das Start-up die Entscheidung darüber, was jeweils als nachhaltig finanzierungswürdig ist und was nicht, dem Hannoveraner Nachhaltigkeitsberater und -Research-Haus Institut für Markt-Umwelt-Gesellschaft (IMUG). Als Richtschnur dienen SDG dabei, wie der Name verraten mag, die 17 globalen Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (Sustain-able Development Goals/SDG). Voraussetzung für eine Vermittlung über die SDG-Plattform soll sein, dass eine Finanzierung zumindest eines dieser 17 Ziele fördert, ohne anderen zugleich abträglich zu sein.Wie Bund erläutert, bieten die Ziele der Vereinten Nationen gegenüber der für die EU geplanten Nachhaltigkeitstaxonomie den großen Vorteil, dass diese global gelten und zudem im Gegensatz zu den EU-Regeln nicht erst noch festgelegt werden müssen. Zudem hebt sich, wie er argumentiert, das SDG-Konzept von dem von vielen Ratingagenturen und Research-Häusern verfolgten ESG-Ansatz (Environment, Social, Governance) ab. ESG konzentriere sich darauf, keinen Schaden zu verursachen, SDG gehe es dagegen stärker um Lösungen.Das Volumen der Emissionen soll deutlich zunehmen. “Für uns sind 50 Mill. Euro grundsätzlich leichter zu platzieren als 10 Mill. Euro”, ergänzt Hunsche mit Blick auf Institutionelle, die auf gewisse Mindestlosgrößen angewiesen sind, um zeichnen zu können.