DAS HALBJAHR DER ALLIANZ

Allianz-Chef strebt Kulturwandel an

Bäte will Erneuerung neben Kontinuität setzen - Unternehmensprogramm wird im November vorgestellt

Allianz-Chef strebt Kulturwandel an

Der neue Vorstandschef Oliver Bäte verordnet der Allianz einen Kulturwandel. Dies machte er bei Vorlage der Halbjahreszahlen klar. Zudem will Bäte die Digitalisierung beschleunigen. Die Investitionen würden erheblich steigen. Das konkrete Programm unter dem Leitmotto “Kontinuität und Erneuerung” soll Ende November vorgestellt werden.mic München – Der neue Vorstandschef Oliver Bäte hat sich einen Kulturwandel für die Allianz auf die Fahne geschrieben. “Wachstum findet zuerst im Kopf statt und dann im Geschäft”, sagte Bäte bei der Präsentation der Halbjahreszahlen, die er für das Skizzieren seines Programms nutzte, das im November vorgestellt werden soll. Wenn heute ein Beschäftigter mit einer guten Idee komme, dann gebe es immer mehrere, die sagten, dies sei aber furchtbar gefährlich und schwierig, rügte Bäte.Mit dem angestrebten Kulturwandel begründete Bäte, der seit Mai in Nachfolge von Michael Diekmann an der Allianz-Spitze steht, auch seine Übernahme der weltweiten Personalverantwortung am 1. September (siehe BZ vom 7. August). “Kulturwandel findet über die Menschen statt und nicht über die Zielsysteme allein”, sagte der Manager. Deswegen werde er in den nächsten Jahren das Thema Personal enger mit dem Thema Strategie verbinden.Die Allianz müsse aktiv handeln, weil sich die Welt schnell vor allem durch die Digitalisierung verändere, sagte Bäte. Neben potenziellen Schocks (Kapitalmarkt, politische Krisen) und zyklischen Trends (Nullzinsen, Zyklus in der Sachversicherung mit sinkenden Preisen, zunehmende Regulierungsdichte) gebe es vier grundlegende Veränderungen. Versicherter Wert schrumpftErstens verschiebt sich Bäte zufolge das globale Wachstum. Dies geschehe nicht nur zwischen den westlichen Industriestaaten und Asien, sondern auch innerhalb der Volkswirtschaften. Die versicherten Werte würden perspektivisch schrumpfen, statt wie bisher zu wachsen. Daher müssten neue Wachstumsfelder wie Technologie, Cyberrisiken, Gesundheit oder Freizeit erschlossen werden. Grundlegend verstärkt habe sich – zweitens – die Durchschlagskraft der Digitalisierung auf das Geschäftsmodell in Branchen mit einem hohen Anteil an Technologieinhalten, unregelmäßigem Kundenkontakt und signifikanten Ineffizienzen im Geschäftsmodell. Alle drei Kennzeichen gälten für die Finanzindustrie. Als weitere grundlegende Veränderungen nannte Bäte die demografischen Veränderungen und die geopolitische Instabilität.Das Management entwickele für fünf Themen Ziele und Maßnahmenpakete unter dem Motto “Kontinuität und Erneuerung”, sagte Bäte. An erste Stelle setzte er den Kunden: “Es ist in unserer Industrie nicht immer der Fall gewesen, dass wir uns konsequent am Kunden orientiert haben.” Hinzu kämen eine durchgängige Digitalisierung, technische Exzellenz bei Anlageperformance und Versicherungstechnik, neue Wachstumsfelder und eine integrative Leistungskultur (Details siehe Grafik).Ob mit dem Programm ein Personalabbau verbunden sein wird, wollte Bäte nicht sagen. Er kündigte lediglich an, dass die Ausgaben stellenweise erhöht würden: “Wir werden tatsächlich erheblich mehr investieren in Technologie und digitalen Wandel, aber auch in Veränderung der Kultur.” Allerdings rechne er damit, dass die Allianz durch Digitalisierung des Geschäftsmodells signifikant Produktivität gewinnen könne. Dezentrale GemeinsamkeitBäte unterstrich, das Erarbeiten des Programms sei ein partizipativer Prozess mit 200 Experten: “Da kommen nicht 30 Folien aus der Schublade, wo jeder unterstellt, die haben sich das alles schon überlegt.” Mitte September werde das Programm mit den Allianz-Führungskräften diskutiert. Nach der Vorstellung Ende November beginne Anfang nächsten Jahres die Umsetzung. Nach der Programmfestlegung werde man sich mit der erforderlichen organisatorischen Aufstellung beschäftigen, sagte Bäte. Dann solle die Besetzung der Führungsposten folgen.Bäte kündigte eine Justierung des Verhältnisses von Zentrale und Regionen an. “Wir kommen, und das wollen wir auch erhalten, aus einer bewusst sehr dezentral geführten Organisation”, sagte er. Die Freiheitsgrade in den Regionen sollten erhalten bleiben. “Gleichzeitig wollen wir aber mehr Gemeinsamkeit”, sagte er. Denn die digitale Welt erfordere gemeinsame Plattformen.