Allianz Deutschland liefert Goldrand-Bilanz

Lebensversicherung saugt Kundengelder an wie ein Staubsauger - Vorstand schreibt sich Kundenorientierung auf die Fahne

Allianz Deutschland liefert Goldrand-Bilanz

Die Allianz setzt nach einem Rekordjahr ihren Schwerpunkt in Deutschland auf verstärkte Kundenorientierung. Bei der Prognose 2015 bleibt der Vorstand vage. Hoffnungsvoll zeigt er sich beim Thema private Investitionen in öffentliche Infrastruktur.mic München – Die Allianz Deutschland setzt ihren Schwerpunkt in den nächsten fünf Jahren auf eine verbesserte Kundenbetreuung. “Wir haben trotz der Fortschritte immer noch Möglichkeiten, noch besser zu werden”, sagte Vorstandsvorsitzender Markus Rieß auf der Jahrespressekonferenz. Diese Kundenorientierung werde, ungeachtet zusätzlicher Ausgaben für die Digitalisierungs-Offensive, mit Kostendisziplin kombiniert. So werde beispielsweise in der Sachversicherung die Kostenquote von 25,8 % weiter sinken. Rieß bekräftigte, das neue Programm werde im Sommer vorgestellt (vgl. BZ vom 27. November). In diesem Zeitrahmen werden auch von Oliver Bäte, dem künftigen Chef der Muttergesellschaft Allianz SE, Aussagen zu seiner Strategie erwartet.Sehr optimistisch äußerte Rieß sich zu den Chancen, Infrastrukturinvestitionen für privates Kapital zu öffnen. Mit der Politik gebe es ein Miteinander, die Diskussion sei völlig anders als vor zwei Jahren. Der Chef der Allianz Deutschland wies jedoch, während die Expertengruppe beim Wirtschaftsministerium in Berlin unter Beteiligung der Allianz auf die Zielgerade geht, auf das Fehlen konkreter Vorhaben hin. Es gebe ein Projektpipeline-Problem. Er sei aber zuversichtlich, dass sich dies ändere. Rieß wandte sich dagegen, das Private in einen Pool von Projekten investieren, wie in Österreich mit der 1997 gegründeten Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-AG (Asfinag) üblich. Rieß favorisiert dagegen eine Pipeline mit Projekten in der Größenordnung von jeweils mindestens 100 Mill. Euro, die individuell bewertet werden können.Nach dem Rekordjahr 2014 vermied Rieß, in seiner Rede die übliche Prognose zu formulieren. Auf Nachfrage erklärte er, dass er leicht sinkende Umsätze erwarte. Er begründete dies mit einem wohl rückläufigen Einmalbeitragsgeschäft in der Lebensversicherung. Auf eine Gewinnprognose legte sich Rieß nicht fest. Im Vorjahr habe die Allianz in Deutschland nur wenig Naturkatastrophen-Schäden verkraften müssen, merkte der Vorstandschef aber warnend an. Man könne nicht erwarten, dass sich dieses Glück fortsetze. Zugleich betonte er, dass die Beitragsstagnation der Sachsparte im vierten Quartal Umsatzverschiebungen geschuldet sei und nicht das Erreichen eines Plateaus signalisiere. Sonderbelastung geleistetAußerordentlich erfolgreich sei das Geschäftsjahr 2014 gewesen, sagte Rieß. Die Zahl der Kunden sei um 200 000 auf 20,3 Millionen gestiegen. Der Umsatz kletterte um 7,5 % auf den Rekordwert von 32,1 Mrd. Euro (siehe Tabelle). Der operative Gewinn sprang um 64 % auf 2,6 Mrd. Euro und damit ebenfalls auf einen Höchststand. Die Beschäftigten werden mit einer um die Hälfte aufgestockten Sonderzahlung am Erfolg beteiligt. Der Gewinn landete mit 1,4 Mrd. Euro unter den Niveaus 2012 und 2006 bis 2008. Das unterproportionale Plus von 27 % erklärte Finanzvorstand Burkhard Keese damit, dass die Allianz eine Belastung von rund 530 Mill. Euro geschultert habe. Wie vom Bilanzmodernisierungsgesetz erlaubt habe man Belastungen für Pensionsrückstellungen auf einen Schlag verbucht.Den Rückenwind beim Umsatz lieferte die Lebenssparte, die um 12 % auf 19 Mrd. Euro zulegte. Nicht nur das separat verbuchte Tagesgeld-Angebot Parkdepot erreichte Höhen wie im Finanzkrisen-Schock, sondern vor allem Einmalbeiträge kletterten auf Rekordniveau (siehe Grafik). Sie landeten mit 9,5 Mrd. Euro erstmals auf Höhe der laufenden Beiträge. Vorstand Markus Faulhaber erklärte, bei den Einmalbeiträgen hätten große Teile – 5,7 Mrd. Euro für Rentenversicherungen – eine ähnliche Laufzeit wie laufende Beiträge.Die Neubeiträge expandierten um 25 % auf 10,2 Mrd. Euro. Der Marktanteil stieg von 26,2 % auf 29,7 %. Im Bestand sei er von 18,7 % auf 20,4 % geklettert, so Faulhaber. Es wurden 91 000 Kunden gewonnen. Kaum NaturkatastrophenAuch die Sachversicherung legte zu. Mit 2,9 % auf 9,5 Mrd. Euro erreichte sie den höchsten Anstieg seit der Neuaufstellung 2006. Es war das dritte Wachstumsjahr in Folge. Vorstand Alexander Vollert betonte, erstmals sei auch der Marktanteil stabil geblieben. Er betrage 15,2 %. Es seien 74 000 Kunden hinzugekommen.Zum Anstieg des operativen Ergebnisses steuerte die Sachsparte mit einem Plus von 650 Mill. Euro den Löwenanteil bei. Nicht nur die ausbleibenden Naturkatastrophen, sondern auch die Preissteigerungen und Produktoffensive zeigten Wirkung. Die Zahl der versicherten Fahrzeuge erhöhte die Allianz um 108 000 auf 8,2 Millionen Stück. Eine kombinierte Schaden-Kosten-Quote für das Kfz-Geschäft wollte das Management wie in den Vorjahren nicht nennen.—– Wertberichtigt Seite 8