Allianz gelingt ein Wachstumssprung
Die Allianz hat ihr Wachstumstempo im dritten Quartal beschleunigt. Die Erlöse stiegen organisch um 10 %. In der deutschen Sachversicherung verkauft sich der neue Kfz-Tarif weiterhin sehr gut. Der Versicherer hält es für möglich, das obere Ende der Prognosespanne für den Gewinn zu erreichen.mic München – Die Allianz hat im dritten Quartal die Erwartungen der Investoren übertroffen. Der operative Gewinn stieg um 21 % auf 3,0 Mrd. Euro und der Jahresüberschuss für die Anteilseigner um 24 % auf 1,9 Mrd. Euro. Die Ergebnisse seien “sehr, sehr stark”, kommentierte Finanzvorstand Giulio Terzariol in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Dies wurde auch am Aktienmarkt honoriert. Der Kurs der Aktie legte in einem stagnierenden Markt um 2,7 % auf 192,00 Euro zu. Terzariol legte sich nicht darauf fest, ob zum Kapitalmarkttag am 30. November ein neuer Aktienrückkauf angekündet wird. Das jüngste Programm mit einem Volumen von 1,0 Mrd. Euro ist im September ausgelaufen. Sachversicherung boomtDas Gewinnwachstum sei insbesondere durch die Schaden- und Unfallversicherung getrieben, sagte Terzariol. Die Sparte erhöhte das operative Ergebnis um 45 % auf 1,5 Mrd. Euro. Eine Kombination von besserer Kostenquote (28,4 % auf 27,6 %), einer geringeren Belastung durch Naturkatastrophen (4,5 % auf 2,0 % des Umsatzes) und einer niedrigeren Basisschadenquote (69 % auf 68,1 %) sei dafür verantwortlich. Vor allem die sinkende Kostenquote und die verbesserte Basisschadenquote wirken auch im Zeitraum der neun Monate, so dass die kombinierte Schaden- und Kostenquote um 1,4 Prozentpunkte auf das Jahresziel von 94,0 % sank. Dies gelang, obwohl der Industrieversicherer AGCS – der gut ein Siebtel des Sachversicherungsumsatzes beisteuert – eine Combined Ratio von nur 99,8 % ablieferte.Mit einem operativen Gewinn von 8,7 Mrd. Euro nach neun Monaten würde die Allianz zum Jahresende bei 11,6 Mrd. Euro landen, sofern sie das Tempo beibehielte. Die Münchner hielten dennoch an ihrer Prognose von 11,1 Mrd. Euro plus/minus 0,5 Mrd. Euro fest und wählten nicht wie in früheren Fällen die Formulierung, es werde die obere Hälfte der Spanne erreicht. 5 Prozent Wachstum sind drinIn der Telefonpressekonferenz betonte Terzariol jedoch auf Nachfrage, es seien keine negativen Effekte absehbar. So sei der Versicherer bisher im dritten Quartal unterdurchschnittlich von Naturkatastrophen getroffen worden. Wenn alles so weiter laufe, wäre es sicher nicht überraschend, wenn die Allianz in der oberen Hälfte der Prognose lande, sagte Terzariol.Der Umsatz legte auf organischer Basis um 9,8 % auf 30,5 Mrd. Euro zu. Dies ist das höchste Umsatzplus seit dem Jahr 2014. Zudem hat der Versicherer das Tempo in den drei Quartalen 2018 ständig beschleunigt, ausgehend von 4,9 % über 6,5 % auf das aktuelle Niveau.Der Allianz-Finanzvorstand erklärte, die gute Konjunkturlage wirke zwar unterstützend auf die Expansion, jedoch sei dies nicht der einzige Faktor. Der Konzern könne unter Normalbedingungen organisch durchaus in Richtung 5 % jährlich wachsen – eine Zahl, die auch auf dem Kapitalmarkttag am 30. November eine Rolle spielen könnte. Terzariol traut der Schaden- und Unfallversicherung ein Plus von 3 % bis 5 % zu, der Lebensversicherung mehr als 5 % und dem Assetmanagement – allerdings immer gefährdet durch die Volatilität des Kapitalmarktumfelds – 5 % bis 10 %. Erfolg in DeutschlandIn der Spartenbetrachtung strich Terzariol die Leistung der Sachversicherung heraus, die organisch um 6,1 % (davon 1,8 Punkte durch Preiserhöhungen) zulegte und nach neun Monaten ein Plus von 5,9 % vorweisen kann. “Hervorheben möchte ich gerne Deutschland” mit einem Plus von 4,3 %, sagte Terzariol. Die Tochter, die im vergangenen Herbst ein neues Kfz-Produkt auf den Markt gebracht hatte, landete im dritten Quartal in Folge über der 4 %-Marke – ein in den Jahren zuvor nie erreichter Wachstumswert (s. Grafik).Das Kfz-Geschäft gehört laut Allianz zu den Treibern. Die Preise seien stabil. Die Schaden- und Kostenquote in der Kfz-Versicherung sei leicht besser als im Vorjahr, sagte Terzariol. Genaue Angaben machte er – ebenso wie seit Jahren die Deutschland-Tochter – nicht. Die Quote liege deutlich unter 100 %, sagte er lediglich.Als “einzige kleine Enttäuschung” bezeichnete Terzariol jene Schaden- und Kostenquote von 104 %, die der Industrieversicherer AGCS im dritten Quartal ablieferte. Sie sei trotz gesunkener Naturkatastrophen getrieben von Großschäden und mehr wetterbedingten Schäden: “Das können wir sicherlich in der Zukunft besser machen.”Der Einsturz einer Autobahnbrücke im italienischen Genua kostet die Allianz 30 Mill. Euro netto. Davon entfallen 17 Mill. Euro auf die Minderheitsbeteiligung an der Betreibergesellschaft Autostrade per l’Italia.Mit Wachstumsraten von 12 % und 10 % legten die Lebensversicherung und das Assetmanagement ebenfalls stark zu. Das verwaltete Vermögen überschritt mit 2,02 Bill. Euro erstmals die 2-Bill.-Marke, nachdem es sich im Vorquartal bis auf einen Wimpernschlag an diesen Betrag angenähert hatte. Das Segment meldete einen Mittelzufluss von 15 Mrd. Euro, davon 10 Mrd. Euro zu Pimco. Terzariol warnte, im Oktober seien wegen steigender Zinsen 10 Mrd. von Pimco abgeflossen. Die US-Tochter investiere in ihre Betriebs-IT und künstliche Intelligenz sowie in neue Strategien im Bereich alternativer Anlagen, um künftiges Wachstum zu ermöglichen. Daher sei das Aufwand-Ertrags-Verhältnis um 1,7 Punkte auf 60,0 % gestiegen.