Allianz glänzt mit hohem Gewinnplus
Die Allianz hat im dritten Quartal mit einem hohen Gewinnanstieg überrascht, nachdem zum Halbjahr bei den Anlegern noch Enttäuschung vorgeherrscht hatte. Vorstand Dieter Wemmer bestätigte das Jahresziel. Der Assetmanager Pimco erzielte erstmals seit gut drei Jahren Nettomittelzuflüsse. Die Aktie stieg um 1,4 % auf 150,80 Euro.mic München – Finanzvorstand Dieter Wemmer zeigte sich mit dem dritten Quartal zufrieden. Er sprach von einem guten operativen Ergebnis. In Kombination mit höheren realisierten Gewinnen (76 Mill. Euro mehr Gewinn), geringen Abschreibungen (108 Mill. Euro) und einer guten Steuerquote (30,4 % nach 33,3 %) führe dies zu einem um 35 % auf 1,9 Mrd. Euro erhöhten Reingewinn. Damit sei klar: “Wir halten unseren Ausblick für das Jahr unverändert.”Wemmer wollte sich nicht festlegen, ob die obere Hälfte des Zielbandes von 10,0 bis 11,0 Mrd. Euro erreichbar ist. Zum Halbjahr hatte sich die Allianz fest überzeugt gezeigt, dass die Mitte des Bandes getroffen werden kann. Nach neun Monaten stehen 8,0 Mrd. Euro zu Buche.Nach der Enttäuschung zum Halbjahr waren die Analysten diesmal positiv überrascht. Während der operative Gewinn um 18 % auf 2,9 Mrd. Euro zulegte, hatten sie im Schnitt ein Plus von 7 % auf der Rechnung. Besonders die Lebensversicherung glänzte. Der Ergebnissprung betrug 53 % auf 1,1 Mrd. Euro, während ein Plus von 34 % erwartet wurde. Turbo der LebensparteWemmer erklärte die Abweichungen mit Bewertungsphänomen. Vor allem in der Lebensversicherung hätten Derivate im dritten Quartal positive Beträge gebracht. Das normalisierte Gewinnniveau der Lebensversicherung hätte daher bei 950 Mill. Euro gelegen, also 180 Mill. Euro unter der gemeldeten Zahl: “Es ist trotzdem gut, wenn man ein Quartal hat, wo die Volatilitäten ins Positive ausschlagen, weil das Geld kann einem niemand mehr wegnehmen.”Auch in der Sachversicherung habe die Allianz von Kapitaleffekten profitiert. Vor allem aber seien kaum Ausgaben für Naturkatastrophen angefallen, während im zweiten Quartal 501 Mill. Euro zur Seite gelegt werden mussten. Die Schlussfolgerung von Wemmer: “Für mich ist die Qualität des Geschäfts im zweiten und dritten Quartal gleich gut.”Das Wachstum sehe im dritten Quartal mit 0,5 % auf 27,7 Mrd. Euro erst einmal bescheiden aus, sagte Wemmer. Ohne Währungs- und Konsolidierungseffekte liege es jedoch bei 1,7 %. In der Lebensversicherung (plus 1,5 %) und in der Sachsparte (plus 3,1 %) sei die Allianz auf einem guten Wachstumskurs in einer flachen ökonomischen Entwicklung.Wemmer strich heraus, dass das Eigenkapital seit Jahresmitte um 3,4 % auf 70,1 Mrd. Euro habe gesteigert werden können (siehe Tabelle). Dies sei trotz der widrigen Zinssituation gelungen. Der Buchwert pro Aktie liegt bei gut 153 Euro – er hat sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich erhöht (siehe Grafik).In der Segmentbetrachtung sticht heraus, dass das Asset Management erstmals seit dem zweiten Quartal 2013 den operativen Gewinn steigern konnte, wenngleich nur marginal von 600 auf 604 Mill. Euro. Zudem verzeichnete der US-Rentenspezialist Pimco einen Nettomittelzufluss, ebenfalls erstmals seit dem zweiten Quartal 2013. Er habe sich auf 4,7 Mrd. Euro addiert, sagte Wemmer. Auch im Oktober habe die Gesellschaft positiv abgeschlossen. Die Allianz hatte die Vorgabe gemacht, dass der Turnaround in der zweiten Jahreshälfte gelingt.Allianz Global Investors sammelte weitere 1,5 Mrd. Euro ein – dies ist der 14. Nettomittelzufluss in den vergangenen 15 Quartalen. Der Finanzvorstand lobte, dass die Aufwand-Ertrag-Relation von 74,5 % auf 67,3 % sank: “Das ist eine tolle Leistung.”Im Segment Schaden- und Unfallversicherung blieb die Allianz mit einer Schaden-Kosten-Quote von 93,5 % (i.V. 94,1 %) unter dem langfristigen Ziel von 94 %, allerdings dank ausbleibender Naturkatastrophen. Vom Hurrikan “Matthew” in der Karibik erwartet der Finanzvorstand lediglich eine Belastung von 20 Mill. Euro. Wemmer strich heraus, dass das organische Wachstum von 3,1 % zur Hälfte preis- und volumengetrieben sei. Sorgen, dass der Marktzyklus in eine schwächere Phase einschwenkt, wollte er daher nicht teilen. Nur in Italien und im Firmenkundengeschäft (AGCS) beobachte die Allianz sinkende Preise: “Alle anderen Organisationen berichten eigentlich immer noch einen positiven Preistrend.” Teils schwäche sich dieser Trend aber ab. Aktienrückkauf ante portasAls Erfolgsstory sieht die Allianz die Abkehr von Garantieprodukten in der Sparte Lebensversicherung. Der Anteil neuer Offerten im deutschen Retailgeschäft betrage 90 %, sagte Wemmer. Die Neugeschäftsmarge stieg um 0,3 Prozentpunkte auf 2,8 %. Wie unprofitabel die Klassikprodukte sind, verdeutlichte Wemmer mit einer Rechnung: Eine Garantie von 1,2 % erfordere einen Zinssatz zehnjähriger Anleihen von 1,8 %. Davon sei man weit entfernt.Wemmer wiederholte, dass im Topf für potenzielle Aktienrückkäufe mehr als 2,5 Mrd. Euro lägen. Er bekräftigte, wenn es keine Akquisitionen bis Ende 2016 gebe, werde ein Rückkaufprogramm spätestens im Februar bekannt gegeben. Der angekündigte Verkauf einer Tochter in Südkorea sei auf der Spur. Alle Papiere lägen den Behörden vor.