Allianz Global Investors spitzt Rotstift
Nach der DWS und der DekaBank will offenbar auch Allianz Global Investors als weitere große Fondsadresse in Deutschland Kosten spürbar senken: Mit einem Abbau, der etwa jede fünfte Stelle umfassen könnte, wagt CEO Tobias Pross einen tiefen Schnitt. Zugleich sollen andere Einheiten ausgebaut werden.jsc Frankfurt – Die Fondsgesellschaft Allianz Global Investors bereitet in Deutschland offenbar eine weitreichende Neuordnung vor: Hatte das Unternehmen unter dem im Januar angetretenen CEO Tobias Pross noch mit Stand Februar für den als GmbH organisierten Firmenteil eine “Erhöhung der Mitarbeiterkapazitäten” für das laufende Jahr ins Auge gefasst und dafür einen Wert von 1,9 % anvisiert, so plant die Tochter des Münchener Versicherers Allianz nun in der zentralen Firmeneinheit, nämlich in Deutschland, einen Stellenabbau. Ungefähr jede fünfte Position der gut 1 000 Mitarbeiter zählenden deutschen Einheit steht nach Informationen der Börsen-Zeitung auf dem Prüfstand. Die Pläne könnten noch im dritten Quartal bekannt gegeben werden, während sich die Umsetzung vermutlich ins nächste Jahr ziehen dürfte. Eine endgültige Entscheidung steht offenbar aus.Die konkrete Höhe des Stellenabbaus nennt die Gesellschaft auf Nachfrage nicht, bestätigt in einer Stellungnahme aber ein “umfassendes strategisches Programm”. Offenbar steht dem geplanten Stellenabbau eine Erhöhung in anderen Bereichen gegenüber. Die Gesellschaft nennt den Bereich der illiquiden Anlagen, wozu die Anlageklassen Private Equity, Private Debt und private Investitionen in öffentliche Infrastruktur zählen. Bereits in den vergangenen Jahren hatte die Allianz-Tochter das Segment unter Leitung der heute für alle Anlageklassen verantwortlichen Investmentchefin Deborah Zurkow ausgebaut. Darüber hinaus soll das Beratungsangebot “Risklab” global ausgerollt werden. Die Einheit berät institutionelle Investoren etwa zur Portfoliokonstruktion und zum Risikomanagement. Neuordnung auch in den USA Zugleich sei “eine Reihe der derzeitigen Aufgaben in Zukunft nicht mehr erforderlich”, schreibt die Gesellschaft in der Stellungnahme. Das auf aktives Fondsmanagement fokussierte Unternehmen verweist darauf, dass es im laufenden Turnus bereits den Bereich für Anleihen (Fixed Income) in eine global einheitliche Struktur überführt habe und im US-Geschäft auf eine strategische Partnerschaft setze, um private Sparer zu erreichen: Im Rahmen einer Kooperation mit der US-Investmentgesellschaft Virtus zieht sich die Gesellschaft in Teilen aus dem US-Segment zurück, wie die beiden Gesellschaften Anfang Juli mitgeteilt hatten. Für ein Fonds- und Depotvermögen von 23 Mrd. Mrd. Dollar übernimmt Virtus dabei wesentliche Aufgaben wie Investment-Beratung, Administration und Vertrieb, während Allianz Global Investors zugleich die in Dallas beheimatete Tochter NFJ Investment mit einem Vermögen von 7 Mrd. Dollar an Virtus überträgt.Mit der Neuordnung wagt sich CEO Tobias Pross bereits sehr früh in seiner Amtszeit aus der Deckung. Erst im Januar hatte der Manager, der seit 1999 für den Allianz-Konzern tätig ist, die Führung von Andreas Utermann übernommen, der damals bereits mit 53 Jahren seinen Rückzug ankündigte, um mehr Zeit für seine Familie zu finden, wie er erklärte. Pross war vor der Übernahme der Chefposition für den globalen Vertrieb verantwortlich und spricht darüber hinaus als Präsident des deutschen Fondsverbands BVI für die Branche. Geschäft bisher profitabelDie Allianz-Tochter handelt dabei offenbar nicht aus der Not heraus, denn die Geschäfte liefen zuletzt gut. Die GmbH, die neben dem deutschen Geschäft auch die Einheiten im europäischen Ausland und in Asien umfasst, weist für das vergangene Jahr Provisionserträge von netto 1,0 Mrd. Euro und einen Gewinn von 339 Mill. Euro aus, der vollständig an den Allianz-Konzern überwiesen wurde. Der Gewinn lag damit nahezu auf dem Niveau des Vorjahres. Das US-Geschäft kommt als separate Konzerntochter noch hinzu. Weltweit zählt Allianz Global Investors 2 800 Mitarbeiter. Mit einem verwalteten Fondsvermögen von zuletzt rund 590 Mrd. Euro ist die Gesellschaft nach der DWS der zweitgrößte Vermögensverwalter in Deutschland.