Allianz setzt Fanal für die Branche
Das weiter gesunkene Zinsniveau zwingt die Lebensversicherer, die Renditezusagen an ihre Kunden zu reduzieren. Die Allianz senkt moderat ab, die Branche dürfte im Durchschnitt stärker nach unten korrigieren.ak Düsseldorf – Die Allianz Leben hat mit der Bekanntgabe ihrer Überschussbeteiligung für das kommende Jahr ein wichtiges Zeichen für die Branche gesetzt. Die Marktführerin senkt ihre laufende Verzinsung um 20 Basispunkte auf 3,4 % und zollt damit dem weiter gesunkenen Zinsniveau Tribut. Im Vorjahr hatte sie die Deklaration bei 3,6 % noch stabil gehalten.Die Finanzaufsicht BaFin und auch die Bundesbank in ihrem Finanzstabilitätsbericht hatten kürzlich die Lebensversicherer mehr oder weniger deutlich zu einer Reduzierung ihrer Zinsversprechen aufgefordert. An der Allianz orientieren sich traditionell viele Unternehmen. Allerdings dürfte in diesem Jahr die eigene Finanzstärke jedes Hauses als Entscheidungskriterium eine noch wichtigere Rolle spielen.Bisher haben nur wenige Lebensversicherer ihre Zinsversprechen für das kommende Jahr bekannt gegeben. Unter den größeren Gesellschaften legte sich nur die Alte Leipziger schon fest, die ihre laufende Verzinsung um 30 Basispunkte auf 3,05 % reduziert hatte.Die Kölner Ratingagentur Assekurata rechnet marktweit bei der Deklaration der Überschussbeteiligung mit einer Reduzierung um 25 Basispunkte. Der Durchschnitt in der Branche lag im vergangenen Jahr bei 3,4 %. Allerdings hat sich die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen seit Jahresbeginn nochmals mehr als halbiert. Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will bezeichnete deshalb die Senkung der Überschussbeteiligung der Allianz als “moderat, aber den Erwartungen entsprechend”. Das Thema Finanzstärke gewinne zunehmend an Bedeutung. Einzelne Gesellschaften würden eventuell deutlicher absenken. Die Schlusslichter in der Branche hatten bereits für das laufende Jahr nur noch 3,0 % laufende Verzinsung gezahlt.”Wir haben uns früh auf niedrige Zinsen eingestellt”, sagte Allianz-Leben-Vorstand Alf Neumann der Börsen-Zeitung. Die Allianz verfüge derzeit über die höchsten Reserven – Bewertungsreserven in den Kapitalanlagen, freie Rückstellungen für Beitragsrückerstattung und Schlussüberschussanteile – am Markt. Darüber hinaus habe das Unternehmen mehr als kleinere Wettbewerber die Möglichkeit, in der Kapitalanlage zu diversifizieren und zum Beispiel in große Infrastrukturprojekte zu investieren.Bei der Gesamtverzinsung hielt die Allianz die Vier vor dem Komma. Inklusive Schlussüberschussanteil sowie eines Sockelbetrags für die Beteiligung an den Bewertungsreserven zahlt das Unternehmen seinen Kunden 4,0 (i.V. 4,2) %. Geholfen habe hier auch das Lebensversicherungsreformgesetz, das seit August in Kraft ist und die Beteiligung ausscheidender Kunden an den Bewertungsreserven begrenzt. Sonst wäre die Gesamtverzinsung wohl niedriger ausgefallen. Neumann bezifferte den vermuteten Effekt durchaus auf mehrere Zehntelprozentpunkte. “Wir können jetzt bei der Überschussbeteiligung stabiler sein.” Milliardenreserve schwillt anLangfristig werden die deutschen Lebensversicherer bei anhaltend niedrigen Zinsen Probleme bekommen, ihre hohen Garantiezusagen aus der Vergangenheit zu erfüllen. Seit 2011 muss die Branche deshalb die Zinszusatzreserve bilden. Ende dieses Jahres wird der Topf ein kumuliertes Volumen von über 20 Mrd. Euro erreichen. Allein die Allianz rechnet in diesem Jahr mit einer Dotierung von 1,3 Mrd. Euro und hat damit insgesamt bislang etwa 3,7 Mrd. Euro für ihre langfristigen Versprechen zurückgestellt.Die Senkung der Überschussbeteiligung ist ein weiteres Mittel, um langfristig die garantierten Zinsen zahlen zu können. Die Bundesbank hat in ihrem Finanzstabilitätsbericht in der vergangenen Woche das noch vorhandene gewaltige Volumen dieses Puffers vorgerechnet: Würden die Lebensversicherer gar keine Überschussbeteiligung mehr zahlen, könnten sie ihre Eigenmittel bis Ende 2017 um zusätzliche 28,4 Mrd. Euro erhöhen. Diese Summe entspricht rund der Hälfte der Ende vergangenen Jahres vorhandenen kumulierten Eigenmittel der Branche.