Allianz sieht Blasen an den Märkten

Versicherer nutzt hohe Vermögenspreise für Verkäufe - Unrealisierte Gewinne trotzdem auf Rekordhoch

Allianz sieht Blasen an den Märkten

Die Allianz diagnostiziert eine Überbewertung in Teilen der Kapitalmärkte. Der Versicherer reagierte im ersten Quartal mit einer Verkaufswelle von Kapitalanlagen. Die realisierten Gewinne auch aus Aktienverkäufen erreichten mit 2,8 Mrd. Euro den höchsten Quartalswert seit Anfang 2007. Ein halbes Jahr später brach die Finanzkrise aus.mic München – Die Allianz hat den Preisanstieg an den Kapitalmärkten zu ungewöhnlichen Gewinnrealisierungen genutzt. Die Münchner erlösten von Januar bis März einen Gewinn von 2,8 Mrd. Euro aus Assetverkäufen. Dieser Quartalswert reicht an das Volumen des gesamten Jahres 2011 heran (3,4 Mrd. Euro). Seit dem Ausbruch der Finanzkrise hat die Allianz – bei allerdings niedrigeren Preisen ihrer Assets – niemals Gewinne in dieser Größenordnung realisiert. Der nächsthöhere Wert beträgt nur 1,6 Mrd. Euro, er wurde im zweiten Quartal 2009 ausgewiesen. Ein halbes Jahr vor Ausbruch der Krise versilberte die Allianz letztmals mit 3,4 Mrd. Euro mehr Reserven. “Das sind Bubble-Effekte”Trotz der Verkaufswelle schwollen die stillen Reserven an. Ende März addierten sie sich brutto auf 87 Mrd. Euro. Dies sind 54 Mrd. Euro mehr als Ende 2013. “Das ist ein extremer historischer Höchststand”, kommentierte Finanzvorstand Dieter Wemmer bei Vorlage der Quartalszahlen. Es gebe – außer beim Bond der Abwicklungseinheit Heta, den die Allianz um 42 % auf den Marktwert von 76 Mill. Euro abschrieb – kaum ein Investment mehr mit unrealisierten Verlusten. Wemmer sieht eine partielle Blasenbildung: “Allein die 65 Mrd. Euro im Fixed-Income-Bereich zeigen schon, dass wir doch wohl in einzelnen Bereichen eine Asset Bubble haben.”Beispielhaft für ein Blasenphänomen stufte Wemmer die Kursentwicklung für zehnjährige Bundesanleihen ein. Jene Investoren, die vor Wochen kauften, hätten die addierten Zinsen über zehn Jahre innerhalb von vier Handelstagen verloren: “Das sind Bubble-Effekte.” Blasen bei Vermögenswerten müssten aber nicht immer wie in der Finanzkrise platzen, schränkte er ein.Die unrealisierten Gewinne speisen sich bei der Allianz vor allem aus den festverzinslichen Anleihen. Mit 65 Mrd. Euro stellten sie Ende März nicht nur drei Viertel aller stillen Reserven, sie weisen auch die größte Dynamik auf: Während die Immobilien sich seit Ende 2013 kaum bewegten und sich die Aktienreserven nicht einmal verdoppelten, vervierfachten sich die Anleihereserven fast (siehe Grafik). Der Hebel sind fast ausschließlich die sinkenden Zinsen, denn das angelegte Anleihevolumen in absoluten Zahlen erhöhte sich seit Ende 2013 um nur ein Viertel. Besonders rasant entwickelten sich die stillen Reserven bei den Staatsanleihen: Die Allianz meldet dort eine Verfünffachung. 800 Mill. Euro AktiengewinnAuf die Aktionäre entfällt zwar nur ein Teil der Bruttoreserven, weil sie bei einem fiktiven Verkauf der Assets teilweise den Allianz-Kunden sowie dem Finanzamt zustehen. Die Anteilseigner könnten aber über 23 Mrd. Euro verfügen. Dies entspricht einem Drittel der Allianz-Marktkapitalisierung Ende März.Im ersten Quartal hat die Allianz laut Wemmer mit rund 800 Mill. Euro knapp ein Drittel ihrer 2,8 Mrd. Euro Gewinnrealisierungen mit Aktienverkäufen erzielt: “Wenn die Börsen so stark steigen wie in den letzten vier Monaten, dann muss man den einen oder anderen Kursgewinn mitnehmen.” Die Kursanstiege sorgten dafür, dass das Bruttoengagement in Aktien trotzdem um 6 Mrd. Euro auf 47 Mrd. Euro kletterte. Weitere rund 800 Mill. Euro kämen aus Handelsgewinnen etwa durch Derivate, sagte Wemmer. Rund 1 Mrd. Euro speisten sich aus Kursgewinnen von Festverzinslichen. Der Vorstand verwies darauf, dass Allianz die Laufzeit von Verbindlichkeiten und Assets schrittweise angeglichen habe, um die Solvency-II-Quote zusätzlich zu stützen. Sie wäre sonst marktbedingt um 16 Punkte und durch Neudefinitionen um weitere 3 Punkte gesunken. In diesem Prozess seien auch Verkäufe zwingend. Volatilität bleibtEin Abschied von Griechenland aus der Eurozone habe eine kleinere Wahrscheinlichkeit als die Fortführung der Währungsunion, sagte Wemmer. Bei einem Ausstieg habe die Allianz so gut wie kein direktes Exposure. Das dortige Geschäft trage auch nicht in großem Umfang zum Allianz-Gewinn bei. Die indirekten Folgen aber stufte Wemmer als markant ein: “Wir haben bei den starken Preisänderungen der verschiedenen Staatsanleihen in den letzten drei Wochen gesehen, dass die Marktvolumina eigentlich relativ klein sind.” Dies sei eine Folge der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Daher würde ein Austritt Griechenlands zu viel Volatilität führen. Dies gelte auch für Aktien.Das starke Schwanken der Zinssätze in den vergangenen Wochen bleibt nach Wemmer keine Eintagsfliege. Es werde vielmehr bis zum Ende der monetären Lockerung in eineinhalb Jahren anhalten. Das Auf und Ab der Zinsen am langen Ende werde sehr deutlich sein.