Allianz sieht sich auf Kurs zu Jahreszielen

Finanzchef Terzariol formuliert Ausblick optimistischer - Gewinn steigt im zweiten Quartal - Absage an weiteren Aktienrückkauf 2019

Allianz sieht sich auf Kurs zu Jahreszielen

Die Allianz ist auf Kurs zu ihren Jahreszielen 2019. Sie hält es sogar für möglich, die obere Hälfte der Bandbreite für den operativen Gewinn zu erreichen. Im zweiten Quartal steigerte der Versicherer das operative Ergebnis um 5 % und übertraf dank eines Sondergewinns ihres Lebensversicherers die Erwartungen der Analysten deutlich. mic München – Die Allianz ist zur Jahreshälfte auf Kurs zu ihren Zielen 2019. “Wir haben eine sehr gute Performance in den ersten sechs Monaten”, sagte Guilio Terzariol in einer Telefonpressekonferenz. Das Bild für das zweite Quartal sei ähnlich gut. Der operative Gewinn stieg von April bis Ende Juni um 5,4 % auf 3,2 Mrd. Euro, während die Analysten im Schnitt 3,0 Mrd. Euro erwartet hatten. Der Umsatz legte bereinigt um Währungs- und Konsolidierungseffekte um 6,1 % zu.Damit kletterte das operative Ergebnis in der ersten Jahreshälfte um 6,4 % auf 6,1 Mrd. Euro (siehe Tabelle). Die Allianz erklärte, die Prognose für das Gesamtjahr sei unverändert gültig. Das operative Ergebnis solle ausgehend von 11,5 Mrd. Euro zwischen 11,0 bis 12,0 Mrd. Euro liegen. Auf Nachfrage sagte Terzariol, dass ohne ausgeprägte Naturkatastrophen und ohne große Turbulenzen an den Kapitalmärkten das obere Ende erreichbar sein sollte: “Falls alles normal bleibt, würden wir erwarten, dass wir schon über 11,5 Mrd. Euro liegen.”Ein neues Aktienrückkaufprogramm im laufenden Jahr plant die Allianz nicht. Das im Februar angekündigte Programm über 1,5 Mrd. Euro sei kürzlich abgeschlossen worden, sagte Terzariol. Aktien im Wert von 1 Mrd. Euro wurden zu einem Durchschnittspreis von 203 Euro je Aktie eingekauft, weitere 0,5 Mrd. Euro zu rund 211 Euro je Aktie. Wenn es keine weiteren Übernahmen 2019 gebe, werde man Anfang nächsten Jahres erneut über das Thema Aktienrückkäufe sprechen, sagte der Finanzvorstand. Die Solvenzquote sank im zweiten Quartal wegen niedrigerer Zinsen auf 213 %, nachdem sie Ende März noch 218 % betragen hatte. Der Rückgang sei für ihn keine Überraschung, sagte Terzariol. Analysten allerdings wie beispielsweise Hadley Cohen von der Deutschen Bank werteten dies als negativ. Sonderertrag in den USAMit den Ergebnissen im zweiten Quartal zeigte Terzariol sich “sehr zufrieden”. Der Nettogewinn profitierte von einer niedrigen Steuerquote von 23 %, er stieg für die Anteilseigner um 13 % auf 2,1 Mrd. Euro und damit mehr als doppelt so schnell wie das operative Ergebnis. Der Aktienrückkauf ließ das Ergebnis pro Aktie sogar um 16 % steigen.Operativ sticht der Ergebnissprung in der Lebensversicherung um 15 % auf 1,2 Mrd. Euro ins Auge. Er speist sich ausschließlich aus einem Sondergewinn von 222 Mill. Euro in den USA. Die Allianz schreibt dort die aktivierten Abschlusskosten indexgebundener Rentenprodukte über 25 statt über 20 Jahre ab. Terzariol begründete dies mit der längeren Laufzeit dieser Produkte. Ähnliche Veränderungen der Abschreibungsdauer in anderen Regionen seien nicht geplant, sagte Terzariol.In der Lebensversicherung sticht unverändert das starke Wachstum in Deutschland heraus. Dort erhöhte die Allianz den Umsatz im zweiten Quartal um 18 % – der entscheidende Faktor für das organische Wachstum der Sparte um 4,5 % bei einer Neugeschäftsmarge von 3,6 %.Sehr zufrieden sei er auch mit der Vermögensverwaltung, sagte Terzariol. Er strich heraus, dass das operative Ergebnis bereinigt um positive Währungseffekte (30 Mill. Euro) mit 678 Mill. Euro stabil geblieben sei, obwohl die Performance-abhängigen Gewinne um 45 Mill. Euro gesunken seien.Im zweiten Quartal stieg das verwaltete Vermögen für Dritte um 2,8 % auf den neuen Rekordstand von 1,6 Bill. Euro. Allianz Global Investors legte dank positiver Markteffekte um 0,9 % auf 343 Mrd. Euro zu, Pimco steigerte das Vermögen um 3,4 % auf 1,25 Bill. Euro. Inklusive der Allianz-Gelder betrug das verwaltete Vermögen 2,2 Bill. Euro. Allianz Global Investors meldete im zweiten Quartal Abflüsse von 3 Mrd. Euro, während Pimco 23 Mrd. Euro einsammelte.Einen Gewinnrückgang musste im zweiten Quartal nur die Sachversicherung hinnehmen. Das operative Ergebnis sank um 5,0 % auf 1,4 Mrd. Euro. Terzariol sagte, dafür sei ein um 52 Mill. Euro niedrigeres Kapitalanlageergebnis verantwortlich. Industrieversicherer schwachDas versicherungstechnische Ergebnis in der Sachversicherung ist stabil, die kombinierte Schaden-Kosten-Quote stieg nur um 0,2 Prozentpunkte auf 94,3 % – obwohl die Kosten von Naturkatastrophen zunahmen (1,3 auf 1,9 Punkte) und die Abwicklungsquote sank (3,7 % auf 2,7 %). Terzariol sagte, die Abwicklungsquote werde über die Jahre hinweg eher bei 3 % statt bei knapp 4 % wie bisher landen. Der Grund sei, dass die Inflationsrate lange zu hoch geschätzt worden sei.Terzariol wies darüber hinaus auf die Kostenquote hin, die um 0,5 Punkte auf 27,3 % sank. Als positiv wertete der Vorstand auch, dass das Wachstumstempo mit 7,3 % auf 13,4 Mrd. Euro (bereinigt um Währungs- und Konsolidierungseffekte) weiter über der üblichen Rate von 3 % liege.In der Spartenbetrachtung fällt auf, dass der Industrieversicherer AGCS mit 101,1 % wieder in der Verlustzone landete. AGCS lieferte in den vergangenen vier Jahren einen versicherungstechnischen Verlust ab. Es gebe aber definitiv anziehende Preise, wies Terzariol in seinem einleitenden Vortrag auf Licht am Ende des Tunnels hin. Im anschließenden Gespräch mit Analysten, die den Finanzvorstand mit Fragen zur AGCS-Performance löcherten, klang er nach dem x-ten Nachhaken weniger zuversichtlich.Er hoffe wirklich, sagte er beispielsweise, dass AGCS im nächsten Jahr besser als 100 % sein werde. Er fügte hinzu: “Ich persönlich gebe die Idee nicht auf, dass wir versuchen, im Jahr 2021 bei 95 % zu sein.” Er sage nicht, fügte Terzariol hinzu, dass man in der Lage sein werde, dies zu erreichen. “Ich rücke trotzdem persönlich davon nicht ab, zumindest nicht jetzt.” AGCS-Vorstandsvorsitzender Chris Fischer Hirs hatte im Interview der Börsen-Zeitung zu Jahresanfang versprochen: “Die AGCS soll im Jahr 2021 eine Combined Ratio von 95 % unterschreiten” (vgl. BZ vom 16. Januar).Als erfreulich bezeichnete Terzariol das Ergebnis in Lateinamerika, obwohl die Region eine Combined Ratio von 100 % verzeichnete. Angesichts der hohen Zinsen in Südamerika sei dies aber ein guter Wert.Die kombinierte Schaden-KostenQuote in Deutschland verschlechterte sich im zweiten Quartal um 1,3 Prozentpunkte auf 95,6 %. Dieser Wert sei aber “ausgesprochen gut”, betonte Terzariol. Er begründete dies mit der hohen Belastung aus Naturkatastrophen von 7,7 Prozentpunkten. Die Allianz musste für einen Hagelschaden in Bayern aufkommen (vgl. BZ vom 12. Juli). Die durchschnittliche Belastung durch Naturkatastrophen in Deutschland liege bei 5 % der Beitragseinnahmen, sagte Terzariol.Der deutsche Sachversicherer hat seine Schadenbelastung seit dem Jahr 2011 gesenkt, auch wenn man die Belastung aus Naturkatastrophen herausrechnet (vgl. Grafik). Die Kostenquote ging in diesem Jahrzehnt fast kontinuierlich zurück.