Allstate will National General übernehmen
nok New York – Der große amerikanische Sachversicherer Allstate weitet sein Haftpflichtgeschäft mit einer Milliardenübernahme aus. Allstate, einer der führenden amerikanischen Anbieter von Automobil- und Hausratsversicherungen, hat die Übernahme des New Yorker Konkurrenten National General Holdings für 4 Mrd. Dollar in bar angekündigt. “Die Übernahme beschleunigt den von Allstate forcierten strategischen Ausbau von Marktanteilen im Privathaftpflichtgeschäft und erweitert unseren Vertrieb über unabhängige Vertreter deutlich”, sagte Tom Wilson, Vorstandsvorsitzender der im Chicagoer Vorort Northbrook ansässigen Allstate.Der Kaufpreis von 34,50 Dollar je Aktie entspricht einem Aufschlag von 69 % gegenüber dem Aktienkurs von National General vor Ankündigung der Übernahme. Im frühen Börsenhandel am Mittwoch reagierte die an der Nasdaq notierte Aktie von National General mit einem entsprechend starken Kurssprung von mehr als 64 % auf 33,50 Dollar. Der Aktienkurs von Allstate gab an der New York Stock Exchange dagegen um mehr als 3 % nach. Mit einem Vollzug der Transaktion wird im Frühjahr 2021 gerechnet.Die Akquisition wird die Prämieneinnahmen im Privatkundengeschäft von Allstate nach eigenen Angaben um 4 Mrd. Dollar erhöhen und den Marktanteil um mehr als 1 Prozentpunkt auf 10 % steigern. Insgesamt kam National General, die für nicht-standardisierte Autopolicen bekannt ist, im vergangenen Jahr auf Prämieneinnahmen von 5,6 Mrd. Dollar. Allstate wies für das gesamte Sachversicherungsgeschäft 36,1 Mrd. Dollar Prämieneinnahmen aus.Von der Übernahme profitiert auch der texanische Technologieunternehmer Michael Dell, Gründer des gleichnamigen Computerherstellers. Dell hält über seine private Anlagegesellschaft MSD Capital 7,4 % der Aktien von National General. “Als stolze Aktionäre seit 2013 befürworten wir die Entscheidung des Verwaltungsrats von National General, diese strategische Transaktion voranzubringen”, kommentierte John Phelan, Geschäftsführer von MSD Capital. Das Aufsichtsgremium von National General hat der Übernahme zugestimmt, für die im Fall eines Vertragsbruchs eine Strafzahlung von 132,5 Mill. Dollar fällig wäre.Eine Milliardenübernahme in der amerikanischen Sachversicherungsbranche gilt angesichts der Covid-19-Pandemie und des daraus resultierenden Wirtschaftsabschwungs als Überraschung. “Da die Dauer der Turbulenzen nur schwer einzuschätzen ist, rechnen wir auf absehbare Zeit mit Untätigkeit in Bezug auf Fusionen und Übernahmen”, hatte erst kürzlich Steve Weberson, Versicherungsanalyst beim Vermögensverwalter Conning, prognostiziert. Nach Angaben von Deloitte fiel das durchschnittliche Volumen der M&A-Transaktionen unter US-Sachversicherern 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 60 % auf 448 Mill. Dollar.