Lebensversicherer

Alte Garantielasten drücken immer mehr

Die Lebensversicherer ächzen unter ihren Altlasten. Die Nach­reservierung für die Zinszusagen der Vergangenheit kostet die Branche etliche Milliarden. Doch langfristig seien die Probleme noch nicht gelöst, warnt die Ratingagentur Assekurata.

Alte Garantielasten drücken immer mehr

ak Köln

– Die hohen Garantieversprechen der Vergangenheit drücken immer mehr. Die deutschen Lebensversicherer müssen angesichts der historisch niedrigen Zinsen immer mehr für die Verträge in ihren Beständen nachreservieren. Die 2011 eingeführte Zinszusatzreserve (ZZR), mit der die hohen Zusagen der Vergangenheit abgesichert werden sollen, setzt den Unternehmen stark zu. Eigentlich sollte die 2018 geänderte Berechnungsmethode etwas Entlastung bei dem Aufbau des Puffers bringen, doch das weiter gesunkene Zinsniveau hat diesen Effekt konterkariert. Rund 11 Mrd. Euro wird die Branche für 2020 für die ZZR aufbringen müssen, hat die Ratingagentur Assekurata errechnet. Auf rund 86 Mrd. Euro dürfte der Topf dann angewachsen sein. Für die kommenden Jahre geht Assekurata von weiteren Zuführungen von 8 bis 11 Mrd. Euro pro Jahr aus. Langfristig wäre bei anhaltendem Nullzins erst etwa die Hälfte des Weges geschafft. Die ZZR würde bis 2030 auf etwa 170 Mrd. Euro anwachsen.

„Die Finanzierung der ZZR ist die größte Herausforderung, die bilanziell zu stemmen ist“, sagte Assekurata-Chef Reiner Will bei einer Webkonferenz in Köln. Doch sie zeige Wirkung: Durch ihren Aufbau ist der durchschnittliche Garantiezins in den Beständen von 2,6% ohne den Puffer ZZR auf 1,6% gesunken. Doch auch eine Rendite in dieser Höhe ist in der Neuanlage von Kapitalanlagen derzeit nur schwer zu erzielen. „Das geht nicht risikolos“, konstatierte Will.

Hohe Bewertungsreserven

Da der für die Festlegung der ZZR maßgebliche Referenzzins immer weiter sinkt, müsste in einigen Jahren auch für jüngst abgeschlossene Verträge nachreserviert werden. Die Finanzierung der ZZR ist für die Unternehmen eine teure Angelegenheit. Sie müssen dafür stille Reserven in ihren Kapitalanlagen auflösen. Von denen sind im Moment allerdings genug da. Aufgrund des Tiefzinsniveaus haben die Bewertungsreserven Höchststände erreicht. Somit sei die Finanzierung derzeit gesichert, sagte Assekurata-Analyst Lars Heermann. Von einem Bedrohungsszenario für die Unternehmen könne aktuell nicht die Rede sein. „Aber langfristig löst es das Problem nicht“, warnte der Lebensversicherungsexperte. Denn die Unternehmen müssten sicherstellen, dass auch bis zum Jahr 2030 und darüber hinaus die ZZR befüllt werden könne. Und dann seien eventuell kaum Bewertungsreserven mehr vorhanden. „Die Branche hat also nur etwas Zeit gewonnen.“

Der Druck durch die Altbestände führe dazu, dass der Produktschwenk im Neugeschäft sich noch verstärkt habe in Richtung kapitalmarktorientierte Policen, sagte Will. „Die Diskussion um die Garantien ist in vollem Gange.“ Nur noch wenige Lebensversicherer bieten nach einer Studie von Assekurata Policen mit klassischen Garantien überhaupt noch an. Und auch aus dem Riester-Geschäft hat sich fast die Hälfte der befragten Unternehmen inzwischen zurückgezogen. Dass sich politisch etwas tut in Sachen Riester, erwartet Assekurata aber nicht so schnell: Eine Lösung für die Garantien in der staatlich geförderten Riester-Rente sei derzeit nicht absehbar.