Alternative Erträge für Banken sind keine Rakete
Jan Schrader.
Herr Erhard, als stellvertretender Vorstandssprecher der VR-Bank Würzburg verantworten Sie den „VR-Privatassistenten“, der etwa eine Vermittlung von Handwerkern, Hilfe bei der Arztsuche, Korrespondenz mit der Krankenversicherung und Behörden oder die Sichtung von Unterlagen anbietet. Ist das noch Bankgeschäft?
Wir verfügen als Bank über eine Vertrauensposition, und wir haben ein Netzwerk in der Region. Das wollen wir ausbauen. Die Dienstleistung passt zum Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe, eine zutiefst genossenschaftliche Idee. Das Bankgeschäft bleibt natürlich unsere Kernkompetenz.
Verfügt eine Bank überhaupt über das notwendige Wissen?
Durchaus! Für den Privatassistenten haben wir zum Beispiel eine vertiefte Kenntnis über Handwerker angeeignet. Bei der Suche von Pflegeeinrichtungen wiederum müssen wir allerdings einräumen, dass wir zwar Kontakte vermitteln können, allerdings keine Aussage über die Qualität der Einrichtung treffen.
Je nach Umfang der Dienstleistung zahlen Kunden einen monatlichen Pauschalpreis von 14,90 Euro bis 24,90 Euro. Wie viele Menschen nutzen das Angebot?
Wir bedienen über den Privatassistenten rund 200 Kunden. Mehr als ein mittlerer fünfstelliger Betrag kommt da im Jahr also noch nicht zusammen. Das ist kein Thema, das sich raketenförmig entwickelt, aber wir sehen Potenzial. Wir sind vor zwei Jahren gestartet und ziehen das Geschäft langsam hoch, nach dem Motto: hegen, pflegen, ausbauen.
In der Nische steckt außerdem noch die Schwarminvestment-Plattform VR-Crowd.
Hier haben wir aber bereits eine andere Flughöhe erreicht. Über VR-Crowd haben wir mit über 20 genossenschaftlichen Partnerbanken bereits mehr als 12 Mill. Euro für zwölf Projekte mobilisiert. Ab 250 Euro können sich Privatkunden beteiligen. Dazu brauchen sie nicht mehr als ihren Personalausweis und ihre Steuernummer. Auch hier sehen wir noch Chancen.
Für das Jahr 2020 weist die VR-Bank einen Zinsüberschuss von 31 Mill. Euro und einen Provisionsüberschuss von 15 Mill. Euro aus. Wie fügen sich die ergänzenden Angebote dabei ein?
In zwei bis drei Jahren könnte das Geschäft bereits jährlich einen einstelligen Millionenbetrag pro Jahr zum Provisionsüberschuss beitragen. Das reicht auf Dauer allerdings nicht aus, um den voraussichtlichen Rückgang des Zinsergebnisses zu kompensieren. Gleichwohl ist zusätzliches Geschäft in diesen Zeiten viel wert.
Lohnt sich der Aufwand, um das Geschäft zu erschließen?
Natürlich ist das Projekt mit Investitionen verbunden, die aber im Verhältnis zum Potenzial des Geschäftsfelds vertretbar sind.
„Schuster, bleib bei Deinem Leisten!“, weiß der Volksmund. Sollte eine Bank nicht einfach nur eine Bank sein?
Das sehe ich nicht so. Die Bank hat sich im Zuge der Projekte verändert – nach außen, aber auch nach innen. Es ist gut, eingetretene Pfade zu verlassen. Und auch diese neuen Themen zahlen auf unseren genossenschaftlichen Markenkern ein.
Das Interview führte