Alternative Zugangswege zu Private Equity
Sebastian RömerHead of Central & Eastern Europe bei Natixis Investment ManagersWenn institutionelle Investoren in alternative Investments investieren, setzen sie dabei neben Immobilien vor allem auf Private Equity. Dies zeigen aktuelle Umfragen aus dem Sommer. Sowohl der Bundesverband Alternative Investments (BAI) als auch der Branchendienst Preqin hatten Versicherungen, Pensionsfonds, Banken, Stiftungen, Family Offices und andere Großanleger hierzulande nach ihren Präferenzen bei Alternatives gefragt. Das Ergebnis: Während bei der BAI-Umfrage 77% der Investoren angaben, in Private Equity zu investieren, lag der Anteil an Private-Equity-Investoren in der Preqin-Studie bei 59%. Besser waren in beiden Fällen nur die Zustimmungsquoten für Immobilien. Das Interesse an Private Equity hat gute Gründe. Vor allem die Möglichkeiten der Portfolio-Diversifikation lassen Investoren zu dieser Assetklasse greifen. Zudem sind sowohl die Aussicht auf stabile Cash-flows sowie ein attraktives Risiko-Rendite-Verhältnis ausschlaggebend für entsprechenden Investments. Im Durchschnitt erwarten die Großanleger laut BAI eine Nettorendite (IRR) zwischen 7 und 12%.Zugang zum Private-Equity-Markt finden Investoren klassischerweise über entsprechende geschlossene Fonds, in denen verschiedene Unternehmensbeteiligungen gebündelt sind. In der Regel sind Anleger mit ihrem Kapital hierbei zwischen zehn und zwölf Jahre gebunden. Inzwischen hat sich aber ein Zweitmarkt entwickelt, auf dem die sogenannten Primaries weiterverkauft werden können. Investoren, die vor Ablauf der vergleichsweise langen Kapitalbindung ihre Anteile veräußern möchten, können hier einen Käufer finden. Dieser erhält über die Secondaries einen Zugang zum Private-Equity-Markt. Idealerweise investiert der Käufer von Secondaries dabei aus Gründen der Diversifikation in spezialisierte Fonds. So kann das Konzentrationsrisiko verringert werden.Secondaries können ein effizienter und kostengünstiger Weg sein, Private-Equity-Investments im Portfolio umzusetzen. Ein großer Vorteil besteht darin, dass Secondaries von den entsprechenden Fonds in der Regel mit einem attraktiven Preisabschlag gekauft werden. Das wirkt sich positiv auf die Rendite aus. Zudem zahlt sich der spätere Einstieg in ein Private-Equity-Investment in zweifacher Hinsicht aus. Zum einen kann so das sogenannte “Blind-Pool-Risiko” minimiert werden. Denn welche Unternehmen mit dem gezeichneten Kapital in ein Private-Equity-Portfolio gekauft werden, steht zu Beginn der Vertriebsphase noch nicht fest. Zum anderen reduziert sich der Effekt der J-Kurve, die das spezielle Ein- und Auszahlungsprofil eines Private-Equity-Investments beschreibt. Da bei Private Equity die Rückzahlungen an die Investoren erst nach einigen Jahren erfolgen, nachdem das gezeichnete Kapital abgerufen und investiert worden ist, können Investoren mit Hilfe von Secondaries die ertraglose Anfangsphase vermeiden bzw. verkürzen. Hinzu kommt: Durch den späteren Einstiegszeitpunkt ist die Anlagedauer des Private-Equity-Investments geringer. Dadurch erhält ein Anleger sein Kapital früher zurück und begrenzt sein Liquiditätsrisiko.Ein weiterer Weg, Private Equity für das Portfolio zu erschließen, besteht in Minderheitsbeteiligungen, die auch als Co-Investments bezeichnet werden. Anleger haben damit die Möglichkeit, parallel zu Private-Equity-Fonds in einzelne Zielunternehmen zu investieren. Die Überwachung des Engagements wird dabei von einem Lead-Investor übernommen, so dass der Betreuungsaufwand für den Co-Investor minimiert wird. Gegenüber klassischen Private-Equity-Fonds eröffnen Co-Investments die Chance auf größere Flexibilität und höhere Renditen. Ähnlich wie bei Secondaries sind Co-Investments mit geringeren Kosten verbunden und können helfen, den Effekt der J-Kurve zu reduzieren. Sie bieten zudem eine größere Flexibilität bei der taktischen Strukturierung eines Private-Equity-Portfolios. Entsprechende Investments können einen Mehrwert schaffen, etwa indem sie entlang der Marktzyklen aktiv auf Trends zum Beispiel mit höherem Wertschöpfungspotenzial und/oder mehr Risikoabsicherung setzen. Um den Grundsatz der Diversifikation auch bei Co-Investments zu berücksichtigen, können Anleger in spezielle Private-Equity-Fonds investieren. Durch eine aktive Portfoliosteuerung über Regionen, Branchen, Transaktionsgrößen und Lead Investoren lässt sich so ein ausgewogenes Portfolio mit attraktivem Wachstumspotenzial zusammenstellen. Auch unter ESG-Gesichtspunkten bieten Co-Investments Vorteile. Investoren, die sich dem Grundsatz der nachhaltigen Kapitalanlage verpflichtet fühlen, erhalten hier die Möglichkeit, bei ihrem Private-Equity-Engagement gezielt in geeignete Unternehmen zu investieren.Als wesentliche Erfolgskriterien sowohl bei Investments über Secondaries als auch über Co-Investments gelten Marktzugang und Vernetzung der Fondsmanager. Denn bislang ist der Markt für entsprechende Investments noch nicht einheitlich und transparent organisiert. Globale Plattformen für Angebot und Nachfrage sind derzeit nicht existent. Der Erfolg hängt daher maßgeblich davon ab, wie tief ein Private-Equity-Fondshaus im Markt verwurzelt ist und ob es über ausreichende Kontakte, einen breiten Überblick über Transaktionsgelegenheiten sowie über genaue Kenntnisse der unterschiedlichen Marktsegmente verfügt. Bei der Beteiligung über den Zweitmarkt geht es darum, das Wertsteigerungspotenzial entsprechender Investments zu beurteilen und geeignete Deals zeitnah und effizient umzusetzen. Mehr noch als in anderen Assetklassen ist daher die Managerselektion von besonderer Bedeutung.Im Idealfall verfügen auf Secondaries und Co-Investments spezialisierte Fondsmanager, wie zum Beispiel die zu Natixis Investment Managers gehörende Fondsgesellschaft Flexstone Partners, über ein globales Netzwerk zu einer Vielzahl an Lead-Investoren. Dies gilt auch mit Blick auf den Markt für kleinere und mittlere Unternehmen. Gerade hier bieten Buy-out-Strategien oder Venture-Capital-Finanzierungen die Möglichkeit einer attraktiven Wertschöpfung. Zudem sind entsprechende Investments nur schwach mit den großen Aktienmärkten korreliert. Gegenwärtig dominiert das KMU-Segment das Interesse institutioneller Anleger. Nach einer Umfrage der Beratungsfirma Probitas Partners zu den Trends bei institutionellen Private-Equity-Investoren im Jahr 2019 gaben 72% der in Europa befragten Investoren an, sich künftig vor allem auf European Middle Market Buy-outs fokussieren zu wollen. In Europa beheimatete Private-Equity-Fondshäuser haben hier gegenüber der internationalen Konkurrenz gewissermaßen einen natürlichen Standortvorteil.