Amundi startet in Deutschland durch
Amundi Asset Management kann bei deutschen Anlegern landen. Das Geschäft der erst seit 2010 existierenden Fondsgesellschaft kommt hierzulande schneller voran als gedacht, berichtet Niederlassungsleiter Hubert Dänner.Von Silke Stoltenberg, FrankfurtDie französische Fondsgesellschaft Amundi hat in Deutschland die eigenen Erwartungen weit übertroffen. Das Gemeinschaftsunternehmen von Crédit Agricole (80 %) und Société Générale (20 %) hat hierzulande bereits 9,1 Mrd. Euro an Geldern eingesammelt. Geplant war seit der Bündelung der Kräfte im Jahr 2010 lediglich eine Verdoppelung der Assets von damals 3,5 Mrd. auf 7 Mrd. Euro bis Ende 2015. Neue Ziele würden erst im September wieder festgelegt, wenn die Abspaltung des österreichischen Geschäfts, das derzeit noch mit 500 Mill. Euro in die Statistik einfließt, über die Bühne gebracht ist, berichtet Niederlassungsleiter Hubert Dänner im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.Dass das französische Vermögensverwaltungs-Joint-Venture in der Bundesrepublik so erfolgreich unterwegs ist, liegt an dessen schwerpunktmäßiger Ausrichtung auf die festverzinslichen Produkte (siehe Grafik). Dies kommt den sicherheitsorientierten Investoren hierzulande gelegen. “Wir haben im institutionellen Geschäft in Deutschland vor allem Mandate im Bereich Global Fixed Income, die als Spezialfonds aufgezogen sind”, sagt Dänner, der schon seit 2006 als früherer Niederlassungsleiter von Crédit Agricole Asset Management und Leiter Business Development für den Ausbau der Assetmanagement-Aktivitäten von Amundi in Deutschland zuständig ist. Damals betrug das verwaltete Vermögen von Crédit Agricole Asset Management nur 1,5 Mrd. Euro.Daneben sind bei den deutschen institutionellen Kunden – knapp 50 stehen in der Kartei von Amundi und machen 67 % des Vermögens aus – der institutionelle Publikumsfonds “Amundi Funds Bond Global Corporate” mit weltweiten Unternehmensanleihen sowie Geldmarktfonds des größten europäischen Fondsanbieters gefragt, der per Ende März 954,2 Mrd. Euro verwaltete. Allerdings sind hiervon nur 55 % für Kunden betreutes Vermögen. Die knappe andere Hälfte des Vermögens stammt von den Versicherern von Crédit Agricole und Société Générale. Trend zu GeldmarktfondsTrotz des Niedrigzinsumfelds und drohender schärferer Regulierung ist ein “klarer Trend zu Money Market Funds in den vergangenen zwei Jahren erkennbar”, so Dänner – europaweit und nicht nur bei deutschen Investoren. Unternehmens-Treasurer benötigen die Produkte für ihr kurzfristiges Cash, zudem werden diese Vehikel wegen der anziehenden Transaktionen im Bereich Fusionen und Übernahmen benutzt. Amundi ist der größte Manager von Geldmarktfonds in Europa mit rund 150 Mrd. Euro. Dabei sind trotz der niedrigen bis negativen Zinsen alle Produkte bis auf eines noch im positiven Terrain.Neben dem Geschäft mit den Profianlegern kommt der Rest des verwalteten Vermögens von Amundi in Deutschland aus dem Third-Party-Geschäft, das ungefähr 120 Geschäftspartner umfasst. Dies sind Vermögensverwalter, Dachfonds oder Private-Banking-Abteilungen von Banken. “Hier haben wir die höchste Nachfrage nach dem breit aufgestellten Rentenfonds ,Amundi Funds Bond Global Aggregate` und anderen festverzinslichen Produkten sowie nach dem zusammen mit unserem US-Partner gemanagten ausschüttungsorientierten Aktienfonds ,First Eagle Amundi International Fund”`, zählt der 49-Jährige auf, der Mitte 2002 zu Crédit Agricole kam und dort innerhalb des Investment Banking als Leiter Corporate Sales für Deutschland und Österreich startete. Zuvor war er für die DZ Bank im Bereich Capital Markets tätig gewesen.Insgesamt elf Leute umfasst das Team von Dänner. Diese sorgten 2014 für Nettomittelzuflüsse von 900 Mill. Euro nach 850 Mill. Euro im Vorjahr, die das Vermögen neben dem Höhenflug auf den Märkten schon per Ende 2014 auf 7,7 Mrd. Euro hochgetrieben hatten. Im ersten Quartal 2015 gab es dann allerdings einen echten Geldrausch in dem Frankfurter Büro an der Taunusanlage neben den Zwillingstürmen der Deutschen Bank, gab es doch allein in diesen drei Monaten frische Mittel von 1,1 Mrd. Euro.Ob das Wachstum in Deutschland weiterhin so exponentiell rasch voranschreitet, will Dänner nicht prognostizieren. Jedenfalls passt das Wachstum der deutschen Niederlassung gut in das Gesamtbild des französischen Assetmanagers. Ganz offenkundig hat die Bündelung der Vermögensverwaltungstöchter der beiden französischen Großbanken einen Sprung nach vorn gebracht. Innerhalb von fünf Jahren wuchs das verwaltete Vermögen um mehr als 200 Mrd. Euro. 80 Prozent in FrankreichAllein im vergangenen Jahr wies der Konzern, der in 30 Ländern weltweit aktiv ist, unter der Führung von Chief Executive Officer Yves Perrier ein Plus von 11 % bei den Assets under Management aus. Zwei Drittel der Zuflüsse von 35 Mrd. Euro kamen aus dem Ausland. Allerdings steht Frankreich immer noch für 80 % des Geschäfts. Danach kommen Spanien und Italien noch deutlich vor Deutschland.Mit 3 800 Mitarbeitern, darunter 445 Fondsmanager, werden 100 Millionen Privatkunden und rund 2 000 institutionelle Anleger betreut. Dabei ist die Fondsgesellschaft hoch profitabel: Der Nettogewinn kletterte 2014 um 8 % auf 488 Mill. Euro, die Aufwand-Ertrags-Relation liegt mit 52 % auf einem der niedrigsten Niveaus für einen Assetmanager. Amundi ist ein Vollsortimenter, der neben aktiven Fonds in allen Assetklassen auch die passiv gemanagten ETF im Angebot hat.