Übernahme

Amundi verleibt sich Lyxor ein

Durch den geplanten Kauf der Kernaktivitäten von Lyxor steigt die Crédit-Agricole-Tochter zur Nummer 2 in Europa für börsengehandelte Indexfonds auf.

Amundi verleibt sich Lyxor ein

wü Paris

Für Amundi schließt sich der Kreis. Elf Jahre nachdem der größte Vermögensverwalter Europas aus der Fusion der Assetmanagement-Sparten von Crédit Agricole und Société Générale entstanden ist, schickt sich Amundi an, Lyxor für 825 Mill. Euro zu übernehmen, den bisher noch bei Société Générale verbliebenen Vermögensverwalter. Beide gaben am Mittwoch die Aufnahme von Exklusivverhandlungen be­kannt. Das endgültige Akquisitionsabkommen dürfte im Laufe des Sommers, spätestens vor Ende September, unterzeichnet werden, sagte der Finanz- und Strategiechef von Amundi, Nicolas Calcoen, während einer Telefonkonferenz. Die Zustimmung der zuständigen Behörden erwartet er für Ende des Jahres oder spätestens bis Ende Januar 2022. Der Kauf, den Amundi komplett bar bezahlen will, soll dann spätestens im Februar nächsten Jahres abgeschlossen werden. Die Kernaktivitäten der 1998 gegründeten Assetmanagement-Tochter von Société Générale, die Amundi nun übernimmt, wiesen Ende vergangenen Jahres ein verwaltetes Vermögen von 124 Mrd. Euro aus, Amundi selbst kommt auf 1792 Mrd. Euro.

„Die Akquisition von Lyxor wird ein Beschleuniger für die Entwicklung von Amundi, weil sie unsere Expertise stärken wird, vor allem bei ETFs und der alternativen Vermögensverwaltung“, erklärte Amundi-Chef Yves Perrier. Für ihn stellt die nun eingefädelte Übernahme von Lyxor einen Abschluss seiner Zeit an der Spitze von Amundi dar, bevor er im Mai das Ruder an Valérie Baudson übergibt. Durch die Übernahme steigt Amundi zur Nummer 2 für börsengehandelte Indexfonds (ETF) in Europa nach Black­Rock auf.

Société Générale wiederum schließt mit dem Verkauf 2018 eingeleitete Umbauarbeiten ab. Die von der Börsenkapitalisierung her drittgrößte Bank Frankreichs beziffert den Veräußerungsgewinn der Transaktion auf 430 Mill. Euro. Gleichzeitig dürfte der Verkauf ihren Angaben zufolge positive Auswirkungen von 18 Punkten auf die harte Kernkapitalquote CET1 haben. Neben Amundi sollen sich auch DWS und State Street für Lyxor interessiert, sich dann jedoch zurückgezogen haben, heißt es in Paris.

Die Crédit-Agricole-Tochter wird jedoch nicht alle Lyxor-Aktivitäten übernehmen. So sollen die strukturierte Vermögensverwaltung und andere dem Private Banking verschriebene Aktivitäten wie die Fondsauswahl und die Strukturierung von Lösungen bei Société Générale verbleiben. Der reine Kaufpreis für die Kernaktivitäten Lyxors wird nach Angaben Amundis, bereinigt um 70 Mill. Euro an Überschusskapital, 755 Mill. Euro betragen.

Amundi-Chef Perrier rechnet 2024 mit Kostensynergien in Höhe von 60 Mill. Euro sowie Einnahmesynergien von 30 Mill. Euro vor Steuern durch die Übernahme. Diese werde nichts an der Dividendenpolitik Amundis ändern, erklärte er während der Telefonkonferenz. Perrier glaube nicht, dass es zu Entlassungen kommen wird. Die Integrationskosten dürften seiner Meinung nach weniger als 50 Mill. Euro betragen.

Nach Angaben von Strategie- und Finanzchef Calcoen dürfte das Ergebnis je Aktie des Vermögensverwalters, der über eine hohe Eigenkapitalquote verfügt, durch die Übernahme 2021 um 7% steigen. Die Rendite wiederum dürfte drei Jahre nach Abschluss der Transaktion mehr als 10% inklusive der Kostensynergien betragen. Amundi will nun erst einmal nicht weiter nach weiteren Übernahmemöglichkeiten schauen, sondern sich zunächst darauf konzentrieren, jüngst übernommene Aktivitäten zu integrieren. Im vergangenen Jahr hatte der seit 2015 an der Börse von Paris notierte Vermögensverwalter Banco Sabadell Asset Management gekauft. Die Aktie von Amundi legte am Mittwoch 2,9% auf 72,40 Euro zu. Jene von Société Générale schloss nahezu unverändert mit 22,67 Euro.