Amundis Absatz kommt kaum voran

Europas größtes Fondshaus verzeichnet schwache Nachfrage - Italien belastet

Amundis Absatz kommt kaum voran

wü/jsc Paris/Frankfurt – Die französische Fondsgesellschaft Amundi spürt die zuletzt schwache Nachfrage in der Branche: Im dritten Quartal hat Europas größter Assetmanager lediglich ein Neugeschäft von 6,1 Mrd. Euro verbucht, nachdem im ebenfalls schwachen zweiten Jahresviertel nur 2,6 Mrd. Euro erreicht worden waren. Damit zeigt sich bei Amundi ein ähnliches, wenn auch weniger dramatisches Bild wie beim deutschen Rivalen DWS, der ebenfalls unter einer schwachen Fondsnachfrage leidet und am Mittwoch für das dritte Quartal einen Abfluss von 2,7 Mrd. Euro verzeichnet hatte – und damit im dritten Jahresviertel in Folge unter der Nullmarke blieb.Amundi zehrt vom insgesamt starken ersten Quartal: Auf Sicht von neun Monaten kamen 48,5 Mrd. Euro zusammen, womit das jährliche Ziel von durchschnittlich 50 Mrd. Euro nahezu erreicht ist. Die börsennotierte Fondstochter der französischen Großbank Crédit Agricole hat sich in ihrem Strategieplan das Ziel gesteckt, im Zeitraum 2018 bis 2020 insgesamt netto 150 Mrd. Euro einzusammeln, also pro Jahr rund 50 Mrd. Euro. “Die Aktivität verlangsamt sich nicht, sie steigt sogar”, sagte Amundi-Chef Yves Perrier während einer Telefonkonferenz. Die meisten Nettomittelzuflüsse verbuchte Amundi in Asien. In Italien hat der Online-Broker Fineco derweil ein 6,5 Mrd. Euro schweres Mandat zurückgezogen, was den Absatz im dritten Quartal belastet hat.Das Nettoergebnis der französischen Gesellschaft legte im dritten Quartal um 13,3 % auf 209 Mill. Euro zu, während Analysten laut Factset im Schnitt mit 204 Mill. Euro gerechnet hatten. Das “bereinigte” Nettoergebnis, das auf Einnahmenseite bestimmte Verträge im Vertrieb einbezieht und auf der Kostenseite den Aufwand für die Integration der italienischen Fondsgesellschaft Pioneer ausklammert, stieg um 5,8 % auf 230 Mill. Euro. In den ersten neun Monaten erhöhte sich das “bereinigte” Ergebnis sogar um 11 % auf 721 Mill. Euro, so dass der französische Assetmanager sein eigenes Ziel übertreffen konnte, diese Position über drei Jahre hinweg im Durchschnitt um 7 % jährlich zu steigern. Amundi hatte die Unicredit-Tochter im vergangenen Jahr für 3,5 Mrd. Euro endgültig erworben und damit auch die Präsenz in Deutschland ausgebaut.An der Börse fiel Amundi mit dem Ergebnis durch: Am Freitag ging die Aktie mit einem Minus von 5,5 % auf 51,70 Euro aus dem Handel. Seit Anfang des Jahres hat das Papier bereits mehr als ein Viertel an Wert verloren. Im Februar wurde Amundi für den neuen Strategieplan abgestraft, weil Analysten ehrgeizigere Ziele erwartet hatten. Im Mai ging der Kurs in die Knie, als die Protestpartei Fünf-Sterne-Bewegung und die rechtsgerichtete Lega in Italien eine Regierungskoalition bildeten. Die Aktionäre von Amundi sind besorgt, dass sich die konfrontative Politik der italienischen Regierung negativ auf das verwaltete Vermögen und auf die Einnahmen auswirken könnte, da die Gesellschaft der drittgrößte Vermögensverwalter in Italien ist – auch eine Folge der Pioneer-Integration. Paris schlägt FrankfurtIm Vergleich zur DWS hat sich der französische Assetmanager aber gut positioniert: Amundi steuert ein mehr als doppelt so hohes Vermögen, und auf der Kostenseite ist das Unternehmen in Paris schlanker aufgestellt als die Adresse in Frankfurt. Das schlägt sich im Marktwert nieder: An der Börse ist Amundi 10,4 Mrd. Euro wert, während die DWS auf 4,8 Mrd. Euro kommt. Gleichwohl verbucht Amundi aber nur moderat höhere Erträge als die Fondstochter der Deutschen Bank (siehe Tabelle). Die Franzosen betreuen vergleichsweise hohe Bestände an Renten- und Geldmarktfonds und bedienen zu einem höheren Anteil Institutionelle.Die Frankfurter sehen sich derzeit unter starkem Druck. Am Donnerstag gab die Deutsche Bank bekannt, dass sie den bisherigen DWS-Chef Nicolas Moreau durch den langjährigen Konzernmanager Asoka Wöhrmann ersetzt (vgl. BZ vom 26. Oktober). Zwar stieg der DWS-Aktienkurs daraufhin leicht an, sank am Freitag aber um 3,8 % auf 23,88 Euro.