An den Zielen vorbeigeflossen

Schwellenländer profitieren bislang zu wenig vom Nachhaltigkeitsboom

An den Zielen vorbeigeflossen

Von Anna Sleegers, FrankfurtUm die Lebensgrundlagen für künftige Generation zu erhalten und den Planeten zu einem lebenswerten Ort zu machen, haben die Vereinten Nationen sich vor fünf Jahren verpflichtet, bis 2030 insgesamt 17 Ziele für die nachhaltige Entwicklung weltweit umzusetzen. Der enorme Schub, den nachhaltige Geldanlagen in jüngerer Zeit erleben, könnte mit Blick auf die Umsetzung dieser sogenannten SDGs (Sustainable Development Goals) optimistisch stimmen. Eigentlich.In der Realität droht die Rettung des Planeten jedoch an der Vorsicht der Assetmanager zu scheitern. Diesen Eindruck erweckt zumindest eine Umfrage unter den weltweit führenden Vermögensverwaltern, die von Standard Chartered in Auftrag gegeben wurde. Nun hat die weltweit tätige Wholesale-Bank qua Geschäftsmodell ein Interesse daran, die globale Investitionstätigkeit anzukurbeln. Bemerkenswert sind die Ergebnisse trotzdem. So orientieren sich lediglich 14 % der befragten Assetmanager an den globalen Nachhaltigkeitszielen, einem Fünftel waren die SDGs gar nicht bekannt.Vor diesem Hintergrund überrascht das bittere Fazit der Studie nicht: Die privaten Investitionen reichen derzeit nicht aus, um die UN-Ziele zur Bekämpfung von Armut, Klimawandel und Ressourcenvernichtung bis 2030 zu erreichen.Die Ursachen hierfür dürften weniger in der mangelnden Sachkenntnis der Portfoliomanager oder in den Schwierigkeiten bei der Übersetzung der Ziele in eine tragfähige Anlagestrategie zu suchen sein, als vielmehr in einem verheerenden regionalen Bias: Nur ein Bruchteil der Investitionen der befragten Gesellschaften, die immerhin Vermögen in Höhe von 50 Mrd. Dollar verwalten, fließen in die Schwellenländer, in denen sich heute die Zukunft des Weltklimas entscheidet (siehe Grafik).Während in Brasilien und andernorts der Regenwald abgeholzt und der Ausstoß der Kohlekraftwerke mit dem wirtschaftlichen Aufstieg der Schwellenländer steigt, konzentrieren sich die Investitionen der globalen Assetmanager auf Europa, Asien und Nordamerika, wo es weder an Mitteln noch an Technologie für einen nachhaltigen Umbau der Volkswirtschaften fehlt.Die Gründe dafür sind nachvollziehbar: Genannt wurden Marktvolatilität (61 %), Korruptionsrisiken (57 %), staatliche Einflussnahme (52 %) und andere politische Risiken (45 %). Diese Barrieren zu überwinden könnte sich trotzdem lohnen, auch unter Renditegesichtspunkten. Mehr als die Hälfte (52 %) der von den Teilnehmern getätigten Schwellenlandinvestitionen entwickelten sich überdurchschnittlich gut.