Analysten sehen Finanzkrise in weiter Ferne
dpa-afx Melbourne – Eine schwere Finanzkrise wie 2008 ist nach Einschätzung der US-Ratingagentur Standard & Poor’s derzeit unwahrscheinlich. Zwar sei die weltweite Verschuldung höher als vor einem Jahrzehnt, teilte das Unternehmen am Dienstag in Melbourne mit. Zugleich sei aber auch das Ansteckungsrisiko über die Finanzmärkte geringer als vor zehn Jahren.”Ein weiterer Kreditabschwung mag unvermeidlich sein, wir glauben aber nicht, dass es so schlimm kommen wird wie während der weltweiten Finanzkrise von 2008 bis 2009″, sagte S&P-Analyst Terry Chan. Er nannte zwei Gründe für seine Einschätzung: Zum einen sei die weltweite Verschuldung vor allem durch die Staatsverschuldung entwickelter Volkswirtschaften getrieben. Diesen Schuldnern brächten Anleger aber ein vergleichsweise hohes Vertrauen entgegen. Zum anderen verweist Chan darauf, dass die hohe Verschuldung chinesischer Firmen weitgehend durch inländische Kredite finanziert sei. Auch dies begrenze das internationale Übertragungsrisiko.Trotz geringerer Ansteckungsgefahren sieht S&P zahlreiche Risiken im Finanzsystem schlummern. So sei in den vergangenen Jahren aufgrund des extrem niedrigen Zinsniveaus viel Geld in spekulative und neuartige festverzinsliche Wertpapiere geflossen. Die entsprechenden Märkte seien aber weniger liquide und schwankungsanfälliger, was sich im Falle eines finanziellen Schocks oder einer Finanzpanik rächen könne.Als riskante Bereiche nennt die Agentur etwa börsengehandelte Indexfonds (ETF), Hebelprodukte oder bestimmte Infrastrukturfinanzierungen. Darüber hinaus wird auf Kredite verwiesen, bei denen der Schutz des Kreditgebers begrenzt sei und damit geringer als üblich ausfalle (Convenant-Lite-Kredite).