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Angeschlagene NYCB beschafft sich frisches Kapital

Eine Investorengruppe um den ehemaligen US-Finanzminister Steven Mnuchin springt der unter Druck geratenen New York Community Bancorp bei. Das Management der Regionalbank wird im Zuge des Deals einmal mehr durchgerüttelt.

Angeschlagene NYCB beschafft sich frisches Kapital

Angeschlagene NYCB verschafft sich Luft zum Atmen

xaw New York

Die kriselnde New York Community Bancorp (NYCB) verschafft sich Luft zum Atmen. Das Geldhaus aus Long Island, wegen seines hohen Exposures gegenüber dem Gewerbeimmobilienmarkt unter Druck, erhält gemäß einer Mitteilung vom Mittwoch eine Kapitalspritze von mehr als 1 Mrd. Dollar. Die Private-Equity-Firma Liberty Strategic Capital des ehemaligen US-Finanzministers Steven Mnuchin agiert mit einer Beteiligung von 450 Mill. Dollar als Ankerinvestor, ebenfalls beteiligt sind Hedgefonds wie Hudson Bay und die von Branchengröße Kenneth C. Griffin geführte Citadel. Zudem steckt das Management von NYCB eigene Mittel in die angeschlagene Regionalbank.

Die Aktie des Geldhauses, die bereits in den vergangenen Wochen heftig unter Druck gestanden hatte, zeigte sich im Handelsverlauf an der Wall Street am Mittwoch extrem volatil. Auf erste Gerüchte über eine Kapitalerhöhung hin brach der Titel zeitweise um 42% ein, nach der Bestätigung des Deals notierte er dann aber plötzlich mit 30% im Plus und wurde vom Handel an der New York Stock Exchange ausgesetzt. Nach der Wiederaufnahme gaben NYCB einen Großteil der Gewinne wieder ab.

Der ehemalige US-Finanzminister Steven Mnuchin greift NYCB unter die Arme. Foto: AP Photo/Andres Kudacki.

"Bei der Bewertung dieses Investments haben wir auf das Kreditrisikoprofil der Bank geachtet", teilte Mnuchin mit. Nach der Transaktion sei "ausreichend Kapital" vorhanden, sollte eine neuerliche Aufstockung der Reserven nötig werden, um die Deckungsquoten von NYCB auf Niveaus zu führen, die mit jenen größerer US-Banken vergleichbar seien oder diese sogar überträfen.

Die Probleme bei dem regionalen Geldhaus sind auch drauf zurückzuführen, dass seine Bilanzsumme nach der Akquisition der Flagstar Bank im Jahr 2022 und der Notübernahme eines großen Teils der Assets der Signature Bank im vergangenen Frühjahr auf über 100 Mrd. Dollar gewachsen ist. Damit muss NYCB härtere Kapital- und Liquiditätsanforderungen von Regulatoren wie der Federal Reserve erfüllen sowie höheren Ansprüchen an das Risikomanagement genügen. In der vergangenen Woche räumte das Geldhaus aber ein, auf "grundlegende Schwächen der internen Kontrollen in Verbindung mit Kreditprüfungen" gestoßen zu sein.

Büroimmobilien unter Druck

Zugleich vermeldete die Bank eine Goodwill-Abschreibung, die den den Stammaktionären zurechenbaren Gewinn im vierten Quartal 2023 um zusätzliche 2,4 Mrd. Dollar belastet. NYCB schockierte Anleger bereits Ende Januar, als sie für das Schlussquartal 2023 einen überraschenden Verlust vermeldete und die vierteljährliche Dividende zusammenstrich. Hintergrund waren deutlich höher als erwartet ausgefallene Rückstellungen für die Kreditrisikovorsorge infolge der Krise am Gewerbeimmobilienmarkt.

Angesichts des Leerstands in Bürogebäuden sowie der hohen Zinsniveaus fürchten Analysten mehr Zahlungsausfälle. Laut dem Datendienst Trepp laufen in den USA bis Ende 2028 Gewerbeimmobilienkredite im Volumen von über 2,8 Bill. Dollar aus, der Refinanzierungsbedarf droht den Markt zu überfordern und auch andere Regionalbanken unter Druck zu setzen.

Volumen notleidender Kredite zieht an

Die Turbulenzen im Gewerbeimmobiliensegment, in dem auch große Schuldner wie die Allianz-Tochter Pimco im vergangenen Jahr schon Ausfälle auf mitunter milliardenschwere Darlehen hingelegt haben, tragen zu einem Anstieg der notleidenden Kredite bei. US-Finanzinstitute mit einer Bilanzsumme zwischen 100 und 250 Mrd. Dollar hielten laut dem Kapitalmarktverband Securities Industry and Financial Markets Association Ende 2023 Non-Performing Loans im Volumen von 8 Mrd. Dollar, ein Jahr zuvor waren es noch 7,1 Mrd. Dollar.

Die Entwicklung bereitet auch der Ratingagentur Moody's Sorgen. "Wir beobachten eine Erosion der Kreditqualität", betonte Chefökonom Mark Zandi zuletzt vor Journalisten in New York. Angesichts des hohen Exposures kleiner und mittelgroßer Banken gegenüber Gewerbeimmobilien seien noch Zusammenbrüche einiger Institute zu erwarten. "Die Einlagenkunden sind nervös", sagte Zandi. Komme es zu einem neuen großen Einlagenabfluss, werde enormer Druck auf das Bankensystem und damit auch die Wirtschaft entstehen.

Ratingagenturen greifen zu Downgrades

Moody's stufte NYCB bereits nach der Quartalsveröffentlichung indes in den Ramschbereich herab und nahm am vergangenen Freitag ein weiteres Downgrade auf B3 vor. Damit gelten die langfristigen Anleihen des Instituts als spekulativ und mit hohen Kreditrisiken versehen. Auch Fitch verpasste dem Geldhaus ein Junk-Rating.

Investoren fürchteten, dass es NYCB infolge der Herabstufungen deutlich schwerer fallen würde, sich über den Kapitalmarkt neue Liquidität zu beschaffen. Entsprechend groß war zunächst die Erleichterung nach dem nun verkündeten Deal, der bei der nötigen regulatorischen Freigabe kommenden Montag abgeschlossen werden soll und bei dem die Investmentbank Jefferies als Berater agiert. Konkret begibt NYCB dabei Stammaktien zu je 2 Dollar sowie wandelbare Vorzugsaktien, die gegen 2 Dollar pro Stück in Stammaktien konvertiert werden können. Zudem erhalten die Investoren eine Warrant Coverage von 60% – die Regionalbank gesteht ihnen also Optionsscheine im Umfang von sechs Zehnteln ihrer Beteiligung zu, die sie zu einem Ausübungspreis von 2,50 Dollar in nicht stimmberechtigte Aktien umwandeln können.

Der erfahrene Regionalbanker Alessandro DiNello gibt den Chefposten bei NYCB schon nach kurzer Zeit wieder ab. Foto: AP Photo/Carlos Osorio.

Im Zuge der Transaktion tauscht NYCB überdies zum zweiten Mal binnen eines Monats den CEO aus. Der erfahrene Regionalbanker und ehemalige Flagstar-Chef Alessandro DiNello, der Anfang Februar bereits zum Exekutivchef des Verwaltungsrats aufgestiegen war und in der vergangenen Woche die operative Leitung von dem glücklos agierenden Thomas Cangemi übernommen hatte, wird nun nicht ausführender Vorsitzender des Kontrollgremiums. An die Vorstandsspitze rückt hingegen Joseph Otting, der als US-Rechnungsprüfer der Währung zwischen 2017 und 2020 für die Überwachung des nationalen Kreditwesens zuständig war.

Kapitalquoten unter Druck

Zuletzt hatte NYCB noch DiNellos Expertise an Verhandlungstischen in den Fokus zu rücken gesucht. Der 69-Jährige betonte, die Bank werde unter seiner Führung „tun, was auch immer nötig ist“, um die erforderlichen Eigenmittel aufzubauen. Die harte Kernkapitalquote (CET1) von NYCB lag Ende 2023 mit 9,1% sowohl unter der angepeilten Marke von 10% als auch unterhalb des Werts von 9,5%, den Fitch als kritisch erachtet. DiNello stellte auch einen Verkauf nicht strategischer Assets als Möglichkeit in Aussicht, die Bilanz zu stärken.

Mnuchin betonte, der ehemalige Flagstar-Chef habe in seiner kurzen Zeit an der Vorstandsspitze bereits angemessene Maßnahmen ergriffen, um NYCB zu stabilisieren und die langfristige Profitabilität zu stützen. Somit habe sich die Bank für das Milliardeninvestment überhaupt erst qualifiziert. Nun solle DiNello Neu-CEO Otting und den verkleinerten Verwaltungsrat, in den neben Mnuchin auch andere Vertreter der Geldgeber einziehen, mit seiner "tiefen Kenntnis der Bankenbranche" unterstützen.

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