Anglo Irish Bank ist endgültig Geschichte

Dublin beschließt Liquidation des Nachfolgeinstituts IBRC - Schuldscheine werden in Anleihen mit längeren Laufzeiten getauscht

Anglo Irish Bank ist endgültig Geschichte

Der irischen Alptraumbank Anglo Irish Bank dürfte kaum jemand auf den krisengebeutelten Insel eine Träne nachweinen. Das Parlament in Dublin beschloss nun die sofortige Liquidation des Nachfolgeinstituts IBRC als Teil einer Vereinbarung, mit der die kurzfristigen Finanzlasten des Landes durch die Rettung der Bank sinken sollen.ste London – Die irische Regierung hat gestern eine in der Nacht zum Donnerstag erreichte Vereinbarung mit der heimischen Zentralbank zur Verringerung der kurzfristig erdrückenden Zins- und Tilgungslasten aus Bankverbindlichkeiten gefeiert. Premierminister Enda Kenny verwies auf eine Zustimmung durch die Europäische Zentralbank (EZB) und sprach im irischen Unterhaus von einem “historischen Schritt auf dem Weg zum Aufschwung”.Die Vereinbarung sieht den Austausch von Schuldscheinen (“Promissory Notes”) im Wert von 28 Mrd. Euro vor, die die irische Regierung der Anglo Irish Bank zur Verfügung gestellt hatte und die als Sicherheit für Notfall-Liquiditätshilfen (ELA) an die Zentralbank von Irland verpfändet wurden. Der Schuldendienst hätte in den kommenden Jahren jährliche Zahlungen von 3,1 Mrd. Euro vorgesehen. Die Regierung in Dublin, die mit Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen von zusammen 3,5 Mrd. Euro allein in diesem Jahr das öffentliche Haushaltsdefizit weiter verringern will, drängte angesichts der Ende März fälligen Zahlung seit Monaten auf eine Restrukturierung der Schulden. Vereinbart wurde nun, dass die Anglo-Schuldscheine mit durchschnittlichen Laufzeiten von sieben bis acht Jahren in irische Staatsanleihen mit durchschnittlichen Laufzeiten von 34 Jahren getauscht werden.Die erste Kapitalrückzahlung ist demnach im Jahr 2038 vorgesehen, die letzte im Jahr 2053. Die irische Zentralbank wird laut Angaben des Regierungschefs eine in der Bilanz des nun liquidierten Anglo-Irish-Abwicklers Irish Bank Resolution Corporation (IBRC) geführten Anleihe von 3,4 Mrd. Euro übernehmen. Die Refinanzierungsanforderungen für den irischen Schuldenmanager NTMA würden sich als Folge dieser Restrukturierung um 20 Mrd. Euro in den kommenden zehn Jahren reduzieren, erklärte Kenny. Der durchschnittliche Zins der neuen Anleihen würde bei knapp über 3 % liegen, verglichen mit 8 % bei den Schuldscheinen. Der irische Premier fügte hinzu, dies werde in den kommenden Jahren zu einer Reduktion des Staatsdefizits um etwa 1 Mrd. Euro jährlich führen. “Zur Kenntnis genommen”Die EZB reagierte gestern vergleichsweise unemotional auf die Nachrichten aus Irland. EZB-Präsident Mario Draghi legte in seiner Pressekonferenz nach der monatlichen Zinssitzung der Zentralbank Wert auf die Feststellung, es handele sich um eine Vereinbarung zwischen irischer Regierung und irischer Zentralbank. Der EZB-Rat habe “einstimmig” entschieden, diese “zur Kenntnis zu nehmen”. In der EZB hatte sich lange Widerstand geregt: Noch im Januar wurde der damalige Vorschlag der irischen Regierung abgelehnt. Auf Widerstand stieß vor allem, dass die irische Zentralbank, die Teil des EZB-Systems ist, die Staatsanleihen hätte mindestens 15 Jahre lang halten sollen. Die EZB lehnte das als verbotene Staatsfinanzierung durch die Zentralbank ab. In einem weiteren Vorschlag war die 15-Jahres-Klausel nicht mehr erhalten. Am Mittwoch hatte der irische Zentralbankchef Patrick Honohan die neue Vereinbarung dem EZB-Rat präsentiert.Investoren reagierten positiv auf die Verlautbarungen aus Irland. Die Rendite für zehnjährige irische Staatsanleihen, die zu Tagesbeginn noch bei 4,11 % gelegen hatte, sank auf bis zu 3,96 % und damit den niedrigsten Stand seit 2007. Der Renditeabstand zu den zehnjährigen Referenzpapieren de Bundes verkürzte sich von 283 auf 278 Basispunkte am gestrigen Abend. Zum Vergleich: Spanien-Anleihen rentierten gestern mit 5,42 %, Portugal-Anleihen mit 6,60 %. Die Ratingagentur Moody’s ließ verlauten, sie würde eine Zustimmung durch die EZB positiv bewerten. Die irische Bonitätsnote liegt bei “Ba1” mit negativem Ausblick.Den irischen Plänen zufolge sollen die restlichen Vermögenswerte der IBRC auf die Bad-Bank-Agentur Nama übertragen werden. Die Agentur werde von der Regierung garantierte Anleihen im Gegenzug auf die Zentralbank übertragen, hieß es.——Das Ende der Anglo Irish Bank- September 2008: Die irische Regierung kündigt eine Garantie für alle Einlagen und Kredite der sechs Banken Irlands an, inklusive Anglo Irish Bank und Irish Nationwide Building Society (INBS).- Januar 2009: Anglo Irish wird als erstes Kreditinstitut Irlands voll verstaatlicht. INBS geht ab Ende 2009 in Staatseigentum über.- Februar 2011: Der Großteil des Anglo-Einlagengeschäfts geht an Allied Irish Banks, INBS-Depositen fallen an Permanent TSB.- Juni 2011: Die EU-Kommission stimmt dem Restrukturierungsplan für Anglo Irish und INBS zu.- Juli 2011: Das INBS-Restgeschäft geht auf Anglo Irish über, die als Irish Bank Resolution Corp. (IBRC) bis 2020 abgewickelt werden soll.- Februar 2013: Irland beschließt die sofortige Liquidation der IBRC.——