Anleger entziehen Amundi Milliarden
wü Paris – Nachdem Amundi nun bereits im dritten Quartal in Folge hohe Nettomittelabflüsse hinnehmen musste, beginnt Europas größter Vermögensverwalter zu zweifeln, ob er alle Ziele des im letzten Jahr präsentierten Strategieplans einhalten kann. Denn eigentlich will Amundi von 2018 bis 2020 Mittelzuflüsse von insgesamt 150 Mrd. Euro erzielen. Im zweiten Quartal verbuchte der Vermögensverwalter jedoch Nettomittelabflüsse von 4,8 Mrd. Euro, nachdem Kunden bereits im ersten Quartal netto 6,9 Mrd. Euro und im Schlussquartal des Vorjahres rund 6,5 Mrd. Euro abgezogen hatten.Konzernchef Yves Perrier bezeichnete deshalb das Ziel für die Nettomittelzuflüsse 2018 bis 2020 während einer Telefonkonferenz als die unsicherste Vorgabe des Strategieplans. Alles hänge nun davon ab, wie sich die Risikoneigung im Markt entwickele. Amundi hat seinen Angaben zufolge jedoch zuletzt positive Anzeichen bemerkt, so dass sich die Gesellschaft optimistischer für das zweite Halbjahr zeigt. Im vergangenen Jahr hatte der deutsche Rivale DWS noch Milliardenabflüsse im Neugeschäft verzeichnet, sich im laufenden Turnus aber wieder erholt.Die größten Abflüsse verzeichnete Amundi mit 13,4 Mrd. Euro im ersten Halbjahr bei Geldmarktprodukten, die Unternehmen nach Angaben des stellvertretenden Generaldirektors Nicolas Calcoen dafür nutzen, Dividenden zu zahlen. Dabei konnten internationale Kunden die Abflüsse in Europa diesmal nicht wettmachen. So zogen Kunden in Asien 6,6 Mrd. Euro ab, vor allem in China, wo laut Calcoen kürzlich gesetzliche Änderungen für Investmentprodukte in Kraft getreten sind. Dadurch könnte dort ein verwaltetes Vermögen von 30 Mrd. Euro gefährdet sein. Amundi arbeitet deshalb mit ihrem chinesischen Partner Agricultural Bank of China an neuen Wachstumsträgern.Trotz der Nettomittelabflüsse konnte die Crédit-Agricole-Tochter ihr Nettoergebnis im ersten Halbjahr um 5,6 % auf 480 Mill. Euro steigern. Mit einem bereinigten Nettoergebnis von 505 Mill. Euro sieht sich Amundi-Chef Perrier im Plan, das Ziel des Strategieplans zu erreichen, 2020 auf ein bereinigtes Nettoergebnis von 1,05 Mrd. Euro zu kommen. Die Aufwand-Ertrag-Quote wiederum fällt mit 51,1 % besser als die selbstgesteckte Obergrenze von 53 % aus. Das verwaltete Vermögen stieg um 1,4 % auf 1 487 Mrd. Euro.