Anleihen werden grün

Green Bonds feiern in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen

Anleihen werden grün

Michael KobelPortfoliomanager bei Union InvestmentDie auf dem Klimagipfel von Paris vereinbarte Reduzierung von Treibhausgasen erfordert erhebliche Finanzmittel, um den damit einhergehenden Strukturwandel zu finanzieren. Experten schätzen den Bedarf bis 2035 auf rund 53 Bill. US-Dollar. Green Bonds dürften dabei eine wichtige Rolle spielen.Green Bonds feiern in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Die Europäische Investitionsbank und die Weltbank waren 2007 die ersten Emittenten, die entsprechende Anleihen ausgaben, um Projekte vor allem im Klima- und Umweltschutz zu finanzieren. Mit den politischen Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels haben Green Bonds inzwischen stark an Bedeutung gewonnen. So wurden im vergangenen Jahr grüne Anleihen mit einem Volumen von rund 90 Mrd. US-Dollar auf den Markt gebracht. Für das Jahr 2017 dürfte sich das Volumen nochmals deutlich erhöhen. Marktbeobachter gehen von neuen Anleihen im Wert von 150 Mrd. US-Dollar aus. Innerhalb von nur vier Jahren hätte sich das jährliche Emissionsvolumen damit mehr als verdreifacht. Einher ging diese rasante Entwicklung mit einer Vertiefung des Marktes, die es erlaubt, heute in eine Vielzahl unterschiedlich ausgerichteter Green Bonds zu investieren. So können sich Investoren an der Weiterentwicklung klimafreundlicher Projekte etwa in den Bereichen Windkraft, Fotovoltaik, Biogas oder auch in der Wasser- und Abfallwirtschaft beteiligen. Mittlerweile geben viele Banken, Unternehmen und sogar Kommunen Green Bonds aus. Paris etwa investiert die eingesammelten Finanzmittel unter anderem in neue Ladestationen für Elektroautos, Fahrradwege und eine energiesparende Straßenbeleuchtung. Allen Green Bonds ist gemeinsam, dass sich deren Emittenten verpflichten, die kompletten Emissionserlöse zur Finanzierung von Umwelt- und Klimaschutzprojekten zu verwenden. Gleichwohl existiert bis dato kein einheitlich geregeltes System, das den Begriff der Green Bonds klar definiert. Grundsätzlich kann jeder Anbieter eine grüne Anleihe begeben, solange damit ein nachhaltig ökologischer Zweck verknüpft ist. Emittenten müssen also weder grundsätzlich aus grünen Branchen kommen, noch müssen sie per se besonders hohen Nachhaltigkeitsstandards genügen. Jedoch lässt sich bei der Titelauswahl auf Fondsebene sicherstellen, dass die Erwartungen der Anleger bezüglich einer Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien auch erfüllt werden. Um das Vertrauen der Investoren in den Markt für Green Bonds zu stärken, wurde von verschiedenen Seiten der Versuch unternommen, freiwillige Standards am Markt zu etablieren. Hierzu zählen vor allem die Green Bond Principles der International Capital Markets Association (ICMA), zu deren Mitgliedern Union Investment zählt, die einen anerkannten Marktstandard zur Definition von Green Bonds bieten. Sie empfehlen Transparenz bei Mittelverwendung und -management, bei der Projektbewertung und -auswahl sowie bei der Berichterstattung. Die Einhaltung dieser Vorgaben wird über eine externe Prüfung verifiziert. Ähnliche Vorgaben finden sich in den Climate Bonds Standards der Climate Bonds Initiative, die Emittenten ebenfalls die Möglichkeit der Zertifizierung bietet.Green Bonds als Beimischung für das Rentenportfolio: Nach den Ergebnissen der jüngsten Investorenbefragung unseres Hauses setzen Stiftungen und Pensionskassen bei der Kapitalanlage in besonderem Maße auf Nachhaltigkeit. 77 % der Stiftungen und 64 % der Altersvorsorger integrieren entsprechende Investmentkriterien in ihre Anlageentscheidungen. Für 63 % der Stiftungen spielen dabei auch Klimaschutzaspekte eine bedeutsame Rolle. Bei den Pensionskassen liegt der Anteil bei 36 %. Die Vermögens­allokation beider Investorengruppen zeichnet sich zudem durch einen hohen Anteil an Rentenanlagen aus. Vor diesem Hintergrund dürften Green Bonds eine interessante Erweiterung des investierbaren Rentenspektrums sein. Schließlich eröffnen sie Investoren die Chance, gezielt in spezifische Umweltprojekte zu investieren und die entsprechende Verwendung der Mittel regelmäßig zu prüfen. Dies dürfte gerade für Stiftungen relevant sein, denn für 85 % von ihnen stellen die eigenen Werte den wichtigsten Grund für eine nachhaltig ausgerichtete Kapitalanlage dar. Hinzu kommt, dass die zu erwartende Volatilität bei Green Bonds niedriger ist als bei klassischen Unternehmensanleihen – bei vergleichbaren Renditechancen. Nicht zuletzt sorgt auch der zunehmende regulatorische Druck dafür, sich mit dem Thema Green Bonds zu beschäftigen. In einigen Ländern Europas zeigen sich heute schon unmittelbare Auswirkungen der Klimapolitik auf die Kapitalanlage. So sind zum Beispiel institutionelle Investoren in Frankreich jetzt schon dazu verpflichtet, regelmäßig über ihre nachhaltige Anlagestrategie sowie über die Klimaauswirkungen ihrer Kapitalanlagen zu berichten. Mit der Umsetzung der geänderten EU Pensionsfondsrichtlinie (IORP II) in nationales Recht müssen entsprechende Investoren auch hierzulande damit rechnen, künftig mögliche Klimarisiken in ihren Portfolios offenzulegen.Aktives Management gefragt: Gerade aufgrund noch nicht vollständig ausgereifter Standards sind die Unterschiede bei Green Bonds teils erheblich. Bei der Titelauswahl spielt daher aktives Management eine besonders wichtige Rolle. Bei Union Investment erfolgt die Selektion auf Basis einer fundamentalen Kreditbewertung in Kombination mit einer Nachhaltigkeitsanalyse der Emittenten. Durch Anwendung des auch bei anderen Nachhaltigkeitsfonds von Union Investment eingesetzten Nachhaltigkeitsfilters werden Papiere von Emittenten von vornherein ausgeschlossen, die zum Beispiel gegen Menschenrechte verstoßen oder Nuklearenergie produzieren. Auf diese Weise gelangen nur Titel von Unternehmen ins Portfolio, die über ein Geschäftsmodell verfügen, das unseren ESG-Anforderungen entspricht. Auf dieser Grundlage investiert unser Green-Bond-Fonds überwiegend in entsprechende Anleihen internationaler Emittenten, welche die Finanzmittel zur Finanzierung von Projekten mit direktem Umweltnutzen etwa in den Bereichen Windkraft und Solarenergie verwenden. Zusätzlich mischt der Fonds Anleihen von Unternehmen bei, deren Geschäftsfelder im Einklang mit den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung stehen. Dadurch wird die Diversifikation des Portfolios erhöht.