Ant Group fährt noch immer hohe Gewinne ein
nh Schanghai
Der von Chinas Finanzregulatoren seit Monaten hart angefasste Fintech-Konzern Ant Group scheint bislang nichts von seiner Ertragskraft eingebüßt zu haben. Vielmehr konnte er im ersten Quartal 2021 regelrecht aufdrehen und dürfte den Gewinn nach Steuern gegenüber dem vorangegangenen Schlussquartal 2020 um 50% auf 21,8 Mrd. Yuan (2,8 Mrd. Euro) gesteigert haben. Damit ist zumindest auf den ersten Blick nicht ersichtlich, dass der von heimischen Finanzregulatoren geforderte Konzernumbau das operative Geschäft bislang maßgeblich beeinträchtigt hat.
Hohe Abführung an Alibaba
Die Einschätzung beruht allerdings nicht auf einem offiziellen Gewinnausweis der Gesellschaft –der wird erst in einigen Monaten erwartet –, sondern auf der für das erste Quartal geleisteten Gewinnabführung an die genauso wie Ant vom chinesischen Entrepreneur Jack Ma gegründete „Schwestergesellschaft“ Alibaba Group Holdings, den führenden E-Commerce-Betreiber des Landes. Alibaba ist mit 33% an Ant Group beteiligt und hat in ihrem am Donnerstag, 13. Mai, vorgelegten Ergebnisausweis für das erste Quartal dieses Jahres von Ant eine Gewinnausschüttung von 7,2 Mrd. Yuan ausgewiesen.
Ant Group steht derzeit unter besonderer Beobachtung der Finanzmärkte, nachdem die Gesellschaft Anfang November 2020 kurz vor dem Start des potenziell weltgrößten Initial Public Offering (IPO) von Chinas Finanzregulatoren zurückgepfiffen wurde und das Unterfangen absagen musste. Dabei wurde offiziell geltend gemacht, Ants Publizitätsangaben im Börsenprospekt ständen nicht länger im Einklang mit einer frisch angestrengten Generalüberholung der Regulierungssystematik für chinesische Fintech-Adressen.
Gleichzeitig schien die chinesische Regierung aber auch eine persönliche Kampagne gegen den Ant- und Alibaba-Gründer Jack Ma zu fahren, nachdem sich dieser kritisch zu Chinas Finanzregulatoren und deren Umgang mit Technologieunternehmen und dem Fintech-Phänomen geäußert hatte. So gilt Ma derzeit als „Persona non grata“ und hat sich praktisch völlig aus dem öffentlichen Leben zurückziehen müssen.
Ant wiederum ist nun zum Gegenstand eines aufwendigen Restrukturierungsplans geworden, der eine Umwandlung in eine Finanzholding vorsieht. Dadurch soll das Fintech-Geschäft künftig den gleichen Regulierungs- und Eigenkapitalbestimmungen wie herkömmliche Finanzinstitute unterliegen. Dies bedeutet, dass Ant noch eine längliche Restrukturierungsphase durchmachen muss, bevor an eine Wiederbelebung der IPO-Pläne gedacht werden kann.
Während Ant nach Maßgabe der Konditionen des Börsengangs vom Start weg auf eine gewaltige Marktkapitalisierung von rund 350 Mrd. Dollar gekommen wäre, wird das Gebilde unter den neuen Umständen von Experten nur noch auf einen impliziten Marktwert von rund 150 Mrd. Dollar veranschlagt.