Fintech-Konzern

Ant Group findet Kompromiss

Chinas führender Fintech-Konzern Ant Group scheint nach wochenlangen Verhandlungen mit Chinas Finanzregulatoren einen ersten Durchbruch für einen von den Aufsehern geforderten Restrukturierungsplan erzielt zu haben. Wie aus chinesischen...

Ant Group findet Kompromiss

nh Schanghai

Chinas führender Fintech-Konzern Ant Group scheint nach wochenlangen Verhandlungen mit Chinas Finanzregulatoren einen ersten Durchbruch für einen von den Aufsehern geforderten Restrukturierungsplan erzielt zu haben. Wie aus chinesischen Finanzkreisen verlautet, wird Ant ihre weit verzweigten Finanzdienstleistungsgeschäfte, darunter Alipay, unter das Dach einer Finanzholdinggesellschaft stellen müssen.

Mit der neuen Struktur würde eine Ant Holding geschaffen, die als Gesamtgebilde voll unter die Regulierungsobhut der chinesischen Zentralbank sowie der Banken- und Versicherungsaufsicht CBIRC fällt. Künftig würde Ant dann ähnlich wie ein Bankkonzern entsprechende Kapitalunterlegungspflichten erfüllen müssen. Dem Vernehmen nach werden auch Ants Nicht-Finanzgeschäfte wie beispielsweise Blockchain-Technologie, Essenslieferungen und andere im Verbund mit Alibaba getätigte Engagements im Techsektor unter das Dach der Holding kommen.

Für Ant Group wird das neue Modell eine dramatische Abkehr von bisherigen Überwachungsgepflogenheiten darstellen, die den Geschäfts- und Wachstumsspielraum des bei Chinas Finanzstabilitätshütern angeeckten Fintech-Riesen deutlich einschränken dürften. Bislang konnte Ant Group unter Nutzung der Alipay-App ein gigantisches Geschäft mit Online-Kleinkrediten, Versicherungen und Vermögensverwaltungsdiensten betreiben, aber mit der Herkunft aus dem Technologiesektor weitgehend unter dem Radar der Finanzaufseher hindurchsegeln.

Der Restrukturierungsplan mit Holding-Struktur gilt als eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass sich die von Jack Ma kontrollierte Ant neue Hoffnungen auf einen Gang an die Börse machen kann. Anfang November war Ant Group auf bestem Wege, das weltgrößte Initial Public Offering (IPO) mit einer rekordhohen Kapitalaufnahme von über 37 Mrd. Dollar zu stemmen, bevor Chinas Aufseher in letzter Minute den Stöpsel zogen.

Als Grund für die Absage des Börsengangs galt ein kurz zuvor von den Behörden erlassener Richtlinienvorschlag zur strengeren Regulierung von Fintech-Geschäften, dem der Börsenprospekt von Ant keine Rechnung tragen konnte. Gleichzeitig wurde eine offensichtlich gezielte „Strafaktion“ gegen Ma gefahren, der sich kurz zuvor in einem Redeauftritt kritisch mit Chinas Finanzregulierern und ihrem mangelnden Verständnis für die Rolle von Tech im Finanzdienstleistungssektor auseinandergesetzt hatte. Dies scheint die verärgerte Parteiführung in Peking dazu bewogen zu haben, Ma und sein Firmenimperium radikal anzugehen.

Marktwert schrumpft

Marktteilnehmer betonen, dass die zum geplanten Emissionspreis Anfang November mit fast 350 Mrd. Dollar bewertete Ant Group wesentlich kleinere Brötchen backen muss. Gegenwärtig taxieren Experten sie auf einen impliziten Marktwert von nur noch gut 100 Mrd. Dollar. Wie aus dem am Dienstag veröffentlichten jüngsten Quartalsabschluss von Alibaba hervorgeht, konnte Ant Group in der von der Regulierungsaktion noch unbeeinflussten Dreimonatsperiode zum 30. September einen Gewinn von 14,5 Mrd. Yuan (1,8 Mrd. Euro) erzielen.