Ant Group muss sich sputen

Zeitfenster für Chinas Mega-Börsengang droht sich zu schließen - Emissionsbegleitende Banken stehen fest

Ant Group muss sich sputen

Der chinesische Fintech-Konzern Ant Group hat die regulatorischen Hürden für den potenziell größten Börsengang der Welt passiert. Viel Zeit bleibt jetzt nicht mehr, um das Vorhaben vor den befürchteten Marktturbulenzen infolge der US-Wahlen über die Bühne zu bringen. nh Schanghai – Chinas führende Fintech-Adresse Ant Group hat zu Wochenbeginn die wichtigen Voraussetzungen für den potenziell weltgrößten Börsengang unter Dach und Fach gebracht. Wie aus Hongkonger Finanzkreisen verlautet, hat der Börsenbetreiber Hong Kong Exchanges (HKEX) am Dienstag grünes Licht gegeben. Bereits am Montag hatte der chinesische Wertpapierregulator China Securities Regulatory Commission der Ant Group die Freigabe für den Marktauftritt in Hongkong erteilt. Nun kann der Börsenaspirant mit der Vermarktung für den Hongkonger Part des geplanten dualen Listings beginnen.Ant darf nun darauf hoffen, in Kürze auch die regulatorischen Genehmigungen für den geplanten parallelen Auftritt am relativ neuen Schanghaier Börsensegment Star Market zu erhalten, um das dortige Registrierungsverfahren abzuschließen. Zwar ist der Zeitplan eng gestrickt, doch dürfte es der Ant Group Marktteilnehmern zufolge gerade noch gelingen, das simultane Initial Public Offering (IPO) in Hongkong und Schanghai noch im Oktober über die Bühne zu bringen. Ursprünglich dürfte Ant einen etwas früheren Termin im Oktober angepeilt haben. Das relativ komplizierte regulatorische Procedere für das überhaupt erste duale Listing an der HKEX und am Star Market erwies sich jedoch als zeitraubend.Nun wird es etwas eng, weil ein anderes Datum einen reibungslosen und von Marktturbulenzen unbehinderten Börsengang kompromittieren könnte, nämlich die für den 3. November geplanten US-Wahlen. Es gilt in jedem Fall zu verhindern, dass der Ant-Börsengang in schweres Fahrwasser gerät, sollte ein chaotisches Wahlprozedere in den USA die Märkte vom 4. November an durcheinanderwirbeln. Dem Vernehmen nach sieht es Ant als ausreichend an, eine drei- bis viertägige Roadshow zur Vermarktung der Titel an institutionelle Investoren zu inszenieren. Damit müsste dann spätestens am kommenden Montag begonnen werden. Aramco überholtMittlerweile gilt für die von Ant anvisierte Kapitalaufnahme die stolze Summe von 35 Mrd. Dollar als Hausmarke. Am unteren Ende der Fahnenstange dürfte der Börsengang mindestens 30 Mrd. Dollar einspielen, wie es bei Experten heißt. Damit scheint praktisch sichergestellt, dass Ant Group den Auftritt des saudischen Ölgiganten Aramco als bislang weltgrößtem Börsengang mit 29,4 Mrd. Dollar in den Schatten stellen wird.Auch in einer anderen Hinsicht ist Ant Group drauf und dran, die Dimensionen für die Marktbewertung von Finanzinstituten zu sprengen. Die Analysten rechnen jedenfalls damit, dass Ant Financial zum Emissionszeitpunkt mit einer Marktkapitalisierung von bis zu 280 Mrd. Dollar aufwarten könnte und damit auf Anhieb in die Phalanx der wertvollsten Finanzhäuser auf dem Globus vordringen würde.Bei einer solchen Größenordnung würde Ant noch vor Bank of America und nur noch hinter J.P. Morgan Chase und der chinesischen ICBC bereits weltweit den dritten Platz unter den marktwertschwersten Finanzadressen erreichen. Da man durchaus davon ausgehen kann, dass die Begeisterung der chinesischen Anleger für eine heimische Tech-Adresse den Kurs in den ersten Handelstagen noch kräftig nach oben treibt, könnte Ant Group auch hier schon bald nach der Krone greifen.Was die Investorenansprache angeht, sind die Weichen bereits gestellt. Ant hat ein ganzes Geschwader von Investmentbanken rekrutiert, die den Börsengang auf beiden Seiten begleiten sollen. In der Hauptverantwortung für den Hongkonger Teil stehen als sogenannte Sponsoren der Emission Chinas führendes Investmentbankhaus China International Capital Corporation (CICC) und die drei amerikanischen Sektorriesen Citigroup, J.P. Morgan und Morgan Stanley. Als weitere Bookrunner der Hongkonger Emission sind dem Vernehmen nach kürzlich zudem die britische Barclays Group, der Hongkonger Ableger der chinesischen Großbanken Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) sowie Bank of China bestellt worden. Nur zwei heimische AdressenFür die Schanghaier Partie wiederum stehen die CICC und das Brokerhaus China Securities Corporation (CSC) als Joint Sponsors bereit. Dass hier nur zwei chinesische Adressen mit von der Partie sind, hat einen besonderen Hintergrund. Die Spielregeln am Schanghaier Star Market bedingen, dass die Sponsoren einer Emission sich mit einem Anteil von 2 bis 5 % an der Emission beteiligen, für die sie längere Haltefristen einhalten müssen.Dies ist eine Form der Kapitalbindung, die den US-Häusern nicht schmeckt. Darüber hinaus fungieren der US-Primus Goldman Sachs und die im chinesischen Aktienkapitalmarktgeschäft mit Technologieunternehmen stark involvierte Credit Suisse als sogenannte Joint Global Coordinators in einer übergreifenden Koordinationsrolle für eine reibungslose Unterbringung der Mammutemission.