Anwälte zahlen Höchstmieten
Die Finanzmetropole am Main steht im Fokus von Immobilieninvestoren. Vor allem der überschaubare Markt für die rund 40 Bürotürme (über 60 Meter hoch) hat es ihnen angetan. Die Nutzfläche in Wolkenkratzern wird zunehmend knapp, Mieten steigen, der Leerstand sinkt und neue Flächen sind ein rares Gut.wb Frankfurt – Knapp 40 Bürotürme hat die Finanzmetropole Frankfurt in ihrem “Core-Markt”. Die Bewertung der Wolkenkratzer – wobei die Wolken bei 60 Metern anfangen – in der einzigen deutschen Stadt mit einer wirklichen Skyline veranschlagen die Immobilienexperten von Colliers auf 16 Mrd. Euro und damit auf etwa 10 bis 15 % des gesamten Büromarkts der City. Der Markt boomt – nicht nur, aber auch wegen des absehbaren Brexit, berichtet Deutschlandchef Matthias Leube. Colliers International hat mit dem “Skyscraper Expert” den Markt genau unter die Lupe genommen. Infolge der starken Nachfrage habe sich der Leerstandabbau erheblich beschleunigt; per Ende Juni waren demnach nur mehr 61 000 Quadratmeter Bürofläche für eine kurzfristige Anmietung verfügbar, was einer Leerstandsquote von lediglich 3,7 % entspricht. Banken dominieren zwar den Hochhausmarkt mit knapp 50 % der Fläche gefolgt von Rechtsberatern mit 14 %, doch die Kanzleien zahlen für einen unverbaubaren Blick die höchsten Mieten. Sie schauen gerne auf andere herab und bevorzugen luftige Höhen jenseits von 70 Metern. Die Abschlussmieten dieser Zunft liegen laut Colliers mit über 32 Euro pro Quadratmeter über dem Schnitt von 30,70 Euro. Vor Banken rangieren noch Vermögens- und Finanzberater. Alter Spitzenwert fast erreichtDie Spitzenmieten – Türme seien im Schnitt fast ein Fünftel teurer als der Gesamtmarkt – sind in den vergangenen Jahren um 12 % auf 42,50 Euro gestiegen. Eine Prognose will Colliers zwar nicht wagen, doch lässt sich schließen, dass die Ende der 1980er-Jahre und Anfang der 2000er erreichten umgerechnet ungefähr 50 Euro in Reichweite gelangen dürften. Für neueste Wolkenkratzer könnten im Schnitt fast 35 Euro verlangt werden, wobei das Mietniveau mit den Etagen deutlich steige.”Hochhäuser prägen den Investmentmarkt”, sagt Leube. Kamen zwischen 2013 und 2017 rund 40 % des Volumens von internationalen Bietern, so sei eine Rückbesinnung deutsche Fonds auf den heimischen Markt zu beobachten: So ging gerade der Omniturm für 700 Mill. Euro an Commerz Real und der Tower 185 fand im Dezember für 775 Mill. Euro einen Erwerber in der Deka. Nahezu die Hälfte der Objekte sei aber im Besitz internationaler Käufer. Die Verteuerung liege auch an der Nachfrage nach Immobilien als Assetklasse. Der Anlagedruck der Investoren treffe im Hochhaussegment auf ein stark begrenztes Angebot und sorge für anhaltende Knappheit. Denn der Markt platze schon heute aus allen Nähten und der Ausweis neuer Flächen durch die Stadt lasse auf sich warten. Gut 250 000 Quadratmeter seien in den nächsten fünf Jahren in Bau oder Planung – bei einem “Take-up” von 700 000 Quadratmeter.Der Anteil der Türme am Transaktionsvolumen liege im Mittel 55 %. “Angesichts der gut gefüllten Pipeline ist für 2018 und 2019 von jenseits 60 % auszugehen”, sagt Leube. Dies habe die Rendite auf inzwischen 3,3 % sinken lassen. 2017 lag der durchschnittliche Kaufpreis je Quadratmeter für Türme in zentralen Lagen Frankfurts bei 9 000 Euro. Das sei zwar historisch viel, lasse aber im internationalen Vergleich viel Luft: In Hongkong seien es 70 000 Euro, in New York 60 000 und in London 40 000 Euro. Eine Überhitzung gebe es in Frankfurt nicht.