Apo-Bank investiert in Wachstum

Mehr Standorte und mehr Berater - Wechsel zu verbundexternem IT-Anbieter wird geprüft - Risikovorsorgebedarf sinkt

Apo-Bank investiert in Wachstum

Die Apo-Bank steuert gegen den Branchentrend. In dem aus ihrer Sicht zufriedenstellenden Geschäftsjahr 2015 baute sie weiter Personal auf und eröffnete neue Standorte. Heftige Kritik übt die größte genossenschaftliche Primärbank mit Blick auf die bevorstehende neue Systemmigration am IT-Dienstleister des Verbundes, der Fiducia & GAD IT.ski Frankfurt – Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apo-Bank) baut auf, wo viele ihrer Konkurrenten abbauen: Sie stellt Mitarbeiter für den Vertrieb ein und erweitert ihre Präsenz. Die größte genossenschaftliche Primärbank investiere sehr gezielt in Wachstum, betonte der Vorstandsvorsitzende Herbert Pfennig bei Vorlage der Geschäftszahlen für 2015. Konkret wuchs die Belegschaft um 77 Leute, darunter mehr als 60 neue Berater (überwiegend Anlagespezialisten), wobei gleichzeitig in den Zentralfunktionen durchaus Verschlankung angesagt ist. An Kliniken und Universitätskrankenhäusern hat die Standesbank des Gesundheitswesens in den vergangenen drei Jahren elf Standorte eröffnet. 2016 sollen noch Beratungsbüros in Frankfurt und München folgen. Ziel ist es, möglichst frühzeitig mit angestellten Heilberuflern und Studenten in Kontakt zu kommen.Insgesamt umfasst das stationäre Vertriebsnetz der Apo-Bank derzeit rund 80 Filialen, über die nach wie vor die wesentliche Kundenbindung stattfinde. Einige weiße Flecken auf der Landkarte des Instituts gibt es noch. Freilich gehen die Themen Digitalisierung und Omnikanalvertrieb auch an den Düsseldorfern nicht vorbei. So ist Pfennig zufolge seit kurzem ein neues Kundenservicecenter für telefonische und Online-Betreuung mit wichtigen Funktionalitäten wie in einer Filiale voll operativ. OmnikanalkonzeptDie “Online-Sprechstunde” speziell für Existenzgründungen nannte er als weiteres Beispiel für Schritte in Richtung eines integrierten Omnikanalkonzepts, in das auch in diesem Jahr investiert werden soll. Ferner sei man erste Kooperationen mit Finanztechnologieunternehmen eingegangen.Derweil bereitet die Verbund-IT der Apo-Bank Kopfzerbrechen. Wie mehrfach berichtet, ist das Institut vor vier Jahren von Eigenanwendungen auf das GAD-System “bank21” umgestiegen. Mittlerweile haben die beiden genossenschaftlichen Rechenzentralen zur Fiducia & GAD IT AG fusioniert, und das gemeinsame künftige Banksystem “agree21” basiert auf dem Fiducia-System, weshalb auf die Apo-Bank mit ihren sehr speziellen Anforderungen eine neuerliche Migration mit einem auf mehrere Jahre verteilten Aufwand wohl in niedriger dreistelliger Millionenhöhe zukommt. Pfennig regt sich darüber auf, dass sein Haus erst nach allen anderen rund 400 “GAD-Banken” migrieren und bis 2019 mit einem sterbenden System arbeiten solle, das schon heute den Stand der Regulatorik nicht komplett abbilde. Nach der Umstellung werde auch “agree21” nicht auf dem neuesten Stand sein.Die Apo-Bank halte es aber nicht durch, erst 2022 oder 2023 beispielsweise einen IFRS-Abschluss erstellen zu können, weil vorher die IT-Voraussetzungen dafür fehlten, während die EZB längst immer mehr Daten auf Basis internationaler Bilanzierung anfordere – die Apo-Bank ist die einzige direkt von der EZB überwachte genossenschaftliche Primärbank. Also prüft das Institut “bei aller Treue zum Verbund” derzeit auch externe Alternativen wie Kordoba oder SAP. Ein Ausschreibungsverfahren läuft. Man müsse schließlich wettbewerbs- und funktionsfähig bleiben und besondere regulatorische Pflichten erfüllen, so Pfennig.In der Erfolgsrechnung des vergangenen Jahres wirkte sich das Niedrigzinsumfeld, wenig überraschend, belastend aus. Der deutliche Zuwachs des Provisionsüberschusses konnte den Rückgang im Zinsergebnis und den nicht zuletzt regulierungsbedingten Kostenanstieg nicht voll kompensieren, so dass operativ, gemessen am Teilbetriebsergebnis, rund ein Zehntel weniger hängenblieb als im Vorjahr (vgl. Tabelle).Profitiert hat die Bank dagegen von einer deutlichen Entlastung beim Risikovorsorgebedarf. Vom nach oben revidierten Betriebsergebnis des Vorjahres, ursprünglich mit 133,8 Mill. Euro ausgewiesen, sind gedanklich 8 Mill. Euro an außerordentlichen Aufwendungen abzuziehen, die 2014 letztmalig im Zusammenhang mit strukturierten Wertpapieren angefallen waren.Die mehr als 107 000 Mitglieder, die mit ihren Geschäftsguthaben von 1,1 Mrd. Euro rund die Hälfte des Kernkapitals beisteuern, sollen eine unveränderte Dividende von 4 % erhalten. Die von der EZB festgelegte individuelle Mindestkernkapitalquote von 8,75 % wird weit übertroffen.