IT-Migration prägt Geschäftsjahr

Apo-Bank kämpft mit den Kosten

Das größte genossenschaftliche Primärinstitut kämpft gegen die hohen Kosten für die pannenbehaftete Migration seines Kernbankensystems. Operativ verdient die Apo-Bank mit ihrer Kundschaft aus dem Gesundheitssektor gut. In der Anlageberatung soll sich das Depotvolumen mehr als verdoppeln.

Apo-Bank kämpft mit den Kosten

ak Köln

– Die misslungene IT-Migration im Juni vergangenen Jahres hat in den Zahlen der Apo-Bank 2020 deutliche Spuren hinterlassen. Die Kosten-Ertrags-Relation schnellte um rund 5 Prozentpunkte auf 81,2% nach oben. Dennoch gelang es dem Institut, den Jahresüberschuss stabil zu halten. Das lag vor allem an einem um 9% ausgebauten Zinsüberschuss und einer niedrigeren Risikovorsorge.

Die IT-Migration, die zu tagelangen technischen Störungen für Kunden geführt hatte, habe die Bank summiert einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag gekostet, sagte Vorstandschef Ulrich Sommer. Konkrete Zahlen nannte er nicht. Die Größenordnung liege im Bereich des vorher veranschlagten Budgets, so Sommer. Mit ihren IT-Dienstleistern habe sich die Apo-Bank darauf verständigt, die entstandenen zusätzlichen Kosten für den Fehlstart aufzuteilen. Das größte genossenschaftliche Primärinstitut war mit seinem Kernbankensystem vom verbundeigenen IT-Dienstleister Fiducia& GAD zu Avaloq gewechselt. Das neue System funktioniere mittlerweile in den meisten Teilbereichen, es gebe allerdings noch an einigen Stellen Weiterentwicklungsbedarf. Sommer betonte auch: „Wir haben keinen nennenswerten Kundenschwund verzeichnet.“

Viele der Belastungen im abgelaufenen Jahr hat die Apo-Bank mit ihrem Schub im Zinsergebnis kompensiert. Es kletterte um fast 60 Mill. auf 750 Mill. Euro. Vorstandsmitglied Holger Wessling begründete das vor allem mit günstigeren Refinanzierungsbedingungen. Auch die Pandemiefolgen verliefen glimpflich. Nennenswerte coronabedingte Kreditausfälle seien bisher nicht zu verzeichnen.

Die Kosten für die IT-Migration hat die Apo-Bank vor allem im Verwaltungsaufwand verarbeitet, der nach einem Anstieg um 15% im Jahr zuvor noch einmal um 5% zulegte. Das Ziel des Vorstands lautet, die Kosten-Ertags-Relation im laufenden Turnus wieder unter 80% zu drücken und bis 2027 einen Wert von 70% zu erreichen.

Ergebnisbelastungen verbuchte die Apo-Bank jedoch auch von anderer Seite: Das sonstige betriebliche Ergebnis drehte deutlich ins Minus und fiel um gut 60 Mill. Euro schwächer aus als im Jahr zuvor. Auf Nachfrage führte das Institut Rückstellungen für Prozess- und Rechtsrisiken sowie Steuernachzahlungen an. Ob die Aufwendungen im Zusammenhang mit Cum-ex-Geschäften stehen, wollte die Bank nicht sagen. Die Apo-Bank hatte schon vor einiger Zeit mitgeteilt, im Abschluss 2019 Rückstellungen zu Cum-ex-Geschäften gebildet zu haben. Zu der Höhe ihrer Cum-ex-Vorsorge äußert sich das Institut nicht.

Dividende aufgeschoben

Unterm Strich blieb ein ganz leicht gestiegener Jahresüberschuss von 65Mill. Euro. „Mit diesem Ergebnis wären wir in der Lage, eine angemessene Dividende zu zahlen“, sagte Sommer. Doch die Apo-Bank will angesichts der kritischen Haltung der EZB zu Dividendenzahlungen im Bankensektor jetzt zunächst die für das Jahr 2019 bereits beschlossenen 2% Ausschüttung auszahlen und vom Jahresüberschuss 2020 rund 49 Mill. Euro auf neue Rechnung vortragen. Das entspräche 4% Dividende, die zu einem späteren Zeitpunkt fließen soll.

Auffallend deutlich ist die Bilanzsumme der Apo-Bank gestiegen. Sie wuchs um 20% auf fast 60 Mrd. Euro. Unter anderem habe die Teilnahme am Langfristtender der Europäischen Zentralbank zu dem Plus geführt. Wessling begründete das mit einer vorsichtigen Liquiditätsplanung, da im Frühjahr 2020 die Pandemiefolgen noch schwer abzuschätzen gewesen seien. Mit einem „Schluck aus der Pulle“ von 5 Mrd. Euro von der EZB habe die Bank einem eventuellem Liquiditätsbedarf ihrer Kundschaft aus dem Gesundheitswesen Rechnung tragen wollen. „Im Nachhinein war es vielleicht ein kleiner Schluck zu viel“, sagte Wessling.

Hehres Ziel für Anlagen

Das Ziel für 2021 lautet, das seit zwei Jahren rückläufige Teilbetriebsergebnis vor Risikovorsorge wieder zu steigern. Die Apo-Bank will das unter anderem durch ihren angestrebten Wachstumskurs in der Anlageberatung erreichen. Das Depotvolumen, das im vergangenen Jahr um 6% auf 10,4 Mrd. Euro wuchs, soll sich bis 2027 mehr als verdoppeln. Der Vorstand peilt 25 Mrd. Euro an.

Apo-Bank
Kennzahlen nach HGB
in Mill. Euro20202019
Zinsüberschuss750691
Provisionsüberschuss184175
Verwaltungsaufwand721684
Sonst. betriebl. Aufwendungen und Erträge      −29       35
Teilbetriebsergebnis vor Risikovorsorge      185      218
Risikovorsorge (operativ) 4043
Risikovorsorge (Reserve)3357
Betriebserg. vor Steuern111117
Jahresüberschuss6564
Cost-Income-Ratio (%)81,276,3
Bilanzsumme (Mrd.)59,449,6
Kundeneinlagen (Mrd.)33,229,2
Kundenkredite (Mrd.)38,237,3
Kernkapitalquote (%)16,315,2
Börsen-Zeitung