Halbjahreszahlen

Apo-Bank kaut weiter an IT-Debakel

Die misslungene IT-Migration im vergangenen Jahr ist für die Apo-Bank nicht ausgesessen. Die Kosten bleiben im Gesamtjahr hoch, gleichwohl stellt die Kreditgenossenschaft eine Dividende in Aussicht.

Apo-Bank kaut weiter an IT-Debakel

jsc Frankfurt

Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apo-Bank) kämpft weiter mit Folgekosten aus der IT-Migration im vergangenen Jahr: Auch in der zweiten Jahreshälfte werde ein Fokus darauf liegen, die Anwendungen weiter zu verbessern und die Reputation der Bank in der Kundschaft zu festigen, wie die größte genossenschaftliche Primärbank in Deutschland im Finanzbericht für das erste Halbjahr festhält. Der Verwaltungsaufwand, der im ersten Halbjahr mit 371 Mill. Euro leicht unter Vorjahresniveau lag, sei von Projekt- und Investitionskosten geprägt und werde leicht steigen.

Weil zugleich der Zinsüberschuss stagnieren und auch der Provisionsüberschuss nur leicht zulegen werde, sinke die Aufwand-Ertrag-Relation im Gesamtjahr voraussichtlich nur „unwesentlich“. Mit 81,2% hatte die Quote im vergangenen Gesamtjahr ein hohes Niveau erreicht und zeigt eine operative Schwäche der Düsseldorfer Bank an. Im ersten Halbjahr lag die Kennziffer mit 79,0% geringfügig darunter. Die Bank hat das Ziel, die Quote auf unter 70% zu senken. Der Verwaltungsaufwand steigt bereits seit Jahren (siehe Grafik).

IT-Kosten belasten

Die IT-Migration von dem genossenschaftlichen Dienstleister Fiducia&GAD zur Schweizer Avaloq im vergangenen Jahr war für die Bank holprig verlaufen: Das Budget wurde durch das Projekt insgesamt mit einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag belastet, wie Bankchef Ulrich Sommer im April erklärt hatte. Die Umstellung hatte seinerzeit zu tagelangen Störungen für Kunden geführt. Von ihrem Finanz- und IT-Vorstand Thomas Siekmann hat sich die Bank im Mai getrennt, einen Zusammenhang zur IT-Migration hat das Institut dabei aber nicht hergestellt. Die Apo-Bank sieht für 2021 „weitere Folgerisiken, deren Auswirkungen noch nicht gesamthaft abschätzbar sind“.

Im Kreditgeschäft spürt die Bank derweil eine geringe Nachfrage: Im ersten Halbjahr sagte sie Kredite in Höhe von 2,3 Mrd. Euro zu nach 2,9Mrd. Euro im Vorjahr. In der Kernzielgruppe der Heilberufe gehe die Zahl der Selbständigen zurück, heißt es im Bericht. Viele Menschen suchten wegen der Pandemie darüber hinaus seltener den Zahnarzt auf. Der Effekt werde auch im Gesamtjahr spürbar sein, schätzt die Apo-Bank.

Allerdings fallen im Vergleich zum Vorjahr auch mehrere Lasten weg: Die Risikovorsorge im operativen Geschäft fiel wie bei vielen anderen Banken mit 6 Mill. Euro deutlich geringer aus als im Vorjahr (siehe Tabelle). Zugleich erhöhte die Bank die allgemeine Risikovorsorge mit Reservecharakter auf 24 Mill. Euro. Einen speziellen Anlass dafür gebe es nicht, sagte eine Sprecherin.

Eine Rückstellung für eine Steuernachforderung von 49 Mill. Euro für Cum-ex-Geschäfte, die im Mai bekannt geworden war, hat die Bank bereits im vergangenen Jahr unter dem Posten der sonstigen Erträge und Aufwendungen verbucht. Hier steht im laufenden Jahr eine Entlastung an, da die Bank etwa Rückstellungen in Rechtsstreiten auflösen konnte oder Erlöse aus dem Verkauf einer Immobilie verzeichnet hat.

Im Zinsgeschäft profitiert die Bank vom Langfristtenderprogramm der EZB, das unter bestimmten Bedingungen eine günstige Refinanzierung erlaubt und derzeit auch andere Banken entlastet. Da der Darlehensbestand zugleich geringfügig sinke, werde der Zinsüberschuss unterm Strich stabil bleiben, schreibt die Apo-Bank. Der Provisionsüberschuss stagnierte jedoch trotz guter Börsenlage. Zwar stiegen die Erträge in der Vermögensverwaltung und im Wertpapiergeschäft mit privaten Kunden, zugleich warfen der Zahlungsverkehr und die Vermittlung von Versicherungen aber weniger ab.

Dividende geplant

Unterm Strich hat die Bank im ersten Halbjahr einen Jahresüberschuss von 37 Mill. Euro erzielt und damit etwas mehr als zuvor. Für das Gesamtjahr rechnet die Bank mit einer „deutlichen Erhöhung“ des Jahresüberschusses, der 2020 bei insgesamt 65 Mill. Euro lag. Neben einer „markanten Erhöhung“ der Gewinnrücklagen stellt die Bank ihren per Jahresmitte 115646 Mitgliedern eine „angemessene Dividende“ in Aussicht, und zwar „einschließlich einer nachgelagerten Beteiligung am Geschäftserfolg 2020“.

Apo-Bank
Kennzahlen nach HGB
1. Halbjahr
in Mill. Euro20212020
Zinsüberschuss358,9382,3
Provisionsüberschuss102,0103,2
Verwaltungsaufwand371,2374,6
Sonstiger betrieblicher Ertrag oder Aufwand13,2–7,3
Risikovorsorge (operativ)6,143,4
Risikovorsorge (Reserve)24,14,6
Betriebserg. vor Steuern72,755,6
Jahresüberschuss37,032,7
Aufwand-Ertrag-Rel. (%)79,079,3
Bilanzsumme (Mrd.)65,859,4
Kundenkredite (Mrd.)38,238,2
Hartes Kernkapital (%)16,314,2
Börsen-Zeitung